5000 Franken gingen baden
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Reisebüro zockt Daniel Kauz ab:5000 Franken gingen baden

Prozess vor Berner Gericht
Ex-Reisebüro-Chef prellte Kunden – 15 Monate Knast

Ex-Reisebüro-Betreiber Fritz S. musste sich Anfang Dezember wegen gewerbsmässigen Betrugs vor Gericht verantworten. Nun ist das Urteil da. In den Knast muss der Geschäftsmann nicht.
Publiziert: 17.12.2021 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2021 um 08:13 Uhr
Fritz S. nach der Gerichtsverhandlung am 7. Dezember in Bern.
Foto: Luisa Ita
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Statt seine Kunden auf Traumreisen zu schicken, nahm er sie aus. Fritz S.* (61) verkaufte munter Ferien, verwendete die Vorauszahlungen jedoch zur Tilgung früherer Schulden. Dafür wurde dem Ex-Reisebüro-Chef im Dezember vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland der Prozess gemacht. Der Vorwurf: gewerbsmässiger Betrug. 26 Parteien soll er um insgesamt 180'000 Franken gebracht haben.

Jetzt wurde das Urteil gefällt: 15 Monate Freiheitsstrafe, allerdings bedingt. In den Knast muss Fritz S. also nicht. Sollte der Ex-Reisebüro-Chef innert drei Jahren wieder straffällig werden, muss er aber hinter Gittern. Dazu wurden ihm die Verfahrenskosten auferlegt. Und natürlich muss er seine Schulden zurückzahlen.

Lebt einsam und zurückgezogen

Beim Prozess am 7. Dezember entschuldigte sich der 61-Jährige unter Tränen. «Es war keine Absicht», er beteuerte er. Nachdem alles den Bach runtergegangen sei, habe er sich so geschämt, dass er mehrere Wochen im Wald gelebt habe – bis ihm schliesslich das Geld für Nahrung ganz ausgegangen sei.

Auch einen Abschiedsbrief habe er bereits verfasst gehabt. Inzwischen lebe er in einer kleinen Wohnung, einsam und zurückgezogen. Er beziehe Sozialhilfe, auch psychisch sei er angeschlagen. Von seinem damaligen Lebenspartner habe er seit dem Konkurs nichts mehr gehört. Der habe ihn nur ausgenutzt.

Unterlagen waren vor Abreise nicht da

Einer der Geschädigten ist Daniel Kauz (52) aus Oberdiessbach BE. Er und seine Partnerin wollten im Herbst 2017 für 4920 Franken auf die kanarische Insel Lanzarote fliegen. «Aber etwa eine Woche vor der Abreise sind die Unterlagen immer noch nicht da gewesen», erzählte der selbständige Dachdecker im Mai 2021 im Gespräch mit Blick.

«Dann ist meine Lebenspartnerin in Belp vorbeigegangen – aber es klebte schon ein amtliches Siegel an der Tür», führte der Berner damals aus. So zahlte das Paar schliesslich für seine Ferien doppelt. (jmh)

*Name geändert

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