«Wird in zwei Jahren nicht mehr das grosse Thema sein»
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Daniel Koch über Corona
«Wird in zwei Jahren nicht mehr das grosse Thema sein»

Zu Beginn der Corona-Krise hing die Schweiz an seinen Lippen. Dann ging Daniel Koch (65) in den Ruhestand. Still wurde es aber nicht um ihn. Wie er die Zeit als Mr. Corona erlebte und die Situation für die Schweiz jetzt einschätzt, sagte er beim Swiss Media Forum.
Publiziert: 06.11.2020 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2020 um 20:20 Uhr
Daniel Koch sprach am Swiss Media Forum über seine Zeit als Mr. Corona und die Zeit danach.
Foto: Screenshot SwissMediaForum
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Daniel Koch (65) manövrierte die Schweiz durch die erste Corona-Welle. Ruhig, gelassen, unaufgeregt. So zeigte sich der ehemalige Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten des BAG auch am Freitag beim Swiss Media Forum. Dort reflektierte er über seine Zeit als Mr. Corona und seine Zeit danach.

Doch zuerst ging es um das Hier und Jetzt. Gleich die erste Frage thematisierte die aktuelle Corona-Situation in der Schweiz. Was meint Mr. Corona dazu? «Wir sind voll in der zweiten Welle. Dieser Anstieg, der muss gebrochen werden, sonst wird es auf den Winter hin sehr schwierig», so die Einschätzung von Koch. Die Massnahmen des Bundesrates hält er für sinnvoll. Doch darauf komme es gar nicht an.

Der 65-Jährige betonte: «Es sind nicht die Massnahmen, die entscheidend sind, sondern das Verhalten der Bevölkerung.» Daher sei die richtige Kommunikation auch so wichtig.

«Wir wollten keine Kriegskommunikation für eine Pandemie»

Es gehe darum, die Informationen so zu vermitteln, dass keine Angst in der Bevölkerung entstehe, die Menschen aber gleichzeitig verstehen, wie wichtig die Umsetzung der Massnahmen ist. Hier müsse immer wieder die richtige Balance gefunden werden – auch bei den Schweizer Medien.

Angst zu schüren sei aber niemals der richtige Weg gewesen. «Wir wollten keine Kriegskommunikation für eine Pandemie. Weil eine Pandemie nicht mit einem Krieg zu vergleichen ist. Und ich denke, das ist uns für die Schweiz gelungen.»

Würde in der Masken-Frage wieder so handeln

Dennoch musste Koch während seiner Zeit als Mr. Corona und auch danach viel Kritik anhören. Etwa was eine Maskenpflicht betrifft. Er hatte zu Beginn der Krise gebetsmühlenartig gepredigt, dass eine Maskenpflicht unnötig sein. Inzwischen trägt die Schweiz Maske im Alltag.

Nichtsdestotrotz: Rückblickend würde er wieder so handeln. «Die wissenschaftliche Evidenz fehlte, dass Masken nützen. Inzwischen gibt es mehr Daten dazu.» Trotzdem hält Koch es weiterhin für wichtiger, dass die Menschen Abstand einhalten und sich regelmässig die Hände waschen. Masken seien nicht die Lösung, aber eine wichtige Ergänzung.

Verständnis für Corona-Skeptiker

Dass seine Person überhaupt in die Kritik geriet, überraschte Daniel Koch nicht. «Wenn man versucht, eine Balance zu finden, ausgewogen die Massnahmen zu vertreten, dann ist es völlig normal, dass man von beiden Seiten kritisiert wird.» Jeder habe das Recht, eine Meinung zu haben und diese auch zu äussern, so Koch. Auch Corona-Skeptiker. «Je mehr man ein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, umso näher kommt man vielleicht der Wahrheit.»

Trotzdem dürfte man die Gefährlichkeit dieses Virus nicht unterschätzen. Das zeige die zweite Welle. Die Spitäler füllen sich. Die Massnahmen müsse man ernst nehmen. Eine Prognose für die nächsten Wochen wollte Koch am Ende des Gesprächs aber nicht abgeben. «Es wäre ein Ratespiel.» Was er aber glaubt: «Es wird immer leichter werden, mit dem Virus umzugehen.» Auch weil es weitere Möglichkeiten wie einen Impfstoff und weitere Schnelltests geben wird. Und so geht Mr. Corona davon aus, dass das Virus in «zwei Jahren nicht mehr das grosse Thema sein wird». (jmh)

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