Wer ist Franz Wrousis (51)?
Neue exklusive Details aus seinem Leben

Die Kantonspolizei Zürich hat den Motorsägen-Mann gestern Abend in Thalwil gefasst. Doch wer ist Franz Wrousis überhaupt, was führte er bis zur Tat für ein Leben?
Publiziert: 25.07.2017 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:44 Uhr
In diesem Waldstück in Uhwiesen ZH hauste Wrousis in seinem Auto.
Foto: THOMAS LUETHI / HEG
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Marlene Kovacs und Myrte Müller

Er lebte immer am Rand, jetzt steht er im Fokus. Gestern Abend wurde Franz Wrousis (51) in Thalwil ZH gefasst. Mit einer Motorsäge war er am Montag in das Büro der CSS-Versicherung in Schaffhausen eingedrungen. Fünf Menschen wurden beim Angriff verletzt. Doch wer ist der Mann, der hinter der unfassbaren Attacke steckt? Wann lief sein Leben aus den geregelten Bahnen?

Auf den Fotos aus seiner Kindheit, die BLICK exklusiv vorliegen, sieht Wrousis glücklich aus. In seinen alten Pässen steht als Bürgerort Roggwil TG. Eine kleine Gemeinde nahe des Bodensees.

Doch laut alten Bekannten lässt sein Dialekt vermuten, dass er in Basel aufgewachsen ist. Die Bilder zeigen, dass es ihn mit seiner Familie in den Ferien immer wieder ins Tessin zog.

Wohnung in Riva San Vitale demoliert

Irgendwann soll es wohl für immer sein. Vor knapp dreissig Jahren mietete er in Riva San Vitale TI eine Zweizimmer-Parterre-Wohnung. Nahe des Gemeindehauses. «Sein Vater war Grieche, seine Mutter offensichtlich Schweizerin. Er war ein freundlicher, junger und attraktiver Mann. Schwarzhaarig, vom Alter in den 20ern», sagt die ehemalige Vermieterin zu BLICK. Die Dame erinnert sich: «Wrousis kam damals von Basel und wollte wohl im Tessin ansässig werden. Jedenfalls suchte er einen festen Wohnsitz, keine Ferienwohnung.»

Doch dann gab es Ärger: «Er wollte alles umbauen und hat die ganze Wohnung demoliert, auch einige Möbel zerlegt.» Die Miete von 800 Franken musste sie eintreiben: «Da wurde er schon ein bisschen komisch.»

Aus den Plänen, im Tessin eine Heimat zu finden, wurde nichts. Die Vermieterin weiss: «Er ging wieder nach Basel zurück und wurde dort wohl zu einem IV-Fall. Denn von der IV bekam ich auch die ausstehende Miete erstattet.»

Alle fünf Jahre einen neuen Pass

Die ständigen Wohnortswechsel spiegeln sich auch in den Pässen von Franz Wrousis wider. Im Oktober 1999 – zu ­seiner Tessiner Zeit – löst er in Bellinzona einen Pass. Seine vorherigen Pässe hatte er 1989 noch in Frauenfeld und 1994 in Basel bestellt.

Überhaupt zieht es ihn immer wieder nach Basel. So führte er lange Zeit Visitenkarten vom Betreibungsamt, dem RAV und des Fürsorgeamtes der Stadt Basel mit sich. «Der Mann war ungefähr im Jahr 2000 bei uns. Er wurde nur kurzfristig vom Fürsorgeamt unterstützt», bestätigt ein ehemaliger Mitarbeiter BLICK. «Er war sehr gross und hatte einen schlendernden Gang. Ich glaube, dass er auf dem Bau gearbeitet hat, als Gelegenheitsarbeiter. Soweit ich mich erinnern kann ist er Zimmermann.»

Trotz vermeintlich knapper Kasse zieht es Wrousis oft ins Heimatland seines Vaters. Mehrmals reist er in den 90er-Jahren nach Athen. Er interessiert sich für griechische Literatur und das Tauchen. Stempel in seinen Pässen belegen auch Reisen auf die Philippinen und nach London. In der Schweiz tingelt Franz Wrousis durch die Kantone und konsultiert überall Anwälte und Ärzte.

Er konsultierte Aerzte, Anwälte und suchte einen Rechtsbeistand

Der Tessiner Neurologe Luca Bernasconi bestätigt, dass Wrousis ihn 1999 und 2000 aufgesucht hat. Auf einem Zettel hält Wrousis fest, was ihn beschäftigt. Ein Rechtsbeistand in Basel soll helfen bei: Arbeitsunfähigkeit, Lohnfortzahlungen, Lohnpfändungen, Schadensersatz, Umschulung, Haftungsrecht und schliesslich einem Verkehrsunfall.

Sind diese Schlagworte auch der Grund für seine Attacke auf die CSS-Versicherung? Wann kam es zu diesem Autounfall und wie weit in der Vergangenheit liegt der zurück? Fakt ist: Bei der Versicherung führt die Causa Wrousis einen dicken Ordner. Das Dossier wird jetzt neu beleuchtet.

Im Sommer 2010 löst Wrousis in der Badi Kriens LU ein Saison-Abonnement. Auf dem Bild sieht man einen braungebrannten, fitten Mittvierziger. Kein Vergleich zum verstörenden Fahndungsbild der Polizei.

Zuletzt landete er im Kanton Graubünden. Vor rund drei Monaten tauchte der 51-Jährige bei Benjamin Schmid (34) im Backpacker-Deluxe-Hotel Capricorn in Laax GR auf: «Er erzählte, er habe einen VW Caddy bestellt. Mit dem wolle er in die Berge fahren. Einfach weit weg von den Menschen.»

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