Serge F. (26) liegt nach Horror-Crash auf A1 im künstlichen Koma
Geisterfahrerin kracht in Bundesrats-Weibel

Schock für Alain Berset: Eine Geisterfahrerin kracht in seinen jungen Bundesratsweibel. Dieser musste ins künstliche Koma versetzt werden – ist aber ausser Lebensgefahr.
Publiziert: 10.02.2019 um 23:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2019 um 08:45 Uhr
Bundesrat Alain Berset (2. v. r.) am Vogel Gryff, dem nach dem Vogel benannten volkstümlichen Feiertag. Ganz rechts: Sein 26-jähriger Weibel Serge F.
Foto: Keystone
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Céline Trachsel
Céline TrachselReporterin

Sie verursachen fürchterliche Unfälle, sind ein Albtraum für jeden Autofahrer: Geisterfahrer auf der Autobahn. So wie in der Nacht auf Samstag. Serge F.* (26) fährt mit seinem Seat auf der A1 in Richtung Bern. Im Tunnel bei Gurwolf FR geschieht, was nicht passieren darf: Eine 34-jährige Geisterfahrerin kommt Serge F. entgegen, ausweichen ist fast unmöglich – es knallt!

Blech zerreisst, Scheiben splittern, die Bilder der Autowracks sind schlimm. Doch Serge F. überlebt den Aufprall, wie auch die Geisterfahrerin. Beide werden ins Inselspital gebracht. Serge F. liegt seither im künstlichen Koma. Er wird so schnell nicht wieder an seinen Arbeitsort – das Bundeshaus – zurückkehren. Der 26-Jährige ist Weibel an der Seite von Bundesrat Alain Berset (46).

Die stillen Schaffer im Hintergrund

Weibel begleiten die Bundesräte zu offiziellen Anlässen, im imposanten rot-weissen Talar und mit dem traditionellen Stab in der Hand. Doch so auffällig sie an öffentlichen Anlässen sind: Im Alltag sind sie die stillen Schaffer im Hintergrund, die schauen, dass das Räderwerk eines Magistraten funktioniert: Sie stehen dem Bundesrat bei all seinen Terminen zur Seite, empfangen Gäste, servieren Kaffee, bringen Kleider in die Reinigung und kaufen manchmal sogar Schuhe und Krawatten für den Chef. Bersets Departement konnte sich zum Unfall aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen nicht äussern. 

Serge F. ist ausser Lebensgefahr, wie Laurent Lässer, Mediensprecher der Kantonspolizei Freiburg, sagt. Auch die 34-jährige Geisterfahrerin ist weniger schwer verletzt, als zunächst angenommen. Doch warum fuhr sie auf der falschen Seite? Eine Verwechslung? Oder gar ein Suizidversuch? Die Polizei konnte die Verunfallten noch nicht befragen und kann zum Unfallhergang noch nichts sagen. 

Immer wieder Geisterfahrer

Warum geraten Autofahrer auf die falsche Seite der Autobahn? Manchmal sind es Drogen, wie bei einem 47-Jährigen, der im April 2018 auf 86 Kilometern durch die halbe Schweiz raste. Er trank und kokste und fuhr von Trübbach SG in Richtung Zürich, bis er in Horgen ZH gestoppt werden konnte. Der Italiener wurde kürzlich zu drei Jahren Knast – davon sechs Monate unbedingt – und zehn Jahren Landesverweis verurteilt. Ein anderer Grund kann, wie bei einer 42-jährigen Serbin, eine suizidale Absicht sein. Sie fuhr Ende Januar im Aargau absichtlich auf der falschen Seite, prallte dann in ein korrekt fahrendes Auto. Dabei verletzte sie sich. Und manchmal ist es schlicht das Alter: Anfang Jahr fuhr ein 83-Jähriger auf der A 14 bei Buchrain LU aus Versehen auf die falsche Seite, bemerkte seinen Fehler aber rasch. 

Warum geraten Autofahrer auf die falsche Seite der Autobahn? Manchmal sind es Drogen, wie bei einem 47-Jährigen, der im April 2018 auf 86 Kilometern durch die halbe Schweiz raste. Er trank und kokste und fuhr von Trübbach SG in Richtung Zürich, bis er in Horgen ZH gestoppt werden konnte. Der Italiener wurde kürzlich zu drei Jahren Knast – davon sechs Monate unbedingt – und zehn Jahren Landesverweis verurteilt. Ein anderer Grund kann, wie bei einer 42-jährigen Serbin, eine suizidale Absicht sein. Sie fuhr Ende Januar im Aargau absichtlich auf der falschen Seite, prallte dann in ein korrekt fahrendes Auto. Dabei verletzte sie sich. Und manchmal ist es schlicht das Alter: Anfang Jahr fuhr ein 83-Jähriger auf der A 14 bei Buchrain LU aus Versehen auf die falsche Seite, bemerkte seinen Fehler aber rasch. 

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Er widmet seine ganze Energie dem Beruf

Serge F. legte eine steile Karriere hin, machte die Lehre als Restaurationsfachmann und war bereits mit 23 Jahren Chef de Service in einem renommierten Restaurant in Solothurn. Nun, mit 26 Jahren, ist er bereits Bundesratsweibel. In einem früheren Interview sagte er, dass er seine ganze Energie seinem Beruf widme. Während der Woche lebt Serge F. in Bern zusammen mit seiner Katze. Das Wochenende ist für Familie und Freunde reserviert: Seine Pflegemutter lebt in Yverdon-les-Bains VD. Er pendelt oft zwischen der Romandie und Bern.

Die Katze muss jetzt seine Vermieterin füttern. Diese sagt geschockt zu BLICK: «So ein Unfall, das ist doch verrückt! Und das im Tunnel, da hat man ja keine Chance, um auszuweichen!» Und eine Nachbarin in Yverdon-les-Bains sagt: «Serge kam wenn immer möglich nach Hause zu seiner Mutter, wenn er freihatte.» Die Bilder der Autowracks machen sie nachdenklich. «Dass er darin überlebt hat, ist wahnsinnig.» 

*Name geändert

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