Schock für WEF-Gäste – Davoser Hotel Bünda verkaufte Zimmer doppelt
Bezahlt – aber trotzdem kein Bett

Ein Pächterwechsel sorgt zum WEF-Auftakt für Verwirrung. In einem Davoser Hotel wurden offenbar zahlreiche Zimmer doppelt verkauft. Durch den neuen – und durch den vorherigen Pächter.
Publiziert: 17.01.2020 um 23:43 Uhr
|
Aktualisiert: 20.01.2020 um 23:07 Uhr
Blick_Portrait_2048.JPG
Marco LatzerReporter Ostschweiz

Dutzende WEF-Gäste stehen ohne Hotelzimmer da. Noch schlimmer: Die meisten der Betroffenen werden von ihrem Unglück erst an der Rezeption des Hotel Bünda erfahren. Denn: Im Drei-Sterne-Hotel in Davos GR wurden zahlreiche, wenn nicht sogar alle der insgesamt 80 Betten doppelt verkauft!

«Das ist eine Katastrophe!», sagt einer der geprellten WEF-Teilnehmer zu BLICK. «Es ist fast unmöglich, in letzter Minute noch ein bezahlbares Zimmer zu finden.» Dabei hat der Gast, um auf Nummer sicher zu gehen, schon im letzten März für die kommende Kongresswoche reserviert.

Gebucht – und bereits bezahlt

Und dies zu einem für WEF-Verhältnisse fairen Preis: Für die sieben Nächte im Doppelzimmer wurden 4186.80 Franken fällig – und kurz darauf auf das Konto des Hotel-Betreibers überwiesen. Der Schreck ist umso grösser, als bei einem Kontrollanruf vor der Anreise niemand in der Bünda-Rezeption etwas von der Buchung weiss!

Verkaufte WEF-Zimmer kurz vor Pächterwechsel: Claude Kaiser (†55) betrieb bis November das Hotel Bünda in Davos GR. Inzwischen ist der ehemalige Gastgeber verstorben.
Foto: PD
1/10

«Es hat einen Pächterwechsel gegeben», sagt Gastgeberin Manuela Vieli (26) zu BLICK. Sie habe das Hotel zusammen mit ihrem Küchenchef erst per Mitte November übernommen. Frühere Buchungen könne sie nicht berücksichtigen, da diese noch mit dem alten Pächter als Vertragspartner abgeschlossen wurden.

«Als wir erstmals ins Hotel gekommen sind, waren die Server leer. Wir konnten nicht herausfinden, wer bereits Zimmer gebucht und bezahlt hatte. Deshalb konnten wir mit den Betroffenen auch nicht in Kontakt treten», sagt Vieli.

Alle Betten wurden ein zweites Mal verkauft

Klar ist: Alle 80 Betten des Hotels Bünda sind inzwischen zum zweiten Mal verkauft. An die Organisatoren des WEF. Auf der Strecke bleibt, wer noch beim früheren Pächter Claude Kaiser (†55) und dessen Firma Imperial Consulting GmbH mit Sitz in Brüttisellen ZH gebucht hat. Kaiser starb im Herbst.

Hansjörg Cavegn (78), der Eigentümer des Hotels Bünda, sitzt auf offenen Rechnungen: «Die Pachtzinsen für die letzten dreieinhalb Monate sind noch offen. Man soll nicht schlecht über Tote sprechen, aber Kaiser hat den Ruf des Hotels ruiniert.»

Hotelier hatte einen schlechten Ruf in der Region

Kein Wunder, denn Claude Kaiser hatte die Preise erhöht, gleichzeitig aber bei Personal und Service massiv gespart. Absurder Höhepunkt war die Einführung einer Gebühr von 50 Franken für Gäste, die in der Mittagszeit die Rezeption anriefen (BLICK berichtete).

Der Pachtvertrag ist laut Cavegn nach fünf Jahren Mitte November nicht mehr verlängert worden. Die Trennung habe sich schon länger angebahnt. Weshalb trotzdem noch Buchungen für diesen Winter angenommen wurden, bleibt offen.

Klar scheint: Im Laufe des letzten Jahres muss sich die Situation von Kaisers Firma Imperial Consulting drastisch verschlechtert haben. Lieferanten aus dem Landwassertal sollen das Hotel offenbar wegen offener Rechnungen boykottiert haben.

Wirtschaftliche Probleme bis zum Tod

Einige Einheimische schimpfen den Ex-Pächter deswegen mitunter einen Wirtschaftskriminellen. Claude Kaiser sollen die Probleme vor seinem in der Todesanzeige als «überraschend» bezeichneten Ableben komplett über den Kopf gewachsen sein.

Die Chancen, dass Geschädigte das Geld für ihre Buchungen zurückbekommen, sind minim. Bei Imperial Consulting ist keine Geschäftsaktivität zu erkennen. Das Telefon wurde bereits abgemeldet.

Bitte melde dich für eine Teilnahme an!
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?