Gesundheitsdirektor Engelberger spricht Klartext
«Ungeimpfte sind Teil des Problems, Geimpfte Teil der Lösung»

Lukas Engelberger, oberster Gesundheitdirektor der Schweiz, hält Ungeimpfte für Teil des Covid-Problems und Geimpfte für Teil der Lösung. Der Basler befürwortet deshalb eine Zertifikatspflicht in Skigebieten und will auch Kinder impfen lassen.
Publiziert: 12.09.2021 um 02:59 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2021 um 11:50 Uhr

Lukas Engelberger (46), Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz, würde eine Impfung für Kinder begrüssen. Er ist für ein schweizweit gültiges Testregime an Schulen und befürwortet eine Zertifikatspflicht in Skigebieten.

Im Gespräch mit der «Sonntagszeitung» zeigt sich Engelberger optimistisch für die kommenden Wochen. Die Ausweitung der Zertifikatspflicht beruhige die Situation, auf Ende September erwartet er eine Entspannung der Auslastung von Spitälern.

Grundsätzlich solle ein Zertifikat dort gelten, wo man freiwillig hingehe. ÖV sei davon ausgenommen, viele seien auf Züge und Busse angewiesen. Dagegen sei «Ski fahren freiwillig und zum Vergnügen. Da ist eine Zertifikatspflicht zu rechtfertigen.»

Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren-Konferenz, hält Ungeimpfte für Teil des Pandemieproblems.
Foto: Keystone
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«Ungeimpfte sind Teil des Problems»

Die erweiterte Zertifikatspflicht ermuntere auch zu höherer Impfbereitschaft. Doch erst 60 Prozent der Bevölkerung habe sich impfen lassen. Um Schutzmassnahmen und Beschränkungen wieder aufzuheben, sei eine Impfquote von 80 Prozent wie in Dänemark oder Schweden notwendig.

Es gebe noch immer «in der Mehrheit kritische und auch einige aggressive» Reaktionen auf Impfappelle. Doch «nicht ein Appell, nicht die Impfung und auch nicht das Zertifikat spalten die Gesellschaft, sondern das Virus». Die Impfung sei «das beste, wenn nicht das einzige Mittel, um uns wieder zu einen. Das ist belegt. Darum ist es legitim, zur Impfung aufzurufen und einen gewissen Druck zu machen.»

Dabei werde niemand diskreditiert. Es sei aber «wichtig und richtig», den Leuten zu erklären, dass deine ausreichende Impfquote die Lösung für das Pandemieproblem sei. «Insofern sind Ungeimpfte halt Teil des Problems, Geimpfte dagegen Teil der Lösung.»

«Müssen Schutz der Kinder ernst nehmen»

Engelberger rechnet Anfang des nächsten Jahres mit speziell entwickelten Booster-Impfungen, die besser vor Varianten schützen. Bis dahin sei davon auszugehen, dass der Impfschutz der zwei Dosen anhalte.

Eine klare Meinung hat Engelberger zum Schutz von Kindern. Durchseuchung, auf die einige Kantone setzen, «kann keine Strategie sein». Er habe selber zwei Kinder, für die es noch keinen Impfschutz gebe.

Kantone sollten sich darauf einstellen, dass sie die Aufgabe erhalten werden, auch kleine Kinder zu impfen. Engelberger: «Wir müssen den Schutz der Kinder ernst nehmen. Die Verläufe sind meist zwar mild, aber das Restrisiko von schweren Verläufen bleibt.» (kes)

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