«Ich dachte, sowas passiert mir nie!»
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Fake-Account von Sarah Hauser:«Ich dachte, sowas passiert mir nie!»

Fake-Profile von Lea Z. (25) und ihren Kolleginnen landeten auf Fansly
«Plötzlich war mein Gesicht auf einer Porno-Seite»

Fake-Profile sorgen in den sozialen Medien für mächtig Ärger. Internet-Betrüger werden immer dreister. Das bekamen auch die Aargauerin Lea Z. und ihre beiden Kolleginnen zu spüren.
Publiziert: 24.09.2022 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2022 um 09:09 Uhr
Nicola Abt

Sandra H.* (25) traut ihren Augen nicht, als sie am Samstagabend nach dem Besuch im Thermalbad auf ihr Handy blickt. Mehr als 20 Instagram-Nachrichten leuchten auf ihrem Display auf. Bilder von einem Profil werden ihr zugeschickt. Verwundert fragen ihre Kollegen: «Bist du das?» Als H. klar wird, was vor sich geht, hat sie nur einen Gedanken: «Das darf nicht wahr sein!»
Unbekannte haben einen Fake-Account auf Instagram mit Bildern der jungen Frau erstellt – und sie ist nicht das einzige Opfer. Blick trifft Sandra H. und zwei Kolleginnen in einem Restaurant in Baden AG. Allen drei ist in der vergangenen Woche dasselbe Schicksal widerfahren. Wie dreist die Unbekannten vorgegangen sind, schildert Tabea S.* (26): «Im Vergleich zu meinem richtigen Instagram-Namen fügte er nur ein zusätzliches i hinzu. Auf dem Profilbild war mein Kopf zu sehen.»

Intime Fotos und Videos angepriesen

Die englische Profil-Beschreibung – die bei zwei der Freundinnen identisch war – und der darunter stehende Link lassen erahnen, welche Absichten der Betrüger hegte. «Nur für inhaltliche Zwecke», war zu lesen. Dahinter stand die durchgestrichene Zahl 18. Der Link führt zu einem weiteren Fake-Profil auf der Bezahl-Plattform «Fansly». Eine Seite, auf der unter anderem Pornos zu sehen sind.

Auch die Accounts der Kolleginnen wurden den Usern mit «intimen Fotos und Videos» angepriesen. «Plötzlich war mein Gesicht auf einer Porno-Seite. Ein riesiger Schock», sagt Lea Z.* (25). Um mehr als nur das Profilbild zu sehen, wäre eine Registrierung inklusive Kreditkarten-Nummer erforderlich gewesen.

Lea Z. zeigt das Fansly-Fakeprofil, das Unbekannte von ihr erstellt haben.
Foto: Screenshot
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Die Freundinnen melden die Fake-Seiten sofort Instagram. Doch da passiert erstmal nichts. Erst nach Tagen zahlt sich die Hartnäckigkeit bei der ersten aus. «Mein Fake-Profil auf Instagram wurde gelöscht», freut sich Tabea S., nachdem sie sich über die Social-Plattform geärgert hatte. Denn: «Sie meinten, dass sie den Account angeschaut haben, dieser aber nicht gegen ihre Richtlinien verstosse. Als ich mich erneut meldete, hiess es mehrfach, dass die Angaben nicht übereinstimmen würden.» Die anderen Fake-Profile wurden bisher nicht gelöscht, weder auf Instagram noch auf Fansly.

Anzeigen haben geringe Erfolgschancen

Eine andere Kollegin, die das Fake-Profil ebenfalls meldete, erhielt von Instagram folgende Antwort: «Wir konnten den Account nicht entfernen. Dies aufgrund der hohen Anzahl an gemeldeten Profilen.» Instagram liess eine Blick-Anfrage über ihr Vorgehen bei Fake-Profilen bisher unbeantwortet. Auch bei der Polizei versuchte sie es: «Die haben mich an das Nationale Zentrum für Cybersicherheit verwiesen. Dort erhielt ich die Antwort, mich mit Instagram in Verbindung zusetzen. Nach einer erneuten Nachfrage wurde ich wieder zur Polizei geschickt.» Ein Teufelskreis.

Tatsächlich hat eine Anzeige in so einem Fall wenig Aussicht auf Erfolg, erklärt die Kantonspolizei Aargau in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Blick. Denn: «Die reine Erstellung von Fake-Profilen, also das Erstellen, Verwenden und Veröffentlichen von Bildern, Nicknames, Namen, ist nicht per se strafbar. Strafrechtlich relevant sind Fake-Profile bzw. das Erstellen, Verwenden und Veröffentlichen von Personenbildern dann, wenn damit ein Straftatbestand erfüllt wird (wie z.B. Nötigung, Erpressung, Betrugsdelikte u.a.).»

* Namen geändert

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