«Ich bin alles andere als rassistisch»
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Vorwürfe gegen Transport-Firma:«Ich bin alles andere als rassistisch»

Cervelat essender Eidgenosse gesucht
St. Galler Transportfirma empört mit rassistischem Job-Inserat

Ein Transportunternehmen in Rossrüti SG sucht via Inserat einen Chauffeur, der auch gerne mal Schweinssteaks und Cervelats isst. Die SP ist empört, hält dem Unternehmen Ausländerhass vor.
Publiziert: 17.04.2019 um 13:36 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2019 um 18:49 Uhr
Das St. Galler Transportunternehmen Schärer Transport AG sucht einen «Eidgenossen» als Lieferwagenchauffeur.
Foto: Screenshot/Wiler Nachrichten
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Das St. Galler Transportunternehmens Schärer Transport AG aus Rossrüti SG ist per Zeitungsinserat auf der Suche nach einem Lieferwagenchauffeur. Die Firma hat dabei klare Vorstellungen, was ihren zukünftigen Angestellten anbelangt. «Wir suchen einen teamfähigen Eidgenossen als Chauffeur aus der Region Wil oder der näheren Umgebung», heisst es in der Stellenanzeige, die in der aktuellen Ausgabe der «Wiler Nachrichten» abgedruckt wurde.

Voraussetzung, um eine Chance auf den Job zu haben, sei eine «abgeschlossene Schweizer Schulbildung». Ausserdem wird bei der Schärer Transport AG ein familiärer Umgang gepflegt. «Als Familienbetrieb legen wir Wert auf ein gutes Miteinander und setzen uns am Feierabend auch gerne einmal zu Schweinssteak und Cervelat zusammen», heisst es weiter.

«Kein rassistischer Gedanke dahinter!»

Für das Stelleninserat hagelt es von der SP jetzt scharfe Kritik, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Der Präsident der SP MigrantInnen St. Gallen, Bujar Zenuni, empört sich auf Facebook: «Dies ist wahrscheinlich das erste Stelleninserat, das explizit erwähnt, was am Feierabend zu essen sei. Es sendet ein klares Signal an jüdische, muslimische oder vegetarische Menschen.»

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Die SP MigrantInnen St. Gallen fordern die Geschäftsleitung der Schärer Transport AG auf, sich für den diskriminierenden Text zu entschuldigen.

BLICK hat die Speditionsfirma besucht. Co-Geschäftsführerin Petra Schärer sagt zu BLICK: «Das ist aus einem absoluten Jux entstanden. Da war kein rassistischer Gedanke dahinter.»

Vor einiger Zeit hätten zwei Leute bei der Firma schnuppern wollen. Unter ihnen war aber auch ein «Sensibler» dabei. «Er konnte mit der lauten Art eines Vorarbeiters, der einen Hörschaden hat, nicht umgehen», erzählt sie. Am Abend habe man sich gefragt, wie man denn jemanden finden könnte, der zur Firma passt.

«Rechter Schweizer Mann braucht eine Cervelat»

«Wir wollten einen richtig guten Lehrling, einen ‹Rächten›. Und weil unser Vorarbeiter auch ein Jodel-Fan ist, haben wir uns vom Lied ‹Ein rechter Schweizer Mann braucht eine Cervelat› inspirieren lassen», sagt Schärer.

Gegen den Vorwurf des Rassismus wehrt sie sich. «Wir haben in unserem Betrieb verschiedene Nationen, ich selbst komme aus dem Vorarlberg», begründet sie. Wenn es nun rassistisch Verstanden werde, dann sei das ein Missverständnis. Und sie folgt mit einer Entschuldigung: «Mir tut es leid, wenn sich jemand angegriffen fühlt.»

«Ein robuster Kerl»

Die Verzweiflung bei der Firma muss gross gewesen sein. «Wir wollten einen robusten Kerl bei uns haben, der etwas aushält und mit beiden Beinen im Leben steht.» Der Hinweis aufs Cervelat sei mehr ein Versuch gewesen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren: «Wir sitzen ab und zu zusammen, werfen ein Cervelat oder ein Steak auf den Grill.»

Sie betont auf Anfrage, dass auch Ausländer sich bewerben können: «Ich wüsste nicht, wieso das nicht möglich sein sollte. Solange man Praxis-Erfahrung hat und die deutsche Sprache beherrscht, ist es möglich, dass auch ein Ausländer die Stelle bekommt.»

Glarner kommt wieder mit Gratis-Cervelat

Wo ein Cervelat-Aufschrei ist, ist SVP-Mann Andreas Glarner nicht weit: Auf Facebook empörte sich der Aargauer Politiker darüber, dass Arbeitgeber «nicht einmal mehr frei» seien zu entscheiden, welchen Arbeitnehmer sie wollen. Er beendete sein Statement mit einem Versprechen: «Dieser Firma spendiere ich die Cervelats für den nächsten Grillabend.»

Er greift nich zum ersten Mal ins Cervelat-Portemonnaie: 2018 versprach er «2000 Cervelats» bereitzustellen, nachdem er die Volksseele wegen eines vermeintlichen Cervelat-Verbots an einem Vereinsanlass hochkochen liess. (laa/pma/rad)

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