Vor 20 Jahren wütete schon einmal ein Unwetter in Brienz BE
«Das Wasser kam von allen Seiten»

Das Unwetter in Brienz BE vom Montagabend hat böse Erinnerungen an den August 2005 geweckt: Damals trat der Glyssibach über die Ufer und verwüstete Teile des Dorfs. Ein Rückblick.
Publiziert: 13.08.2024 um 13:03 Uhr
|
Aktualisiert: 13.08.2024 um 21:36 Uhr

Die Unwetter-Verwüstungen in Brienz erinnern an die Unwetter aus dem Jahr 2005. Heftige Regenfälle zogen damals über die Schweiz – sechs Menschen verloren dabei ihr Leben. Der Kanton Bern war besonders von den Unwettern betroffen. In Brienz starben zwei Menschen. 

Der Glyssibach zog eine Schneise der Verwüstung mitten durch das Dorf. Der Schlamm türmte sich meterhoch, zahlreiche Gebäude waren zerstört oder stark beschädigt. Die Menschen versuchten, ihr Hab und Gut zu retten. 

«Wir mussten flüchten»

«Das Wasser kam von allen Seiten», sagte ein Brienzer Dorfbewohner gegenüber SRF. Er war die ganze Nacht mit Aufräumarbeiten beschäftigt, bis es zu gefährlich wurde. «Wir mussten flüchten.»

Vor 20 Jahren zogen heftige Unwetter über die Schweiz. In Brienz starben zwei Menschen.
Foto: Keystone
1/7

Der damalige Gemeindepräsident von Brienz, Peter Flück, hatte Tränen in den Augen, als er mit dem Helikopter das Dorf überflog und das Ausmass der Schäden sah.

2005 verursachte Hochwasser auch andernorts im Berner Oberland grosse Schäden. So richtete etwa der Chirelbach im Diemtigtal grosse Schäden an und verwüstete Oey.

Schäden in Höhe von 190 Millionen Franken

Das Hochwasser hatte grosse Auswirkungen auf den Tourismus: In Grindelwald wurden 8,5 Prozent weniger Übernachtungen gebucht als im gleichen Monat im Vorjahr. Und auch die Gebäudeschäden waren enorm: Die Gebäudeversicherung errechnete später Schäden von 190 Millionen Franken im Berner Oberland. Dazu kamen Schäden an Infrastrukturen.

Bereits 1999 war der Kanton Bern nach einem aussergewöhnlich schneereichen Winter von Hochwassern heimgesucht worden. Hochwasserschutzprojekte wurden angedacht, aber nicht überall mit gleicher Verve vorangetrieben. 2005 ging dann ein Ruck durch Politik und Bevölkerung. Kanton und Gemeinden zogen nun beim Hochwasserschutz am gleichen Strick. Seither flossen Hunderte Millionen Franken in Hochwasserprojekte.

In Thun etwa wurde ein Entlastungsstollen an der Aare gebaut, ebenso am Lyssbach in Lyss. Gemeinden schieden Überflutungszonen für den Hochwasserfall aus, Bach- und Flussabschnitte wurden renaturiert oder wo nötig Hochwasserschutzbauten errichtet. So auch in Brienz.

Gedenkfeier zum Jahrestag

Genau ein Jahr nach dem Unglück 2005 gab es in Brienz eine Gedenkfeier – Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Betroffene und Medienschaffende nahmen teil. Vor dem ehemaligen Gemeindehaus Glyssibach versammelten sich über hundert Menschen, um die Geschehnisse gemeinsam aufzuarbeiten. Die Einwohnergemeinde Brienz präsentierte das Buch «Die Veränderung – Unwetter 2005 in Brienz», welches an die Ereignisse erinnern soll. 

Der Dorfbewohner Alfred Fischer erzählte an der Gedenkfeier, dass es ein besonderes Gefühl sei, von einer Minute auf die andere, kein Zuhause mehr zu haben. Trotzdem fürchte er sich nicht, weiterhin in Brienz zu wohnen. «Wir sind gesund, und das ist unbezahlbar.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?