Ethereum geht durch die Decke
Vitalik Buterin (27) ist der jüngste Krypto-Milliardär der Welt

Vitalik Buterin ist der jüngste Krypto-Milliardär der Welt. Mit seiner Währung Ethereum kann nicht einmal Bitcoin mithalten. Seine Spuren hat der Russe auch in der Schweiz hinterlassen, besonders im Kanton Zug ist er omnipräsent.
Publiziert: 04.05.2021 um 19:52 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 15:20 Uhr
Fabian Vogt

Wenige Menschen haben das 21. Jahrhundert bislang so geprägt wie Vitalik Buterin (27). Und das, obwohl er erst 1994 geboren wurde.

Der Russe erfand 2013 die Kryptowährung Ethereum (ETH), am Montag stieg der Kurs erstmals auf mehr als 3000 Dollar. Heute liegt die gesamte Marktkapitalisierung von Ethereum bei fast 400 Milliarden Dollar. Damit ist das Unternehmen deutlich mehr wert als die grössten Schweizer Firmen Nestlé (Stand heute 305 Milliarden Dollar) und Roche (250 Milliarden Dollar).

Davon profitieren die Anleger. In erster Linie Vitalik Buterin. Rund 333'500 Coins seiner Währung besitzt der Russe. Gesamtwert: 1,13 Milliarden Dollar. Was ihn zum Krypto-Milliardär macht, sehr wahrscheinlich zum jüngsten.

Vitalik Buterin ist der wohl jüngste Krypto-Milliardär der Welt.
Foto: Zvg
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Ein besonderes Talent für Zahlen und Technologie

Buterin galt schon immer als Wunderkind. Als Sechsjähriger wandert er mit seinen Eltern nach Kanada aus, wird rasch in eine Klasse für Hochbegabte versetzt. Seine Fähigkeit, dreistellige Zahlen im Kopf doppelt so schnell wie seine Mitschüler zu addieren, fällt auf. Mit zehn Jahren kann er in Computersprache C++ programmieren, nebenbei bringt er sich im Internet Mandarin bei.

2011 lernt er über seinen Vater die auf der Blockchain basierende Krypto-Währung Bitcoin kennen, die heute einzige Krypto-Währung, die noch wertvoller ist als seine. Die Idee, Finanzinstituten die Kontrolle über Geldflüsse zu entreissen und dabei Transaktionen günstiger und sicherer zu machen, passt genau in sein Weltbild, das von anarchistischen Büchern und revolutionärem Gedankengut geprägt ist.

Die nächsten Jahre investiert er seine ganze Energie in die Technologie, macht sich durch seine Arbeitsmoral und seine Intelligenz einen Namen. Bis er eine noch revolutionärere Idee hat. 2013 stellt er ein Whitepaper vor, das eine Plattform beschreibt, auf der die Verwaltung von dezentralen Anwendungen in einer eigenen Blockchain möglich sein würde. Ethereum war geboren. Eine Art demokratisiertes Internet, ohne Zensur, ohne Datenabgabe an Drittparteien, wie es die Autorin Camila Russo in einem Buch über die Ethereum-Anfänge beschreibt.

Zug als wichtigste Station

Zu der Zeit besucht Buterin eine kanadische Universität, bricht das Studium allerdings ab, als er ein Stipendium über 100’000 Franken vom legendären Silicon-Valley-Investor Peter Thiel erhält, um seine Vision umsetzen zu können. Er wird von Investoren umgarnt und sammelt via Crowdfunding Geld. In vier Wochen kommen 18 Millionen Dollar zusammen – Rekord. Mit gerade einmal 20 Jahren hat Buterin die Internet-Welt erobert. Seine nächste und wichtigste Station ist die Schweiz.

Es ist Februar 2014. Buterin und Gleichgesinnte haben sich in einem Gebäude in Zug eingenistet, das sie «Holon 000» nennen. Sie arbeiten wie besessen, 7 Tage die Woche. Die Zeit dort ist die entscheidende für das Projekt. Hier wird die Stiftung Ethereum gegründet, während Jahren ist der Kanton Wohnort von Buterin. Hier geht auch die erste Version der Plattform online. 2015, mit einem anfänglichen Angebot von 72 Millionen Ether-Münzen, wie die Krypto-Währung der Plattform getauft wird.

«Dachte, ein Halbwahnsinniger sei gelandet»

Mittlerweile wird Zug als Crypto Valley bezeichnet. Unzählige Firmen haben sich dort niedergelassen, tausende Arbeitsplätze wurden schweizweit geschaffen. Buterin ist ein Hauptgrund dafür. In einem Interview mit «Finews» beschrieb der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler (60) vor einigen Jahren die Anfänge des Crypto Valley: «Ich habe zum ersten Mal von der ganzen Blockchain-Technologie gehört, als Vitalik Buterin nach Zug kam, im Jahr 2013. Ich dachte, ein Halbwahnsinniger sei in Zug gelandet wie ein Ufo.»

Unterdessen ist dieses Ufo längst wieder abgehoben, 2017 hat sich Buterin in Singapur niedergelassen. 2018 erhält er einen Ehrendoktor der Uni Basel. Als Digitaler Nomade ist er ständig unterwegs, hält Vorträge, arbeitet, plant. Die Resultate dürften die Welt auch künftig in Atem halten.

Neuer Hype NFT

Längst ist Ethereum für viele Enthusiasten das vielversprechendste Blockchain-Projekt, weil die Anwendungsmöglichkeiten beinahe unbegrenzt sind. Derzeit profitiert die Plattform von sogenannten Non-Fungible Token (NFT). Mit ihrer Hilfe können digitale Kunstobjekte wie Bilder, Fotos oder 3D-Modelle mit einem Zertifikat versehen und dadurch einzigartig gemacht werden. Für den Käufer eine Garantie, dass er das echte Produkt erhält. Teilweise werden Millionen für solche Bilder ausgegeben, wie vor wenigen Tagen für ein Porträt des NSA-Whistleblowers Edward Snowden (37). Die grösste NFT-Plattform basiert auf dem Ethereum-Netzwerk und seiner Währung Ether (ETH).

Auch darum legte Ether im Jahresvergleich um 1400 Prozent zu, alleine seit Jahresbeginn um 350 Prozent. Da kann nicht einmal Bitcoin mithalten.

Heute Dienstag kündigt Ebay an, über die Einführung von Zahlungen mit Krypto-Währungen nachzudenken. Für Ethereum sind solche Entwicklungen kaum schädlich. Und Vitalik Buterin fliegt mit seinem Raumschiff in immer höhere Sphären.

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