Eine Handvoll Fälle in der Schweiz
Brustimplantate können zu Krebs führen

Weltweit sind Hunderte Frauen an Krebs erkrankt, weil sie sich Brustimplantate einsetzen liessen. Auch in der Schweiz gibt es einige Fälle. Behörden prüfen deshalb Einschränkungen, doch noch fehlt es an zuverlässigen Daten.
Publiziert: 17.02.2019 um 04:36 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2019 um 09:45 Uhr
Brustimplantate können zu Krebs führen, sagen Gesundheitsbehörden. Auch in der Schweiz gibt es Betroffene. Allerdings ist noch zu wenig untersucht, was die Gründe dafür sind.
Foto: Keystone

660 Krebsfälle von Frauen sind weltweit auf Brustimplantate zurückzuführen. Die Frauen würden an einem bösartigen Tumor leiden, der Lymphknoten, Knochen, Weichteile, manchmal auch Lunge oder Leber befällt, berichtet die «NZZ am Sonntag», die sich auf Zahlen von Gesundheitsbehörden stützt. Neun dieser Frauen seien gestorben.

Auch in der Schweiz soll es Betroffene geben. Die Aufsichtsbehörde Swissmedic spricht von vier Schweizer Patientinnen, die Fachgesellschaft Swiss Plastic Surgery von fünf. Todesfälle sind in der Schweiz bisher keine bekannt. 

Brustimplantate galten jahrelang als unbedenklich, langsam aber mehren sich Zweifel. «Es deutet vieles darauf hin, dass es für Brustimplantat-Trägerinnen ein erhöhtes Risiko gibt. Den genauen Zusammenhang kennen wir aber noch nicht», wird Ulrike Meyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Swissmedic, in der «NZZ am Sonntag» zitiert. Noch fehle allerdings die medizinische Evidenz, dass die Implantate schadhaft seien, erklärte vor einigen Tagen eine von der EU eingesetzte internationale Arbeitsgruppe. Bei deren Treffen nimmt die Schweiz als Beisitzerin teil.

Mitte Dezember nahm die französische Gesundheitsbehörde ANSM die Kissen eines führenden Herstellers europaweit vom Markt, berichtet die «NZZ am Sonntag» weiter. Es habe die Firma Allergan betroffen, die unter anderem Botox als Antifaltenmittel «entdeckt» hat. Viele der Krebspatientinnen würden Allergan-Kissen in der Brust tragen, heisst es im Artikel. Doch nicht alle.

Hersteller geben sich bedeckt

Für Gesundheitsbehörden sei es schwierig, entsprechende Daten zu erhalten, die meisten Länder würden bis anhin keine Statistik über die Operationen führen. Einen Überblick hatten nur die Hersteller, sie mussten nun ihre Daten herausgeben. Erstes Fazit: Alleine in Frankreich wurden Implantate von acht verschiedenen Herstellern verwendet. In der Schweiz existiert gemäss «NZZ am Sonntag» bisher keine Statistik.

Dafür habe Swiss Plastic Surgery ein nationales Register für Brustimplantate lanciert. Krebsfälle müssen einem neuen weltweiten Register gemeldet werden. Ärzte wie Hersteller sind zudem verpflichtet, Verdachtsfälle an Swissmedic zu melden. 

In Frankreich rate die Gesundheitsbehörde Ärzten, nur noch glattwandige Kissen zu verwenden. Swiss Plastic Surgery verwirft dies. «In der Schweiz werden weiterhin texturierte Implantate verwendet», wird Schönheitschirurgin Patricia Roggero zitiert. Sie beklagt sich, dass «Skandale auf dem Gebiet der Implantate in der Presse breitgeschlagen» würden. Für «klare Weisungen» an die Ärzte sei es zu früh. (vof)

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