«Verantwortungsvolle Studierende lassen sich impfen»
Basler Professor will Ungeimpfte und Ungetestete aus dem Hörsaal verbannen

Dominique de Quervain (52), Professor für Neurowissenschaft in Basel und ehemaliges Taskforce-Mitglied, setzt den Präsenzunterricht für seine Studenten aus. Das Risiko sei wegen ungeimpften und nicht getesteten Studierenden zu hoch.
Publiziert: 17.08.2021 um 15:34 Uhr
|
Aktualisiert: 19.08.2021 um 08:18 Uhr
Michael Sahli

Für Studenten könnte es bald heissen: Zugang zum Vorlesungssaal nur für Geimpfte oder Getestete. Diesen Vorschlag hat Dominique de Quervain (52), Professor für kognitive Neurowissenschaften und ehemaliges Taskforce-Mitglied, auf Twitter gemacht.

Er belässt es nicht beim Vorschlag: «Solange ungeimpfte und ungetestete Studierende in Hörsälen zugelassen sind, werde ich keine Präsenzvorlesung an der Universität anbieten», schreibt er.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Hohes Infektionsrisiko

Gegenüber Blick begründet de Quervain sein Vorgehen: «Momentan erlaubt der Bund 500 und mehr Studierende in einem grossen Hörsaal. Die Säle sind zum Teil schlecht belüftet. Eine Zertifikatspflicht gibt es nicht.» Die Folge sei ein hohes Infektionsrisiko, zumal die Altersgruppe der Studierenden momentan am stärksten betroffen sei.

Der Basler Professor Dominique de Quervain hat den Präsenzunterricht vorerst eingestellt.
Foto: Twitter
1/5

Diskriminierend sei der geforderte Ausschluss der Ungeimpften nicht, erklärt der Wissenschaftler: «Ja, Bildung ist ein Grundrecht. Es gibt neben dem Präsenzunterricht aber auch andere Formen, etwa über das Internet.» Und macht klar: «Verantwortungsvolle Studierende lassen sich impfen. Und wer ungeimpft und ungetestet ist, sollte auf Präsenzunterricht verzichten müssen. Das ist der Preis.»

So verhindern wir die vierte Welle
1:35
Christoph Berger zu Delta:So verhindern wir die vierte Welle

«Am Schluss brennt nicht nur das Haus der Ungeimpften»

Der Tweet hat sich im Netz rasch verbreitet und seit Montagabend mehrere Tausend Reaktionen ausgelöst. Das Feedback sei überwiegend positiv, so de Quervain: «Viele sagen, es sei enorm schade, dass es nicht möglich ist, wie in den USA ein sicheres Umfeld für Präsenzunterricht zu bieten. Bei den meisten Eliteuniversitäten in den USA ist eine Impfpflicht Realität.»

Das ehemalige Mitglied der Covid-Taskforce des Bundesrats mahnt auch Geimpfte zur Vorsicht. Denn der Impfschutz sei bei milden Verläufen der Delta-Variante nur teilweise gegeben: «Zahlen aus Israel zeigen einen Schutz von etwa 50 Prozent.» Komme es zum Impfdurchbruch, gebe es ein Risiko von etwa 20 Prozent, an Long-Covid zu erkranken: «Die Symptome gehen von Geruchs- und Geschmacksverlust bis zu Erschöpfung- und Konzentrationsstörungen. Und das ist für Studierende fatal.»

Die Befürchtung: «Am Schluss brennt nicht nur das Haus der Ungeimpften. Die Flammen werden auch zu den Geimpften übergreifen, man sieht es in Israel.»

Bei der Universität Basel heisst es auf Anfrage: «Die Dozierenden der Universität Basel können entscheiden, ob sie ihre Vorlesung weiterhin online anbieten möchten.» Man werde den Studierenden aber nahelegen, sich impfen zu lassen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?