Gesundheitsökonom Heinz Locher kritisiert die PR-Aktion
«Ein hilfloser Versuch»

Die PR-Aktion mit DJ Bobo erregt Aufmerksamkeit, doch braucht es diese Überhaupt? Blick sprach mit dem Gesundheitsökonomen Heinz Locher.
Publiziert: 05.02.2019 um 13:01 Uhr

BLICK: Herr Locher, was halten Sie von der Luzerner Kampagne?
Heinz Locher: Ich zweifle sehr stark an deren Wirksamkeit. Es ist ein etwas hilfloser und nicht sehr kreativer Versuch von Herrn Graf, die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Man sollte den überforderten Menschen besser Hilfe anbieten, statt den Moralapostel zu spielen. 

Was schlagen Sie vor?
Einerseits muss die Selbsthilfe gestärkt werden, durch Information oder Kurse, zum Beispiel für Senioren oder ihre Angehörigen. Zweitens brauchen wir mehr niederschwellige Zugänge zum Gesundheitssystem. Warum übernehmen zum Beispiel nicht Pflegefachfrauen die Erstversorgung statt Ärzte? Der Nationalrat berät gerade die Pflege-Initiative. In deren Rahmen könnte der Kanton Luzern vorausgehen und ein Pilotprojekt lancieren. 

Inwieweit sind Bagatellfälle überhaupt für die steigenden Gesundheitskosten verantwortlich? 
Sie sind sicher nicht vernachlässigbar, stellen aber auch nicht das Hauptproblem dar. Das nämlich ist, dass das Gesundheitswesen auf die junge, gesunde Bevölkerung ausgerichtet ist. Wir müssen es grundlegend auf den Kopf stellen. Zuallererst sollte man die Grundversorgung, also die Hausärzte, stärken. Nur so können wir das Kostenwachstum bremsen.

Gesundheitsökonom Heinz Locher (75) gehört zu den fundiertesten Kennern des Schweizer Gesundheitswesens. Er ist heute als Berater und Dozent tätig.

So vermeiden Sie unnötige Arztbesuche

20 Prozent der Behandlungen sind unnötig oder unwirksam, schätzt der Bundesrat. Manchmal liegt das an den Patienten – doch auch die Versicherten haben ein Interesse daran, dass diese Zahl sinkt: Sie bezahlen die Kosten nämlich mit ihren Krankenkassenprämien.

  • Bei vielen Bobos kann man auf bewährte Hausmittel zurückgreifen: Zwieback und Tee bei Magenweh und Durchfall, selbst gemachter Hustensaft aus Zwiebeln und Honig, Dampfinhalationen bei Schnupfen.
  • Oft – bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt mit Gliederschmerzen, bei leichten Verstauchungen oder Ohrenweh – reicht auch ein Gang in die Apotheke. Die Mitarbeiter dort können in vielen Fällen direkt helfen. Erst wenn sich die Erkrankung nach einigen Tagen nicht verbessert, sollte der Arzt aufgesucht werden.
  • Wer ein Versicherungsmodell mit Telemedizin hat, kann sich dort Rat holen. Die medizinisch geschulten Mitarbeiter der Telefonhotline können eine Triage durchführen und sagen, ob ein Besuch beim Doktor angezeigt ist.
  • Manche Krankenkassen bieten sogar Apps an, die mit einfachen Fragen dem Gesundheitsproblem auf den Grund gehen und ein weiteres Vorgehen empfehlen.
  • Und wenn es doch der Arzt sein muss: Gehen Sie zuerst zu Ihrem Hausarzt und nicht direkt zum Spezialisten. Ihr Hausarzt kennt sie besser – und ist günstiger als der Spezialist.

20 Prozent der Behandlungen sind unnötig oder unwirksam, schätzt der Bundesrat. Manchmal liegt das an den Patienten – doch auch die Versicherten haben ein Interesse daran, dass diese Zahl sinkt: Sie bezahlen die Kosten nämlich mit ihren Krankenkassenprämien.

  • Bei vielen Bobos kann man auf bewährte Hausmittel zurückgreifen: Zwieback und Tee bei Magenweh und Durchfall, selbst gemachter Hustensaft aus Zwiebeln und Honig, Dampfinhalationen bei Schnupfen.
  • Oft – bei einer Erkältung oder einem grippalen Infekt mit Gliederschmerzen, bei leichten Verstauchungen oder Ohrenweh – reicht auch ein Gang in die Apotheke. Die Mitarbeiter dort können in vielen Fällen direkt helfen. Erst wenn sich die Erkrankung nach einigen Tagen nicht verbessert, sollte der Arzt aufgesucht werden.
  • Wer ein Versicherungsmodell mit Telemedizin hat, kann sich dort Rat holen. Die medizinisch geschulten Mitarbeiter der Telefonhotline können eine Triage durchführen und sagen, ob ein Besuch beim Doktor angezeigt ist.
  • Manche Krankenkassen bieten sogar Apps an, die mit einfachen Fragen dem Gesundheitsproblem auf den Grund gehen und ein weiteres Vorgehen empfehlen.
  • Und wenn es doch der Arzt sein muss: Gehen Sie zuerst zu Ihrem Hausarzt und nicht direkt zum Spezialisten. Ihr Hausarzt kennt sie besser – und ist günstiger als der Spezialist.
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