«Wir können auch schöne Autos fahren»
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Frauen erobern Autoposer-Szene:«Wir können auch schöne Autos fahren»

Girls Crew erobert die Autoposer-Szene
«Bei uns gehts nicht darum, wer lauter ist!»

Ihr Auto ist ihr Leben: Rund 50 Frauen schlossen sich zu einer Gruppe zusammen, um mit ihren PS-Boliden an Auto-Treffen zu gehen. Doch aus der Liebe zu ihrem Auto sei noch viel mehr entstanden: Freundschaft.
Publiziert: 22.09.2021 um 01:05 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2021 um 08:49 Uhr
Céline Trachsel

Es gibt sie erst seit Januar – doch die Fahrerinnen der «Girls Crew Swiss» haben auf Instagram bereits Tausende Fans. «Wir sind schneller gewachsen, als wir dachten», sagt Gründerin Soraia Guedes (27, Mercedes CLA 45 AMG, 381 PS). 50 aktive Frauen sind bereits bei der Girls Crew dabei, gehen zusammen auf Auto-Treffen und fahren dafür jedes Wochenende quer durch die Schweiz. «Wir versuchen, in allen Landesteilen auf Treffen zu gehen. Zudem kommen wir aus allen Kantonen, also sind wir bei jeder mal in der Nähe», so Guedes. Oft werde die Girls Crew auch eingeladen. Soraia: «Aber wir gehen nur an legale Treffen.»

Das Phänomen der Autoposer ist spätestens seit den leeren Strassen während der Lockdowns und den verstärkten Polizeiaktionen gegen Poser ein mediales Phänomen. Dass auch Frauen mitmischen, ist hingegen neu. «Wir haben einfach dieselbe Leidenschaft», meint Soraia. «Wieso sollten wir uns dann nicht auch zusammenschliessen?»

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Geleast und meist im Originalzustand

Es ist eine durchmischte Gruppe, die sich am Sonntag in Kempthal ZH trifft: Von erst gerade volljährig bis Ü30 ist alles dabei. Nationen gibts viele. Einzelne sind stolze Eigentümer ihrer Karossen, die meisten haben ihre PS-Boliden dagegen geleast. Manche schrauben oder folieren selber – die meisten dagegen lassen ihre Autos im Originalzustand. «Meiner sieht gut aus, so wie er ist, da braucht man nichts zu machen», sagt Kristina Tufekovic (33, Jaguar XF, 240 PS). «Ich liebe mein Auto einfach. Jedes Mal, wenn ich in die Garage trete, denke ich: Ach, ist der schön!»

Die «Girls Crew Swiss» ist eine Gruppe von Frauen, die gemeinsam auf Autotreffen geht.
Foto: Céline Trachsel
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Was die Frauen verbindet: die Liebe für schöne Autos. «Bei der Girls Crew musst du kein teures Auto fahren, sondern die Frauen müssen einfach eine Leidenschaft für die Autos haben», sagt die Gründerin. Auch sei die Gruppe für alle Marken offen.

«Das Auto ist mein Leben», sagt Jessica Tännler (22, BMW M4, 460 PS). Francesca Straputicari (23, Mercedes CLA 45 AMG, 387 PS) ergänzt: «Mein Auto, das ist einfach Liebe.» Jessica: «Wir sprechen aber längst nicht nur über Autos. Also eigentlich fast nie. Wir sprechen über alles Mögliche, wenn wir uns sehen.» Die Girls Crew sei für sie fast schon wie eine Familie.

Auch Gründerin Soraia Guedes sagt: «Wir treffen uns täglich, gehen irgendwo Kaffee trinken. Wir sind Freundinnen. Manche gehen auch zusammen in den Ausgang. Übers Auto sprechen wir eigentlich nur, wenn eine von uns gerade ein Problem hat, wenn irgendwo ein Lämpchen brennt oder wenn jemand etwas verändern will.»

Kaum Konflikte mit der Polizei

Zusammengeschlossen haben sich Soraia und zwei weitere Gründerinnen, die heute aber nicht mehr dabei sind, nachdem sie in einer gemischten Autogruppe waren. «Letzten Winter wollten wir einmal bei eisigen Temperaturen ausfahren, aber von den Männern kam keiner mit. Als wir so unter uns waren, dachten wir, dass Ausflüge nur mit Frauen eigentlich viel besser sind. Und so entstand die Girls Crew.»

Probleme mit der Polizei hatte bisher keine von den Frauen, den Ausweis abgeben musste nur eine. «Aber ich sammle viele Bussen», gibt Sandra Milovanovic (26, Audi RS 6, 560 PS) zu. Soraia Guedes betont aber: «Wir kommen sicher nicht wie Idioten dahergefahren oder machen Burn-outs und solche Sachen. Bei uns geht es nicht darum, wer schneller oder lauter ist. Die Motoren der meisten Girls habe ich noch gar nie richtig aufheulen hören.» Für Blick TV liessen sie nur ausnahmsweise einen Auspuff knallen.

Mehrmals wöchentlich wird liebevoll geputzt

Die einzige Schrauberin in der Runde ist Nadine Boltshauser (22, Hyundai i20 Facelift, 100 PS). Sie hat bereits einiges an Innenausbau und Folierung selber vorgenommen. «Ich mache das ohne Unterstützung, einfach bei mir in der Tiefgarage. Vieles bringt man sich selber bei. Aber manches lege ich auch in professionelle Hände, zum Beispiel das Tieferlegen.»

Bei Francesca Straputicari äussert sich ihre Liebe zu ihrem Mercedes im Putzwahn: «Ich gehe ihn zwei- bis dreimal pro Woche für ein- bis eineinhalb Stunden waschen und putzen. Ich habe alle möglichen Mikrofaser-Tücher. In meinem Auto wird weder gegessen noch geraucht. Ich habe Ersatzschuhe im Auto, denn falls meine mal dreckig werden, brauche ich zum Einsteigen saubere. Und Gäste, die mit dreckigen Schuhen mitfahren wollen, müssen Sohlen-Überzüge anziehen.» Manchmal treffen sich auch mehrere Mitglieder der Girls Crew, um zusammen ihr Auto waschen zu gehen.

Für Jessica Tännler (22, BMW M4, 460 PS) sei ihr Auto einfach schon immer ein Traum gewesen. «Wieso ein anderes kaufen, wenn man genau das will?», meint sie. Was sie reize, bei der Girls Crew mitzumachen, erklärt Lili Nagy-Fröschl (25, BMW M8 50i, 530 PS) so: «Ich liebe schnelle Autos. Und wir haben es in erster Linie einfach gut zusammen.»

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