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Experte Mark Iten macht in Einfamilienhaus in Reinach BL den Energie-Check
«Ich finde immer ein paar Lecks»

Der Spielwarenhändler Patrick Lauber (38) aus Reinach BL hat 2020 ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren gekauft. Trotz Renovation hat er noch immer eine zu hohe Stromrechnung. Energieexperte Mark Iten (42) weiss, wo Lauber sparen kann und was er schon richtig macht.
Publiziert: 04.10.2022 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2022 um 13:47 Uhr
Beat Michel

Der Unternehmer Patrick Lauber (38) hat sich mit dem Einfamilienhaus in Reinach BL einen Traum erfüllt. Ein Eigenheim mit Garten. Mitten im Grün steht sogar ein mittelgrosser Swimmingpool. Die Mauern des einstöckigen Hauses sind aus Sichtbackstein, die ganze Überbauung ist optisch ein Genuss.

Auch die Ausrichtung des Hauses ist optimal gewählt. Das Wohnzimmer hat eine grosse Fensterfront, ab Mittag wärmt die Sonne den grössten Raum des Hauses. «Wir haben genau das gefunden, wonach wir gesucht haben», sagt Patrick Lauber.

Energieverbrauch höher als erwartet

Das Haus stammt allerdings aus den 1960er-Jahren. «Das heisst, dass wir noch in ein paar Renovationen investieren mussten. Aber grundsätzlich ist die Bausubstanz hochwertig.» Eine böse Überraschung war aber die Stromrechnung: Deutlich über 1000 kWh pro Monat verbrauchen die Laubers. Im Schnitt brauchen Einfamilienhäuser eigentlich bloss 400 kWh. «Das ist deutlich mehr als erwartet», sagt der Unternehmer. «Darum haben wir uns für den Energiecheck gemeldet.»

Der Energieexperte Mark Iten (42, l.) rechnet für den Hausbesitzer Patrick Lauber (38) aus, wo er wie viel Energie sparen kann. Einzelne Aspekte überraschen den Unternehmer Lauber.
Foto: STEFAN BOHRER
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Zusammen mit dem Energiespezialisten Mark Iten (42) besucht Blick KMU und Privathaushalte. Ziel ist es, das Energiesparpotenzial auszuloten. Um herauszufinden, wo man mit wie grossem Aufwand eine relevante Senkung der Strom- und Heizkosten bewirken kann.

Für Patrick Lauber ist das besonders spannend. Denn er hat auch das Pech, dass gerade sein Wohnkanton Baselland zu den Teuerungs-Hotspots der Schweiz gehört. Er bezieht den Strom vom Münchensteiner Anbieter Primeo. Und gerade der wird im kommenden Jahr um 46 Prozent aufschlagen.

Einen grossen Teil der Energie für die Raumwärme hat Lauber bereits im ersten Renovationsschritt nach dem Hauskauf 2020 eingespart. «Wir haben die Holzdecke ersetzt und mit einer modernen Wärmedämmung versehen. Das hat bereits Einsparungen beim Heizölverbrauch ermöglicht.» Für weitere Einsparungen hat der Unternehmer den Ersatz der Fenster ins Auge gefasst. Da wartet er aber noch auf die Vorgaben, die die Denkmalpflege für die Optik der geschützten Fassade vorschreiben wird.

Hier sieht Energieexperte Mark Iten (42) Handlungsbedarf

Bei der Expertise zum Energieverbrauch im Haus von Patrick Lauber hat der Experte Mark Iten fünf Stellen gefunden, bei denen eine Investition sinnvoll ist. Im Moment verbraucht der Haushalt jeden Monat über 1000 kWh.

  • Pumpe Swimmingpool: Reduktion der Betriebszeit um 20 Prozent durch eine Zeitschaltuhr – Einsparung von rund 760 kWh oder 157 Franken pro Jahr sind möglich.
  • Reduktion der Temperatur im Whirlpool, wenn er nicht genutzt wird. Bei einer Reduktion der Temperatur um 5 Prozent sind Einsparungen von 240 kWh oder 50 Franken pro Jahr möglich.
  • Dämmung der Kellerdecke: Bei Investitionskosten von 20'000 Franken sind Einsparungen von ungefähr 230 Litern Heizöl oder 207 Franken pro Jahr möglich.
  • Fensterersatz: Bei 25 Quadratmetern Fensterfläche und unter Berücksichtigung der Denkmalschutz-Auflagen wäre es eine Investition von 32'500 Franken. Einsparungen von ungefähr 270 Litern Heizöl oder 243 Franken pro Jahr sind möglich. Lauber sagt, dass er die ganze Fensterfront als nächstes Projekt erneuern will.
  • Wärmepumpe als Ersatz für Ölheizung und Elektroboiler: eine Investition von 50'000 Franken. Einsparungen von 2500 Litern Heizöl pro Jahr, bei einem zusätzlichen Stromverbrauch von 5200 kWh. Das ergibt eine Kosteneinsparung von 1190 Franken pro Jahr.
Der klassische Energiefresser: der Warmwasser-Boiler. Wenn man eine Luft-Wasser-Wärmpumpe einsetzt, verbraucht man für die gleiche Leistung dreimal weniger Strom.
Stefan Bohrer

