Ärger mit orthodoxen Juden
Jetzt soll eine extra Taskforce für Frieden in Davos sorgen

Der Streit um das angebliche Benehmen einiger orthodoxer Juden in Davos eskalierte in den vergangenen Wochen. Nun soll sich eine Taskforce dem Problem annehmen – und Lösungen für alle schaffen.
Publiziert: 06.09.2023 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2023 um 08:38 Uhr

Die Diskussionen sorgen seit Tagen für rote Köpfe. Rund 3000 bis 4000 orthodoxe Juden machten in den vergangenen Wochen Ferien in Davos GR. Viele davon reisten aus dem Ausland an – manche eckten mit ihrem Verhalten derart an, dass der Davoser Tousismus-CEO Reto Branschi (64) sich in Interviews über das schlechte Benehmen der orthodox-jüdischen Gäste beklagte.

In den letzten Tagen eskalierte die Situation, nachdem die Davoser «Gipfel Zytig» ein widerliches Titelblatt in der Kontroverse veröffentlichte. Sogar die Staatsanwaltschaft ist nun involviert, nachdem der Schweizerische Israelitische Gemeindebund Anzeige eingereicht hat.

Jeden Sommer prägen orthodoxe Juden das Ortsbild von Davos GR. Hier eine Thora-Einweihung im Jahr 2019. Das sorgt immer wieder für Konflikte.
Foto: Zvg
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Nun haben sich Branschi und Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) zur Aussprache getroffen. Das Ergebnis: Eine Taskforce soll die Probleme zwischen den Einwohnern und den orthodoxen Feriengästen beseitigen.

«Einiges Geschirr zerschlagen»

Dafür fand am Montagnachmittag ein Gespräch zwischen den Parteien statt – auf einer respektvollen Ebene, wie der Generalsekretär des SIG, Jonathan Kreutner (44), gegenüber der «Südostschweiz» sagt.

Man wolle gemeinsam Lösungen finden. Aber: «Nachdem jetzt aber doch einiges Geschirr zerschlagen wurde, muss man alles analysieren und die verschiedenen Lösungen anschauen», so Kreutner. Davos-Tourismus-CEO Branschi sagt, er habe die Idee der Taskforce eingebracht, weil man «das Problem ganzheitlich» angehen und alle Parteien an einen Tisch bringen wolle.

Lösungen schon auf nächsten Sommer?

Nichts ändern wird die Taskforce an der gekündigten Zusammenarbeit von Davos Tourismus und dem SIG im Vermittlungsprojekt Likrat Public. Das Projekt hatte zum Ziel, Verständnis zu schaffen zwischen den orthodoxen Feriengästen und Unternehmen, beispielsweise aus der Tourismusbranche.

Die Vermittler hätten dafür sorgen sollen, dass das Konfliktpotenzial minimiert wird – in den Augen von Davos Tourismus ist das aber gescheitert. Nach den Beschwerden der vergangenen Woche kündigte Davos Tourismus die Zusammenarbeit in diesem Projekt. Das wird sich auch mit der neuen Taskforce nicht ändern.

Ob bereits auf den kommenden Sommer hin neue Lösungen ausgearbeitet werden können, um einen Aufruhr wie diesen Sommer zu verhindern, ist laut den Beteiligten noch offen. Allerdings wolle man «weiter miteinander sprechen und nach Lösungen suchen», so der Davos-Tourismus-Direktor gegenüber der «Südostschweiz». Eine denkbare Möglichkeit sei beispielsweise, die orthodox-jüdischen Gäste schon vor der Anreise zu kontaktieren, «und sie für die Themen zu sensibilisieren, die uns heute Probleme machen.» (zis)

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