«Wir haben praktisch keine Omikron-Fälle auf der IPS»
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Infektiologe Huldrych Günthard:«Wir haben praktisch keine Omikron-Fälle auf der IPS»

Blick-Umfrage bei den 20 grössten Spitälern
Fast nur Delta-Patienten auf den Schweizer Intensivstationen

Dass Omikron ungefährlicher ist als andere Corona-Varianten, vermuten Experten schon lange. Eine Blick-Umfrage in den Spitälern bestätigt dies nun: Auf den Intensivstationen liegen fast nur Delta-Patienten!
Publiziert: 22.01.2022 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2022 um 09:35 Uhr
Fabian Vogt

Omikron ist ansteckender als Delta. Omikron ist aber auch harmloser. Diese Tatsachen waren für Experten schnell klar. Doch die Sorge war: Weil sich Omikron so viel schneller überträgt, reicht auch eine tiefere Gefährlichkeit, um das Gesundheitssystem an den Anschlag zu bringen. Wenn beispielsweise zehn Prozent von 100 Delta-Patienten ins Spital müssen (10), sind dies weniger, als wenn fünf Prozent von 500 Omikron-Patienten ins Spital kommen (25). Die Taskforce des Bundes etwa warnte kürzlich vor einer Monsterwelle, die Ende Januar 30 Prozent der Bevölkerung erwischen und zu einer Ausnahmesituation in den Spitälern führen könnte.

Doch nun zeigt sich in den Daten: Diese Befürchtungen waren unbegründet! Denn Omikron scheint noch weniger gefährlich, als die grössten Optimisten gehofft hatten.

«Intensivstation hat sich fast vollständig geleert»

Seit Wochen vermeldet die Schweiz Rekordzahlen bei den Ansteckungen, 37'992 Fälle waren es allein am Freitag. In den Spitälern aber gibt es keine Höchststände. Es werden ungefähr gleich viele Patienten wegen Corona eingeliefert wie noch im Dezember, als die Fallzahlen teilweise vierstellig waren. Und obwohl sich die Ansteckungen erst rund zwei Wochen später in den Spitalzahlen zeigen, sind die Experten unterdessen ziemlich beruhigt. Der Bundesrat hat Lockerungen der Massnahmen beschlossen und weitere in Aussicht gestellt.

Die Lage auf den Intensivstationen beruhigt sich trotz Rekord-Fallzahlen. (Bild: IPS am Zürcher Stadtspital Triemli)
Foto: Keystone
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Noch erfreulicher ist die Situation bei den ganz schlimmen Verläufen. «Die Intensivstation hat sich bei uns fast vollständig geleert von Covid-Patienten», sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri diese Woche an einer Pressekonferenz. Ein einziges Intensivbett im Kanton sei derzeit von einem Covid-Patienten belegt. Ein Blick auf die Zahlen des Bundes bestätigt diese Tendenz: Die Zahl der Intensivpatienten ist seit Wochen eher rückläufig, am Freitag lag sie bei 240. Und von den derzeit dort liegenden Patienten dürfte eine sehr grosse Mehrheit wegen Delta eingeliefert worden sein.

Kaum ein Omikron-Patient auf der IPS

Blick hat die 20 grössten Schweizer Spitäler gefragt, wie viele der Corona-Intensivpatienten positiv auf Omikron getestet wurden. Die meisten weisen dies nicht aus, auch der Bund führt zu dieser nicht unwichtigen Zahl keine Statistik. Doch wer es tut, hat gute Neuigkeiten: In den Zürcher Stadtspitälern Waid und Triemli liegen sieben Corona-Patienten auf der Intensivstation, keiner davon mit Omikron. Im Genfer Unispital sind es zwei von 19, im Kantonsspital St. Gallen «vermutlich» 0 von 8, wie ein Sprecher sagt.

Die Berner Insel-Gruppe teilt mit, man gehe davon aus, «dass ein wesentlicher Anteil der Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation noch von der Delta-Variante betroffen ist». Und Huldrych Günthard, Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich, sagt: «Auf der Intensivstation gibt es Omikron praktisch nicht.» Und wenn doch, liege bei einem betroffenen Patienten sonst noch ein schweres Grundleiden vor.

Trotz all dieser erfreulichen Nachrichten ist auch klar: Wir sind noch nicht über den Berg. Die angefragten Spitäler gehen zumeist davon aus, dass die Hospitalisierungszahlen in den kommenden Wochen ansteigen könnten. Ob sich dies allerdings negativ auf die Zahlen der Intensivstationen auswirken wird, können die Experten nicht sagen. Auch diesbezüglich war die Stimmung schon pessimistischer. Der Peak der Pandemie wird für Ende Januar oder Mitte Februar erwartet.

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