Blitz schiesst Storch von Dach
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Video von Leserreporter:Storch fällt am Sonntagabend nach Blitzeinschlag vom Dach

Schulhaus-Storch in Roggwil BE vom Blitz getroffen
«So etwas hatten wir in der Schweiz noch nie»

Beim Unwetter am Sonntagabend schlägt ein Blitz in ein Wohnhaus in Roggwil ein – und trifft einen Storch. Der Vogel fällt tot vom Dach. Für Peter Enggist, Geschäftsführer von Storch Schweiz, ist ein solches Unglück völlig neu.
Publiziert: 02.09.2024 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2024 um 17:33 Uhr
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Helena SchmidReporterin

Sein Leben lang beschäftigt sich Peter Enggist (78) mit Störchen, weiss alles über sie. Doch heute Montag ist selbst der Experte und Geschäftsführer von Storch Schweiz verblüfft. In den frühen Morgenstunden hat ein Blitz in Roggwil BE einen Storch vom Dach geschossen. «Das ist völlig neu. So etwas hatten wir in der Schweiz noch nie!», sagt Enggist zu Blick.

Ein Leserreporter hat die Szene per Zufall mit dem Handy gefilmt. «Ich war daheim und rauchte eine Zigarette vor dem Haus», erzählt er. Plötzlich – ein ohrenbetäubender Knall. «Ein Blitz schlug in den benachbarten Block ein. Man sieht, wie der Storch tot vom Dach stürzt.»

Sein Nest war auf einer Mobilfunkantenne

Laut Peter Enggist leben derzeit zwei Brutpaare in Roggwil. Eines hat sein Nest auf dem Schulhausdach gebaut, das andere auf einer Mobilfunkantenne. Beide Paare habe im Frühjahr Zuwachs bekommen. Nun ist klar: Der Storch, der getroffen wurde, gehörte zur Familie auf dem Schulhausdach.

Dieser Storch stürzte vom Dach eines Hauses in Roggwil, nachdem er vom Blitz getroffen worden war.
Foto: Leserreporter
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Offenbar hat das Tier während des Sturms auf einem Giebeldach im Dorf ausgeharrt. Dass Störche bei Gewitter in die Höhe flüchten, etwa auf ein Dach oder einen Baum, ist laut Experte Enggist normal: «Nur wenn sie extrem durchnässt sind, bleiben sie am Boden.»

Nasse Federn machen Fliegen schwer

Sind Störche auf Baumspitzen und Dächern den Unwettern nicht besonders ausgeliefert? «Wenn der Baum, auf dem sie sitzen, umstürzt oder ein Blitz einschlägt, können sie wegfliegen», erklärt der Storch-Experte.

Gefährdet seien in solchen Situationen vor allem die Jungtiere. «Sie haben weniger Erfahrung und eher Mühe, wegzufliegen, wenn ihr Gefieder nass ist», sagt Enggist.

Ob beim Unglück in Roggwil die Mutter, der Vater oder ein Jungtier ums Leben gekommen ist, wisse er noch nicht. Enggist: «Ich muss die Erkenntnisse aus dem Tierspital abwarten.»

Schulhaus-Störche seit 26 Jahren

Für die knapp 4400 Bewohner von Roggwil gehören die Störche auf dem Schulhausdach zum Dorfbild. Vor 26 Jahren haben sie sich dort niedergelassen – die Gemeinde widmet den Störchen einen eigenen Eintrag auf ihrer Website.

Demnach würden jedes Jahr vier bis fünf Eier auf dem Schulhausdach ausgebrütet. Meistens habe ein Jungtier überlebt. «Der Hauptgrund bei den Todesfällen der Jungen ist nasses, kaltes Wetter», schreibt die Gemeinde. Im aktuellen Fall war der Pechvogel einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

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