Dschihadistisch motiviertes Attentat in Morges VD mit einem Toten
Bundesanwaltschaft reicht Anklage gegen Täter ein

Die Bundesanwaltschaft hat im Zusammenhang mit dem dschihadistisch motivierten Attentat in Morges VD am 12. September 2020 Anklage gegen den Täter eingereicht. Nebst dem Mord muss er sich für weitere Delikte verantworten.
Publiziert: 16.06.2022 um 11:15 Uhr
|
Aktualisiert: 16.06.2022 um 15:05 Uhr

Am 12. September 2020 tötete ein Schweiz-Türke (28) in einem Döner-Imbiss in Morges VD den Portugiesen Rodrigo G.* (†29) mit einem Messer. Der Fall erschütterte das Land – der Mord war das erste dschihadistische Attentat in der Schweiz. Am Donnerstag macht die Bundesanwaltschaft publik, dass sie Anklage gegen den Täter eingereicht hat.

Konkret wirft ihm die Bundesanwaltschaft vor, am 12. September 2020 in Morges einen dschihadistisch motivierten Anschlag geplant und umgesetzt zu haben, mit dem Ziel, die Opfer des Krieges der Koalitionsstaaten gegen den «Islamischen Staat» (IS) zu rächen.

Und nicht nur das: Dem Täter werden auch mehrere Straftaten vor dem Anschlag in Morges VD am 12. September 2020 zur Last gelegt, heisst es weiter. Unter anderem die Unterstützung der kriminellen Organisation IS durch das Teilen von Propaganda-Material mit weiteren Personen.

Am 12. September 2020 kam es in Morges VD zum ersten dschihadistischen Attentat der Schweiz.
1/5

Attentäter wollte in Syrien für den IS kämpfen

Er war auch Teil eines Dschihadisten-Netzwerks, zu dem unter anderem auch ein in Paris zu 15 Jahren Haft verurteilter Schweizer, genannt «Emir», gehört. Dieser spielte eine zentrale Rolle in der Radikalisierung des Täters von Morges, wie «SRF» damals berichtete. Zum Netzwerk zählte auch ein IS-Kämpfer in Syrien.

Ausserdem habe er versucht, sich dem IS vor Ort in der syrisch-irakischen Konfliktzone anzuschliessen. Dafür reiste er, wie es in der Anklage heisst, im April 2019 nach Italien, um von dort aus in die Türkei und dann in das Kampfgebiet des IS in Syrien zu gelangen. So weit kam es allerdings nicht, er kehrte wieder an seinen Wohnort im Kanton Waadt zurück.

Beschuldigter Dschihadist griff während U-Haft Beamte an

Der Beschuldigte war zudem im Besitz von mehreren verbotenen Gewaltdarstellungen im Zusammenhang mit der kriminellen Organisation IS. Des Weiteren wird ihm versuchte Brandstiftung und die versuchte Verursachung einer Explosion einer Tankstelle in Prilly (VD) im April 2019 vorgeworfen. Gemäss Anklage wollte er die Tankstelle in Brand setzen und so einen Anschlag zugunsten des IS begehen, was ihm nicht gelang.

Der Täter befindet sich seit seiner Festnahme am 13. September 2020 in Untersuchungshaft, wo er im November 2020 gemäss Anklage einen Wärter vorsätzlich angegriffen haben soll, mit dem Ziel, diesen zu töten. Ebenfalls im November 2020 soll er zudem einen fedpol-Beamten angegriffen haben. Zusätzlich wird er sich wegen des Verstosses gegen das Betäubungsmittelgesetz vor Gericht zu verantworten haben, schreibt die Bundesanwaltschaft weiter. (chs)

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden