So knapp entkam Brienz der Katastrophe
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Drohnen-Aufnahmen zeigen:So knapp entkam Brienz der Katastrophe

Insel bewegt sich wieder
Regenfälle sorgen für Blockschläge in Brienz GR

Wegen des Bröckelbergs mussten die Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz GR das Dorf vorübergehend verlassen. Inzwischen sind sie zurück in ihren Häusern. Doch jetzt bewegt sich der Hang wieder schneller. Blick berichtet im Liveticker über die neusten Entwicklungen.
Publiziert: 03.07.2023 um 06:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2023 um 13:28 Uhr
27.07.2023, 11:58 Uhr

Geschwindigkeit nimmt wegen Regen zu

Mit den Niederschlägen seit Mitte Juli haben die Rutschungsgeschwindigkeiten und die Stein- und Blockschläge oberhalb von Brienz GR markant zugenommen. Dies schreibt die Gemeinde Albula/Alvra in einer Mitteilung vom Donnerstag.

«Seit Anfang Juli sind auf dem Brienzer Rutsch rund 85 Millimeter Regen gefallen», teilt die Gemeinde mit. Während die länger andauernden Niederschläge vom 11. bis 13. Juli (22 mm) und vom 18. und 19. Juli (16 mm) keine Auswirkungen auf die gemessenen Geschwindigkeiten zeigten, löste der starke Niederschlag vom vergangenen Freitag mit 14 mm innerhalb von rund 2 Stunden einen spürbaren Geschwindigkeitsschub aus. Auch die Anzahl und die Grösse von Stein- und Blockschlägen nahmen markant zu.

Die Messdaten der letzten Tage zeigen Beschleunigungen vor allem im obersten Bereich der neuen Schuttablagerung, in der «Insel Ost» und im zentralen Bereich der «Front» (siehe Grafik). Eine akute Gefahr für das Dorf bestehe nicht, heisst es weiter. Die Entwicklung werde aber genau beobachtet.

14.07.2023, 22:15 Uhr

Brienz erhält Entwässerungsstollen für 40 Millionen Franken

Das Bündner Bergdorf Brienz erhält einen fast 40 Millionen Franken teuren Entwässerungsstollen. Damit soll das Abrutschen des Dorfes ins Tal verlangsamt werden. Die Gemeindeversammlung Albula/Alvra bewilligte am Freitagabend den entsprechenden Kredit ohne Gegenstimme.

Allein stemmen muss die Gemeinde mit ihren 1300 Einwohnern den Kredit von 39,8 Millionen Franken nicht. In der Abstimmungsbotschaft rechnet der Gemeindevorstand mit Beiträgen von Bund und Kanton in der Höhe von 90 Prozent der Gesamtkosten.

Stollen soll Druck senken

Brienz/Brinzauls stand in jüngster Zeit landesweit in den Schlagzeilen, weil über dem Dorf ein Bergsturz drohte, der es hätte verschütten können. Ausserhalb Graubündens wenig bekannt ist, dass auch das Dorf selbst auf instabilem Gestein steht und in zunehmenden Tempo talwärts rutscht. Ein etwa drei Quadratkilometer grosses Gebiet verschiebt sich um mehr als einen Meter im Jahr.

Experten gehen davon aus, dass erhöhter Wasserdruck im Untergrund die Hauptursache der Rutschbewegung ist. Der Entwässerungsstollen soll diesen Druck senken und die Rutschgeschwindigkeit des Dorfes langfristig stark vermindern. Im Idealfall würde sich das auch positiv auf die absturzgefährdeten Felsmassen am Berg über dem Dorf auswirken.

04.07.2023, 14:23 Uhr

Die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz GR sind zurück in ihrem Dorf. Blick-TV-Reporterin Gina Sergi hat sie besucht.

«Freude und Erleichterung der Bewohner ist riesig!»
2:20
Blick-TV-Reporterin in Brienz:«Freude und Erleichterung der Bewohner ist riesig!»
03.07.2023, 11:00 Uhr

Um Mitternacht gilt Phase Gelb!

Gute Nachrichten für die Bewohner von Brienz: ab Mitternacht gilt Phase gelb. Evakuierte dürfen im Dorf übernachten. Besucher dürfen ab Dienstag auch wieder in die Zone. Das gibt die Gemeinde Albula/Alvra bekannt.

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Die Strasse von Vazerol nach Brienz ist nur für Bewohner:innen und Zweitheimische geöffnet. Auch die Luftraumsperre ist aufgehoben.

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29.06.2023, 10:30 Uhr

Gemeinde: Vorausgesagter Niederschlag wird genau beobachtet

Die Geschwindigkeiten auf dem Plateau des Brienzer Bergs, die beim Ereignis vom 15. Juni stark zugenommen hatten, beruhigen sich der Gemeinde Albula/Alvra zufolge weiter. Die Reaktion auf den vorausgesagten Niederschlag werde jedoch genau beobachtet. Man bereite sich nun auf Phase gelb vor.

28.06.2023, 19:30 Uhr

«Der Brienzer Rutsch ist noch nicht zu Ende»

In Brienz herrscht noch immer Phase Orange. Die Bewohner dürfen zwar ihre Wohnungen besuchen, aber können noch nicht dort übernachten. Nachdem die Wasserversorgung beschädigt war, konnte die Gemeinde den Rohrbruch nun reparieren. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich das Dorf bewegt, hat sich verlangsamt. «Die Geschwindigkeit beim Messhäuschen im Dorf liegt aktuell bei ca. 1,20 Meter pro Jahr», teilte die Gemeinde mit.

Der Rutsch am 15. Juni hat Spuren hinterlassen. «Der Schuttkegel beim Schulhaus hat die Strasse nach Lantsch/Lenz 15 Meter hoch verschüttet», teilt die Gemeinde mit. Das Dorf hatte grosses Glück und wurde von den Felsmassen grösstenteils verschont. Es gab auch grosse Felsstürze. «Einige der Blöcke sind fast so gross wie Einzelgaragen. Sie müssen nach dem Schuttstrom abgestürzt sein und sind auf dem neuen, noch recht weichen Untergrund liegengeblieben», sagt Geologe Andreas Huwiler.

Geologen beurteilen neu

Wenn die Geologen den Fall rekonstruieren können, wird die Gefahr neu beurteilt. Die Evakuierung kann dann aufgehoben werden, wenn die Experten sagen, dass es sicher ist.

Dass die Evakuierung noch nicht aufgehoben werden kann, liege vor allem am Gebiet «Plateau» ganz oben am Hang. Denn: Hier liegen zwei bis vier Millionen Kubikmeter aus sprödem Dolomit. Bei einer Begehung am vergangenen Freitag stellten die Geologen fest, dass sich das Plateau während dem Schuttstrom stark verändert hat. «Wir müssen jetzt beobachten, wie sich das Plateau mittelfristig verhält und wie es beispielsweise auf Niederschläge reagiert. Auch beim Plateau gilt, dass wir einen Absturz, der das Dorf gefährden könnte, mit unseren Messgeräten mehrere Tage bis Wochen im Voraus feststellen können», sagt Geologe Stefan Schneider.

Er hat auch eine gute Nachricht: «Diese flachen Geländepartien helfen, dass abstürzendes Material abgebremst wird. Deshalb können Felsstürze das Dorf nun schwerer erreichen, als dies noch vor dem Schuttstrom der Fall war.»

26.06.2023, 07:54 Uhr

Bewohner von Brienz dürfen ins Dorf

Die Phase Orange in Brienz hat begonnen. Das teilte die Gemeinde Albula/Alvra mit. Von 12 bis 19 Uhr dürfen Bewohner in ihr Zu Hause. Weiterhin gilt die Luftraumsperre und das allgemeine Betretungsverbot.

Wie viele Personen am Montag für ein paar Stunden ins Bündner Bergdorf zurückkehrten, konnte Christian Gartmann, Mediensprecher der Gemeinde Albula, am Nachmittag noch nicht sagen. Etwas länger als die normale Bevölkerung, nämlich bis 21 Uhr, dürfen sich die Landwirte in Brienz aufhalten.

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Derzeit gilt die Phase Orange: Das Dorf bleibt evakuiert, Menschen und landwirtschaftliche Tiere dürfen über Nacht nicht in Brienz sein. Ab dem kommenden Freitag können auch die Besitzerinnen und Besitzer von Ferienwohnungen stundenweise ins Dorf zurückkehren.

Wegen eines Rohrleitungsbruchs, der nichts mit dem Schuttstrom zu tun hat, ist Brienz derzeit mehrheitlich ohne Trinkwasser. Bis Ende Woche sollte eine Ersatzleitung fertiggestellt sein, erklärte Gartmann der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Am vergangenen Freitag hatte eine Gruppe von Geologen das Dorf und den riesigen Schuttkegel inspiziert. Dabei seien keine Schäden an den Gebäuden festgestellt worden, sagte Gartmann. Die Dorfbewohner erhielten ein Merkblatt mit Informationen zu möglichen Gebäudeschäden.

22.06.2023, 12:02 Uhr

Ab Montag gilt Phase Orange

Die Gemeinde Albula/Alvra kündigte an, dass in Brienz ab Montag Phase Orange gilt. Das heisst, mit Bewilliging dürfen die Bewohner ab kommender Woche wieder tagsüber nach Brienz. Sie müssen sich davor bei einem Kontrollpunkt registrieren, damit am Ende des Tages sichergestellt werden kann, dass sich niemand mehr im Dorf befindet. Der Schuttkegel und die Felssturzzone wurden abgesperrt. Einzig die Wasserversorgung ist noch nicht gewährleistet.

Übernachtungen sind auch weiterhin nicht möglich. «Das allgemeine Betretungsverbot für das Gebiet gilt aus Sicherheitsgründen aber weiter», heisst es im Informationsbulletin. Auch die Luftraumsperre gilt weiterhin.

Der Gemeindeführungsstab sei zuversichtlich, dass die Brienzerinnen und Brienzer bald ganz zurückkehren dürfen. Dafür müssten die Geologen das Gebiet jedoch weiterhin beobachten und die Daten der Messysteme analysieren, so Sprecher Christian Gartmann.

Im Moment gebe es keine neuen Beschleunigungen am Hang oberhalb des Dorfes. Es habe sogar einzelne Tage ohne einen einzigen Blockschlag gegeben, sagte Gartmann. Dies sei sehr aussergewöhnlich für Brienz.

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21.06.2023, 14:38 Uhr

Gemeinde: «Lage präsentiert sich ruhig»

Nach den massiven Gesteinsbrocken, die sich Ende letzte Woche vom Brienzer Berg gelöst haben, präsentiert sich die Lage ob Brienz nun ruhig. Das teilt die Gemeinde Albula/Alvra auf Twitter mit. Demnach seien die Geschwindigkeiten stabil und es komme nur vereinzelt zu Blockschlägen.

Ende des Livetickers
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