«Ich vermisse sie jeden Tag»
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Blanche Woiton (29) trauert:«Ich vermisse Georges und Gerda jeden Tag»

Schlägt der Mystery-Mörder heute wieder zu? – Die Opfer von Laupen BE waren für Blanche Woiton (29) wie Grosseltern
«Ich vermisse sie jeden Tag»

Vor zehn Jahren ermordete ein Unbekannter im Zürcher Seefeld eine Frau. Exakt fünf Jahre danach schlug der Mystery-Mörder wieder zu. Und tötete zwei Menschen, die für Blanche Woiton (29) wie Grosseltern waren. Jetzt spricht sie erstmals über die Tragödie.
Publiziert: 15.12.2020 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2021 um 07:37 Uhr
Luisa Ita

Blanche Woiton (29) kämpft mit den Tränen. Sie hält alte Bilder von Georges S.* (†74) und Gerda K.* (†64) in den Händen und sagt traurig: «Sie waren wie meine eigenen Grosseltern. Auch wenn wir nicht blutsverwandt waren, sie haben mir alles bedeutet.»

Das Rentner-Ehepaar wurde am 15. Dezember 2015 in Laupen BE brutal ermordet. Erst drei Tage später – am Geburtstag von Georges S. – fand der Sohn die Leichen von seinem Vater und dessen zweiter Ehefrau. Bis heute fehlt vom Mystery-Mörder jede Spur – zumindest fast. Er hinterliess in Laupen immerhin seine DNA.

«Sie waren herzensgute Menschen»

Den Ermittlern fiel auf: Es ist dieselbe DNA, die bei einem ungelösten Tötungsdelikt im Zürcher Seefeld exakt fünf Jahre zuvor gefunden wurde! Der Unbekannte hatte die Psychoanalytikerin Ana Maria M.* (†56) in ihrer Praxis erstochen – am 15. Dezember 2010.

Blanche Woiton (29) aus Aesch BL trauert um die Mord-Opfer aus Laupen BE. Das Rentner-Ehepaar schaut sie als ihre Grosseltern an.
Foto: Luisa Ita
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«Georges und Gerda haben diese Frau aus Zürich nicht gekannt», ist Blanche Woiton überzeugt. Sie kann sich nicht erklären, wer hinter den rätselhaften Morden steckt. «Sie waren herzensgute Menschen und hätten nie jemandem etwas zuleide getan. Im Gegenteil, sie haben immer allen geholfen», so die 29-Jährige aus Aesch BL.

«Es roch wie in einer Metzgerei»
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Mystery-Morde am 15. Dezember:«Es roch wie in einer Metzgerei»

Trabrennen als Familientradition

Gerne erinnert sie sich an früher. Ihre Mutter lernte kurz nach ihrer Geburt den Sohn von Georges S. näher kennen. Die beiden wurden ein Paar und zogen gemeinsam mit den späteren Mordopfern auf ein Pferdegestüt im Elsass (F). Dort verbrachte Blanche Woiton die ersten zehn Jahre ihres Lebens.

«Gerda hat mich immer sehr verwöhnt», schwärmt sie. Ihren «Grossvater» beschreibt die junge Frau als handwerklich begabt. Beide hätten eine Leidenschaft für Pferde gehabt. «Georges ist Trabrennen gefahren. Meine Mutter hat von ihm gelernt, und sie trainiert jetzt mich», erzählt Woiton mit einem traurigen Lächeln.

«Wir haben es aus dem BLICK erfahren»

Etwa im Jahr 2002 trennten sich die Wege der Patchwork-Familie. Doch der Kontakt brach nie ab: «Gerda und ich haben jeden Dienstag telefoniert. Meistens eine Stunde lang.» Auch am verhängnisvollen 15. Dezember versuchte die im Familienbetrieb tätige Allrounderin ihr «Omi» anzurufen – jedoch vergeblich: «Ich habe geahnt, dass etwas nicht stimmt.»

Am Samstag erfährt Woiton aus dem BLICK vom Todesdrama. Sie erinnert sich: «Wir haben das Haus in der Zeitung sofort erkannt.» Für die «Enkelin» bricht eine Welt zusammen.

Grosse Trauer

Dass der Mystery-Mörder auch fünf Jahre später noch immer nicht gefasst ist, ist für sie unerklärlich. Sie werde erst abschliessen können, wenn der Täter hinter Gittern ist: «Ich vermisse Georges und Gerda jeden Tag.»

* Namen bekannt

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