«Wenn man da zu schnell draufbrettert, gibts wahrscheinlich Probleme»
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LKW-Chauffeur Vassili Z.*:«Wenn man da zu schnell draufbrettert, gibts wahrscheinlich Probleme»

Blick beim Technologie-Monster auf der A1
Die Astra-Bridge sorgt für Stau-Ärger

Wegen der neuen mobilen Autobahnbrücke staute es am Mittwochmorgen auf der A1 von Luterbach SO bis nach Egerkingen SO. Das sind über 20 Kilometer. Die Brücke sollte eigentlich Stau verhindern.
Publiziert: 14.04.2022 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2022 um 08:05 Uhr
Beat Michel

Wer am Mittwoch Morgen auf der A1 in Richtung Bern unterwegs war, brauchte zwischen Egerkingen SO und Luterbach SO viel Geduld. Die neue mobile Autobahnbrücke vom Astra liess den Berufsverkehr erst mal zusammenbrechen. In Richtung Bern lief über Stunden nichts.

Dabei ist die Astra-Bridge eine weltweit einzigartige Anlage. Auf einer Länge von 100 Metern kann ein Autobahnabschnitt saniert werden, ohne den Verkehr umleiten zu müssen. Autos und Lastwagen fahren über die Baustelle, statt daneben vorbei. Wie ein Tatzelwurm kann sich das Unikum danach selbständig zum nächsten Baustellenabschnitt verschieben. Ein Technologie-Monster.

Brummifahrer sind skeptisch

Tatsache ist, die Einführung verläuft etwas durchzogen. Auch als die Brücke geöffnet ist, fliesst die Verkehrsschlange noch nicht so schnell ab. Die Lastwagenfahrer sind skeptisch. Wenn sie auf die Rampe fahren, bremsen sie bis auf weniger als 20 km/h runter. Manche bremsen ganz ab und schauen sich die Auffahrt erst mal genau an.

Über die «Astra-Bridge» kann der Verkehr zweispurig mit 60 Km/h fahren. Dank den Rädern kann sich die Brücke wie ein Tatzelwurm selbständig zur nächsten Baustelle verschieben.
Foto: Beat Michel
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Blick sprach auf der ersten Raststätte nach der Brücke mit Lastwagenfahrern. Werner B.*, Fahrer eines Sattelschleppers aus dem Thurgau mit einer Lebensmittelladung, sagt: «Wenn ich da mit den erlaubten 60 km/h drauf gefahren wäre, hätte sich die Ladung gelöst. Ganz gleich, wie gut ich alles fixiert habe. Ich bremse da ganz runter. Ich habe nicht verstanden, für was das gut sein soll.»

Auch Trucker Vassili Z.* mit einem Lastwagen aus Deutschland hat in seinen 15 Jahren als Chauffeur noch nie eine solche Brücke gesehen. Er ist beeindruckt: «Klar, man muss langsam auf die Rampe. Aber wenn es keinen Schnee hat, kommt man da ohne Probleme drüber. Mir gefällt die Brücke.»

Ein dritter Trucker fährt von der Autobahn und kontrolliert auf der Raststätte erst mal seine Ladung. Und tatsächlich: Ein hoher Kasten ist von der Palette gekippt, aber der war auch nicht richtig gesichert. Er flucht auf russisch.

Astra erklärt Brücken-Stau

Mittlerweile ist es zehn Uhr, der Verkehr fliesst flüssig über die Astra-Bridge. Die Verzögerung beträgt laut Google zwei Minuten. Unter der Brücke fahren die Maschinen zur Sanierung des Belags auf. Folgt jetzt beim nächsten Stossverkehr der nächste Stau? Das Astra winkt ab. Am Mittwoch habe sich die Verschiebung der Brücke um eine Stunde verzögert, «Beim nächsten Mal wird das nicht mehr passieren», verspricht Astra-Sprecher Samuel Hool.

Ein Problem bei der Brücke sei, dass die Art von Brücke noch kaum bekannt sei. Er sagt: «Dies führt teilweise zu einer sehr vorsichtigen Fahrweise bei der Überquerung, was zu Stau führen kann. Nach einer gewissen Gewöhnungszeit wird sich der Verkehrsfluss verbessern.»

Ausführliche Tests

Dass manche Chauffeure Angst um ihre Ladung haben, sei unbegründet. Samuel Hool erklärt: «Wir haben die Brücke ausgiebig getestet. Die Geometrie und der Auffahrtwinkel entspricht der bereits seit 2010 bewährten Fly-Over-Rampe. Sie kann mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h sicher befahren werden.»

*Namen geändert

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