Brutalo-Fights und Schiesstraining
Rechtsextreme Szene in der Westschweiz wächst

Sie sind jung, hip und rechtsextrem. Im Schatten der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen haben sich gewalttätige Fans des Front National formiert. Ihre völkische Propaganda verbreiten sie in poppiger Verpackung, statt Glatzen stellen sie bei ihren Aufmärschen Hipster-Frisuren zur Schau.
Publiziert: 23.04.2017 um 12:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:16 Uhr
Stolz posieren die Rechtsextremen-Schläger nach dem Kampftraining.
Fabian Eberhard

Auch in der Schweiz fühlen sich Rechtsextreme durch die fremdenfeindlichen Parolen des Front National bestärkt. Erstmals seit knapp zehn Jahren haben militante Gruppierungen in der Romandie wieder Zulauf. Ihren Hass auf Muslime und Linke leben die jungen Mitglieder immer offener aus – wie ihre Vorbilder im Nachbarland.

Die neuen Extremisten aus der Westschweiz sind mit ihren Gesinnungskameraden in Frankreich eng vernetzt. Gemeinsam organisieren sie Demonstrationen, Fussballturniere und geheime Kampftrainings.

An vorderster Front ist die Gruppe Résistance Helvétique (helvetischer Widerstand) mit dabei. 2014 im Wallis gegründet, hat sie heute Ableger in den Kantonen Genf, Waadt und Freiburg. Erklärte Ziele der Organisation: Abschaffung des Asylrechts, Einführung der Todesstrafe, Auflösung sämtlicher Parteien.

Im Geheimen veranstalten die Neorassisten brutale Kampftrainings, zuletzt am 1. April. Ein Video zeigt, wie Extremisten aus Frankreich und der Schweiz in einem Keller brutal aufeinander losgehen. «Die Kämpfe haben unsere Kameradschaft gestärkt», vermeldeten sie danach auf Facebook.

Rechtsextreme Szene in der Westschweiz wächst
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Brutalo-Fights:Rechtsextreme Szene in der Westschweiz wächst

Andere Treffen verlaufen weniger gewalttätig, dafür politisch umso radikaler. Im Sommer 2016, an einem Treffen in Genf, hetzte ­Alexandre Gabriac aus Frankreich gegen Andersdenkende. Er ist Gründer und Chef einer neofaschistischen Jugendorganisation – und war früher Politiker des Front National. 2011 schloss ihn die Partei wegen Verwendung des Hitlergrusses und antisemitischer Schimpftiraden aus.

Schweizer Anführer bunkerte Waffen-Arsenal

Die Résistance Helvétique ist nur ein Teil des Westschweizer Rassisten-Netzwerks. Doch auch andere Gruppen wachsen. Besonders aktiv ist die Egalité et Réconciliation Suisse mit fast 14 000 Fans auf Facebook: «Gleichheit und Versöhnung». Was sich übersetzt harmlos anhört, ist eine länderübergreifende Bewegung mit fanatischen ­Anhängern, gegründet vom judenfeindlichen Schriftsteller Alain Soral. Auch er hat über Jahre hinweg für den Front National gearbeitet.

In der Schweiz fungiert Behnam N.* als Anführer. In den letzten Jahren hat er wiederholt Schiesstrainings für Gleichgesinnte organisiert. Vor knapp einem Jahr stürmte die Genfer Polizei seine Wohnung und beschlagnahmte Dutzende Waffen – mehrere Kalaschnikows, eine Pumpgun, Maschinenpistolen, ein Sturmgewehr, 30 Karabiner und Munition.

*Name der Redaktion bekannt

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