Die ausgeschafften Tschetschenen-Mädchen bitten Mario Fehr um Aufnahme
Marha und Linda sind verzweifelt

Die vier ausgeschafften tschetschenischen Kinder wollen zurück in die Schweiz. Sie stellen im Kanton Zürich ein Gesuch um Aufenthaltsbewilligung.
Publiziert: 29.08.2016 um 17:07 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:58 Uhr
Marha (l.) und Linda leben seit knapp drei Monaten in Tschetschenien.
Foto: zvg
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Peter Hossli

Es war früher Morgen, als Polizisten die sechsköpfige Familie M.* in Kilchberg ZH abholten. Per Privatjet wurden die Tschetschenen am 9. Juni nach Moskau ausgeschafft. Im Bus fuhren sie vom Flughafen nach Grosny. 35 Stunden lang (BLICK berichtete).

Viereinhalb Jahre hatte die Familie zuvor in der Schweiz gelebt. Die Kinder besuchten hier die Schule, sprechen nur Schweizerdeutsch.

Jetzt wollen sie zurück. Sie haben ans Migrationsamt des Kantons Zürich ein Gesuch für eine Aufenthaltsbewilligung und Familiennachzug gestellt. «Unsere Kinder fühlen sich fremd und leiden an Heimweh», sagt ihr Vater.

«Furcht begleitet uns auf Schritt und Tritt»

Die Integration in Tschetschenien gestalte sich sprachlich und kulturell äusserst schwierig. «Die Furcht vor dem Regime in Tschetschenien begleitet uns auf Schritt und Tritt», sagt Vater B.M.* Seine Asylgesuche wurden abgelehnt.

Niemand befragte vor der Ausschaffung die Kinder. «Sie wurden behandelt wie Gepäckstücke», so der Anwalt der Familie im letzte Woche eingereichten Gesuch. «Zusammen mit Koffern und Taschen wurden sie nach Moskau ausgeflogen.»

Das verletze die Konven­tion über die Rechte der Kinder, die seit 1997 auch in der Schweiz gilt. Demnach müssten urteilsfähige Kinder «in allen das Kind berührenden Angelegenheiten» angehört werden.

«Zukunft der Familie liegt in den Händen Fehrs»

Anvar (15), Marha (12), Linda (10) und Mansur (4) seien ungefragt, «grundlos und ohne ihr Verschulden» ausgeschafft worden, aus dem Alltag gerissen, getrennt von ihren Freunden.

Das neue Gesuch «hat nichts mit dem Asylverfahren zu tun», betont Roni Bürgin (49) vom Kilchberger Verein «Hier zu Hause», der sich für die Familie M. einsetzt.

«Die Zukunft der Kinder und ihrer Familie liegt nun in den Händen von Zürichs Sicherheitsdirektor Mario Fehr», sagt Bürgin. «Er hat nun allen nötigen Ermessensspielraum, um den humanitär einzig richtigen Entscheid zu fällen und das Gesuch zu bewilligen.»

* Name der Redaktion bekannt

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