«In Afrika Bäume zu pflanzen reicht nicht!»
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Gretas Rede am WEF:«In Afrika Bäume zu pflanzen reicht nicht!»

Die Klima-Ikone trocknet Trump ab
Davos is Greta again

Beim zweitem WEF-Besuch der Schwedin dreht sich in Davos alles ums Klima. Selbst China will in Greta Thunbergs Fussstapfen treten.
Publiziert: 22.01.2020 um 07:49 Uhr
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Aktualisiert: 22.01.2020 um 09:09 Uhr
Vereint in Davos – wenigstens auf dem Foto: Greta Thunberg im Vordergrund – Donald Trump hinten in der Unschärfe.
Foto: keystone-sda.ch
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Fabienne Kinzelmann

Gretas Fieber ist vorbei, dafür ist das Greta-Fieber ausgebrochen. Nachdem Greta Thunberg (17) am Montag noch das Bett hüten musste, ist der Andrang bei ihrem ersten WEF-Auftritt am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr riesig. «Ich kann mich wirklich nicht beschweren, dass mir zu wenig zugehört wird», witzelt sie in der Podiumsdiskussion über den Greta-Hype. «Das Klima und die Umwelt sind jetzt Trend-Thema, aber wenn man es aus einer anderen Perspektive betrachtet, ist so gut wie nichts passiert.»

Die schwedische Klima-Ikone ist darum mit einer klaren Forderung an die Superreichen, die Wirtschaftsbosse, Spitzenpolitiker und Staatenlenker nach Davos gereist: Stoppt Investments in Kohle, Öl und Gas – und zwar sofort! Ein Greenpeace-Bericht unterstreicht ihre Botschaft. 24 Banken, die regelmässig beim WEF vertreten sind, haben allein seit dem Pariser Klimaabkommen 1,4 Billionen US-Dollar in die klimaschädlichen fossile Energien gesteckt.

Beim WEF 2020 gehts um drei Dinge: Klima, Klima und, äh, Klima

Thunberg elektrisiert den Saal – und sie elektrisiert das WEF. Wer durch das Zentrum von Davos läuft, sieht den Greta-Effekt überall. Die Fassade der britischen Grossbank HSBC ist grün, die Deutsche Bank fragt die vorbeiziehenden Anzugträger in Leuchtbuchstaben: «Ist Wachstum eine Illusion?» Greta ist omnipräsent. Ganze 69-mal steht Klima auf dem offiziellen WEF-Programm.

Vor einem Jahr war Greta Thunberg das erste Mal am WEF. «Unser Haus brennt!», rief sie in ihrer Wutrede. Beim 50. WEF steht gleich eine ganze Reihe junger Klima- und Menschenrechtsaktivisten im Zentrum der Veranstaltungen. Neben Thunberg ist die Deutsche Luisa Neubauer (23) angereist, die gerade medienträchtig einen lukrativen Aufsichtsratsposten von Siemens-Chef Joe Kaeser ausgeschlagen hat. Das WEF selbst hat für den «Future Food»-Tag am Mittwoch Fleisch von der Speisekarte verbannt, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (59) zitierte zum Auftakt Gretas Rede vom vergangenen Jahr und sprach US-Präsident Donald Trump (73) aufs Klima an. Als dieser seine Eröffnungsrede hält, sitzt Thunberg im Publikum.

Greta Thunberg will keine Bäume pflanzen, ihr Vater schon

Bei ihrem zweiten Auftritt am frühen Nachmittag ist Thunberg dann so richtig in Fahrt: «Erwachsene sagen, wir sollen nicht so pessimistisch sein.» Aber: «Unser Haus brennt noch immer! Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an. Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik geraten und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt.»

Die CO2-Emissionen müssten drastisch gesenkt werden, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Alle Staaten würden die Ziele des Pariser Klimaabkommens verletzen. «Doch das scheint niemanden zu kümmern», kritisiert Thunberg. «Ein paar Bäume pflanzen in Afrika reicht nicht.»

Wer das dennoch machen will, kann sich in Davos eine der königsblauen Wollmützen schnappen, die von einer Versicherungsgesellschaft verteilt werden. Das Unternehmen will für jede Kappe einen Baum pflanzen. Und die Dinger sind begehrt, 3500 Stück gingen am Montag bereits weg. Das WEF ist quasi blau, und dies nicht vom überall ebenfalls gratis verfügbaren Alkohol.

Auch Gretas Vater Svante Thunberg (50) trägt eine der Mützen. Während seine Tochter drinnen die Wirtschaftselite in die Mangel nimmt, muss er draussen bleiben. Mit seinem Hotel-Badge darf er nicht ins Kongresszentrum.

Dort tritt am Dienstagnachmittag auch Chinas Vizepremier Han Zheng (65) auf. Zwei Stunden nach Trump bekommt er die grosse Bühne. Und verspricht im Gegensatz zu den USA: «China wird eine Vorreiterrolle in der internationalen Zusammenarbeit und beim Klimaschutz spielen.» Kein Zweifel: Davos ist Greta again.


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