«Es fehlt einfach jemand»
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Eltern von Shayna S.«Es fehlt einfach jemand»

Todes-Crash in Frutigen BE: Marco H. (50) und Marianne S. (50) trauern um Tochter (†19)
«Shayna wurde einen Kilometer mitgeschleift»

Was für ein Drama in Frutigen BE. Eine junge Frau (†19) wird angefahren und gut einen Kilometer unter dem Auto mitgeschleift. Erst Stunden später wird sie auf einem Parkplatz gefunden. Jetzt konnte Blick mit den Eltern der verstorbenen Shayna S. sprechen.
Publiziert: 24.06.2024 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2024 um 13:49 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Es war ein schrecklicher Unfall am frühen Sonntagmorgen in Frutigen BE. Eine Fussgängerin wurde von einem Auto erfasst – und starb. Eine weitere Fussgängerin wurde ebenfalls angefahren und musste ins Spital gebracht werden. Die Kantonspolizei Bern schrieb bisher nur, dass es sich bei der Verstorbenen um eine 19-jährige Schweizerin handelt. Und: Dass der Halter des Fahrzeuges angehalten und für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht wurde.

Jetzt zeigen Recherchen von Blick: Bei der Verstorbenen handelt es sich um Shayna S.* aus der Region. Und: Ihre Eltern sind bereit, über ihren schweren Verlust zu sprechen. «Es geht uns den Umständen entsprechend gut», sagt Vater Marco H.* (50) verzweifelt, aber gefasst. «Wenn die Beerdigung kommt, wird alles wieder hochkommen.» Mutter Marianne S. (50) ist den Tränen nahe: «Es fehlt einfach jemand. Und Shayna wird nie mehr nach Hause kommen.»

Sie war am Grümpelturnier

Die 19-Jährige ging am Samstagabend ans Grümpelturnier nach Frutigen. «Sie sagte noch ‹Ade› und ging mit Kollegen hin», sagt Vater Marco H. «Sie war eine Lustige und ging gerne in den Ausgang.»

Marco H. (50, l.) und Marianne S. (50) trauern um ihre Tochter Shayna S., die gerade Mal 19 Jahre alt wurde und beim Unfall in Frutigen BE starb.
Foto: Ralph Donghi
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Auf dem Heimweg gegen 4 Uhr sei es dann passiert. Was genau, das habe ihnen die Polizei noch nicht gesagt. «Wir wissen nur, dass sie mit einer Kollegin unterwegs war», so der Vater weiter. «Auf der Höhe des Tennisplatzes sollen dann beide von einem Auto erfasst worden sein.» Die Kollegin seiner Tochter habe ausgesagt, dass sie keine Lichter gesehen habe, angefahren wurde und Shayna danach gefehlt habe.

«Gut einen Kilometer mitgeschleift»

Während die Kollegin betreut und dann mit einer Ambulanz in ein Spital gebracht wurde, wurde sofort nach Shayna gesucht. Was da noch niemand wusste: Die junge Frau war offenbar unter dem Unfallauto auf dem Brüggmatteweg mitgeschleift worden.

«Dort hat es ein Fahrverbot», weiss ihr Vater Marco H. inzwischen. Und: «Sie wurde gut einen Kilometer mitgeschleift.» Denn: Shayna wurde bei einem Parkplatz beim Schulhaus Kanderbrück unter dem Auto gefunden – tot.

Auch der Vater suchte nach ihr

Er sei selber auf der Suche nach ihr gewesen und gegen 9.30 Uhr an die Absperrung gekommen, so der Vater. «Als ich untendurch wollte, wurde ich zurückgehalten.» Zehn Minuten später habe er dann auf einem Bild den Schuh seiner Tochter identifizieren müssen. «Wer das war und wieso?», fragt der Vater. «Darüber bin ich noch nicht im Bild.»

Die Kapo Bern wollte auf Anfrage von Blick bezüglich des Fahrers keine weiteren Auskünfte geben.

Sicher ist: «Shayna war ein herrliches, junges Mädchen. Voll im Leben», wie der Vater weiter erzählt. Sie habe vergangenes Jahr die Lehre als Fachangestellte Gesundheit (FaGe) im Spital abgeschlossen und dort weiter arbeiten können. «Und jetzt ist sie bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen.» Ihre Kollegin habe eine Verletzung am Fuss erlitten und bleibe noch im Spital.

«Rückgängig kann man es nicht machen»

Die Mutter von Shayna S. sagt: «Es ist einfach nur schlimm, was passiert ist.» Sie sei nicht wütend auf den Fahrer. Man könne danach immer sagen, dass man dies oder das nicht hätte tun sollen. Aber: «Rückgängig kann man es nicht machen.» Nicht zuletzt deswegen geben die Eltern eines der letzten Fotos ihrer Tochter zur Veröffentlichung frei.

Am Sonntag konnten die Eltern ihre Shayna nochmals sehen und Abschied nehmen. «Ihr Gesicht hat nicht so schlimm ausgesehen», sagt Vater Marco H. Sie bleibe jetzt noch in der Rechtsmedizin. Dann werde man sie beerdigen. «Wo Shayna ihre letzte Ruhe findet – das wissen wir noch nicht genau.»

* Namen bekannt

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