Bei der Expertise zum Energieverbrauch im Haus von Patrick Lauber hat der Experte Mark Iten fünf Stellen gefunden, bei denen eine Investition sinnvoll ist. Im Moment verbraucht der Haushalt jeden Monat über 1000 kWh.

  • Pumpe Swimmingpool: Reduktion der Betriebszeit um 20 Prozent durch eine Zeitschaltuhr – Einsparung von rund 760 kWh oder 157 Franken pro Jahr sind möglich.
  • Reduktion der Temperatur im Whirlpool, wenn er nicht genutzt wird. Bei einer Reduktion der Temperatur um 5 Prozent sind Einsparungen von 240 kWh oder 50 Franken pro Jahr möglich.
  • Dämmung der Kellerdecke: Bei Investitionskosten von 20'000 Franken sind Einsparungen von ungefähr 230 Litern Heizöl oder 207 Franken pro Jahr möglich.
  • Fensterersatz: Bei 25 Quadratmetern Fensterfläche und unter Berücksichtigung der Denkmalschutz-Auflagen wäre es eine Investition von 32'500 Franken. Einsparungen von ungefähr 270 Litern Heizöl oder 243 Franken pro Jahr sind möglich. Lauber sagt, dass er die ganze Fensterfront als nächstes Projekt erneuern will.
  • Wärmepumpe als Ersatz für Ölheizung und Elektroboiler: eine Investition von 50'000 Franken. Einsparungen von 2500 Litern Heizöl pro Jahr, bei einem zusätzlichen Stromverbrauch von 5200 kWh. Das ergibt eine Kosteneinsparung von 1190 Franken pro Jahr.
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Hohe Stromrechnung

Doch trotz der ersten Renovationen – die Energiekosten bleiben auch danach sehr hoch. Vor allem jetzt, wo die Strompreise stark steigen werden, machen weitere Massnahmen Sinn. Doch wo setzt man am ehesten den Hebel an?

Für Blick nimmt Energieexperte Mark Iten (42) das 130-Quadratmeter-Einfamilienhaus unter die Lupe. Er berät sowohl Firmen als auch Privathaushalte und zeigt, wo noch Sparpotenzial vorhanden ist. Er erkennt nicht nur, welche Geräte wie viel Strom verbrauchen, er weiss auch, wann der Staat energiesparende Massnahmen unterstützt.

Iten eruiert aber nicht nur das Sparpotenzial, er beurteilt auch, ob eine Massnahme im grösseren Zusammenhang Sinn ergibt. Im Haus von Patrick Lauber steht zum Beispiel ein älterer Wäschetrockner. Weil er ihn aber fast nie benutzt, macht die Anschaffung eines neuen, moderneren Geräts mit Wärmepumpentechnologie trotzdem keinen Sinn. «Man würde zwar zwei Drittel der Energie einsparen, aber auch die Herstellung einer neuen Maschine braucht viel Energie und Ressourcen. Benutzt man den Tumbler nicht täglich, bringt ein Ersatz für die Umwelt keinen Gewinn.»

Gezielte Fragen auf dem Rundgang

Gezielt befragt Mark Iten Blick-Leser Lauber während des Rundgangs durch das Haus nach den Geräten und deren Nutzung. Und er entdeckt tatsächlich ein paar Stromfresser, mit denen der Hausbesitzer nicht gerechnet hatte. Iten kann aber auch auf einige bereits vorhandene Lösungen hinweisen, die genau richtig sind. «Ich finde so gut wie immer ein paar Lecks, die man stopfen kann. Dass alles perfekt ist und ich ohne einen Beratungspunkt nach Hause gehe, habe ich erst einmal erlebt», sagt Iten.

Bei diesen Punkten wurde alles richtig gemacht

Energieexperte Mark Iten findet für die folgenden Punkte im Haus von Patrick Lauber lobende Worte. Hier hat der Unternehmer bereits alles richtig gemacht:

  • So verwendet der Hausbesitzer eine Bubble-Folie, um den Pool abzudecken. Dadurch braucht er weder Heizöl noch Strom, um eine angenehme Wassertemperatur zu erreichen. Die Sonne macht die Arbeit. Zudem wird die Verdunstung auf ein Minimum reduziert, was weniger Wasser und Energie benötigt.
  • Auch positiv aufgefallen ist die Sanierung der Decke im Parterre mit einer Wärmeisolierung hin zum Flachdach. Da wird einiges an Heizöl eingespart.
  • Keinen Anlass für Beratung geben alle Geräte im Wohnraum im Parterre. Sowohl in der Küche als auch im Wohnzimmer stehen moderne, energieeffiziente Haushaltapparate. Doch auch bei der Waschküche sieht Experte Iten keinen Handlungsbedarf. Tumbler und Waschmaschine sind zwar nicht mehr die jüngsten, aber auch in der Herstellung eines neuen Geräts stecken Ressourcen. Und da gerade der energieintensive Wäschetrockner hier wenig gebraucht wird, sollte man ihn benutzen, bis er eine Nutzungsdauer von 10 bis 15 Jahren erreicht hat.
Im Wohnzimmer stimmt alles. Die Decke wurde saniert und isoliert, die Wärme bleibt im Haus. Die Fenster will Patrick Lauber, so schnell wie das die Denkmalpflege zulässt, ersetzen.
STEFAN BOHRER

Energieexperte Mark Iten findet für die folgenden Punkte im Haus von Patrick Lauber lobende Worte. Hier hat der Unternehmer bereits alles richtig gemacht:

  • So verwendet der Hausbesitzer eine Bubble-Folie, um den Pool abzudecken. Dadurch braucht er weder Heizöl noch Strom, um eine angenehme Wassertemperatur zu erreichen. Die Sonne macht die Arbeit. Zudem wird die Verdunstung auf ein Minimum reduziert, was weniger Wasser und Energie benötigt.
  • Auch positiv aufgefallen ist die Sanierung der Decke im Parterre mit einer Wärmeisolierung hin zum Flachdach. Da wird einiges an Heizöl eingespart.
  • Keinen Anlass für Beratung geben alle Geräte im Wohnraum im Parterre. Sowohl in der Küche als auch im Wohnzimmer stehen moderne, energieeffiziente Haushaltapparate. Doch auch bei der Waschküche sieht Experte Iten keinen Handlungsbedarf. Tumbler und Waschmaschine sind zwar nicht mehr die jüngsten, aber auch in der Herstellung eines neuen Geräts stecken Ressourcen. Und da gerade der energieintensive Wäschetrockner hier wenig gebraucht wird, sollte man ihn benutzen, bis er eine Nutzungsdauer von 10 bis 15 Jahren erreicht hat.
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Bei der Beratung durch einen Energieexperten gibt es drei Ansätze: Der Standard-Bericht, der die Effizienz der Gebäudehülle und die Gesamtenergie klassifiziert, kostet 2500 bis 3000 Franken. Eine Impulsberatung, die sich auf die Heizung beschränkt, ist dank Fördergeldern des Bundes gratis. Ein Konzept für die energetische Sanierung eines Hauses kostet 1500 bis 4000 Franken.

Der Energieberater kommt!

Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Doch wie macht man das am besten? Wo am sinnvollsten? Blick und Energiespezialist Mark Iten (42) nehmen in diesen Wochen Privathaushalte und Firmen unter die Lupe. Wir schauen, wie es um den Energieverbrauch steht und was verbessert werden könnte.

Energieexperte Iten ist Inhaber der Münsinger Firma Enova AG. Er erstellt Expertisen im Auftrag des Bundes für Private und Firmen. Die Beiträge entstehen in Zusammenarbeit mit Swisscleantech, dem Verband der klimatauglichen Wirtschaft, und der act Cleantech Agentur Schweiz.

Energiesparen ist das Gebot der Stunde. Doch wie macht man das am besten? Wo am sinnvollsten? Blick und Energiespezialist Mark Iten (42) nehmen in diesen Wochen Privathaushalte und Firmen unter die Lupe. Wir schauen, wie es um den Energieverbrauch steht und was verbessert werden könnte.

Energieexperte Iten ist Inhaber der Münsinger Firma Enova AG. Er erstellt Expertisen im Auftrag des Bundes für Private und Firmen. Die Beiträge entstehen in Zusammenarbeit mit Swisscleantech, dem Verband der klimatauglichen Wirtschaft, und der act Cleantech Agentur Schweiz.

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