Sogar Roger Federer hat einen Miet-Christbaum aus Filisur GR
Nach dem Fest wieder in die Baumschule

Christbaum mieten statt kaufen. Der Vorteil: Weniger Abfall und eine langjährige Beziehung mit dem Baum.
Publiziert: 04.12.2017 um 10:15 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:05 Uhr
Christian Kolbe

Am 1. Dezember kommt bei Familie Ambühl in Filisur GR bereits der Christbaum. Der Tannenbaum steht in der warmen Stube, verströmt einen angenehmen Duft, verliert auch nach Wochen keine Nadeln. Zu Weihnachten wird er in festlichem Glanz erstrahlen, frisch wie am ersten Tag des Monats.

Der Baum steht nicht im Ständer, sondern in einem Topf. Er ist gemietet, nicht gekauft. Im Januar geht er wieder zurück in die Baumschule, in der er gewachsen ist. Bis er in einem Jahr wieder mit der Familie Ambühl Weihnachten feiern wird. Einfach zehn Zentimeter höher und ein bisschen breiter. «Einen Mietchristbaum muss man nicht entsorgen, er wird wieder abgeholt», sagt Corina Ambühl (32) ganz pragmatisch.

Rund 4000 Mietchristbäume stehen bei der Gärtnerei und Baumschule Schutz in Filisur bereit, die einen noch draussen im Schnee, andere schon in einer ungeheizten Halle. Die Bäume müssen sich etwas akklimatisieren, sonst wäre der Temperaturschock zu gross. Ein guter Teil der Bäume ist bereits vermietet. Der Miet-Christbaum kostet zwischen 75 Franken für eine knapp ein Meter hohe Dufttanne bis zu 345 Franken für den imposanten 3-Meter-Baum.

Ein lebendiger Baum für Weihnachten

Mit Christbäumen kennen sich die Gebrüder Markus (45) und Michael Schutz (43) aus. Schon als Schüler haben sie sich durch den Verkauf von (geschnittenen) Christbäumen aus dem väterlichen Betrieb auf Weihnachtsmärkten einen finanziellen Zustupf verdient.

«Eines Tages kamen unsere Frauen zu uns und sagten: ‹Wir wollen einen lebendigen Baum für das Weihnachtsfest, nicht einen gefällten›», erklärt Mi­chael Schutz den Ursprung des Mietbaums aus Filisur. Also begannen die Brüder rumzutüfteln, welche Bäume am geeignetsten für ein Leben im Topf wären. «Es war gar nicht so einfach, den richtigen Baum zu finden. Am besten wachsen bei uns hier auf 1000 Metern Höhe die Nordmann- und die Dufttanne, heimische Tannen haben sich weniger bewährt», sagt Markus Schutz.

Mietchristbäume sind vor allem bei Städtern beliebt – und in den Bündner Skiorten. In der Stadt bedauerten viele Kunden, dass der Baum kurz nach Weihnachten keinen Zweck mehr habe und einfach weggeschmissen werde, so Michael Schutz.

Produzieren Mietchristbäume im Topf: Markus (l.) und Michael Schutz.
Foto: Siggi Bucher
1/4

Bäume mit Namen und Besuchszeiten

Einige Kunden leisten sich einen Familienbaum, der jedes Jahr wieder für sie reserviert ist. Manchmal geht die Beziehung noch tiefer: «Es gibt Kunden, die geben ihrem Baum einen Namen und kommen im Sommer auch mal vorbei, um ihn zu besuchen», erzählt Michael Schutz.

Ferienwohnungsbesitzer wollen nicht auch noch einen Christbaumständer mit in die Weihnachts­ferien schleppen. Also mieten sie lieber einen Baum im Topf aus Filisur. Grosse Skigebiete wie Lenzerheide oder Davos sind nicht weit entfernt. «Auch die Familie von Roger Federer hat schon einen Baum bei uns bestellt», verrät Markus Schutz nach einem prüfenden Blick zu seinem Bruder.

Nicht nur bei Schutz in Filisur kann man Christbäume mieten. Die Firma Ecosapin aus der Romandie hat mit Partnern in der Deutschschweiz ein ähnliches Angebot. Allerdings werden diese Tannen nicht im Topf gezüchtet, sondern ausgegraben, wenn sie die passende Grösse erreicht haben. Diese Bäume dienen nur einmal als Weihnachtsbaum. Nach den Festtagen werden sie wieder eingegraben. Aber wie bei den Mietbäumen aus Filisur ist der Lebenszyklus dieser Tannenbäume auch nach den Festtagen noch lange nicht beendet.

Weihnachtsbäume in Zahlen

1,2 Millionen Weihnachtsbäume werden in der Schweiz pro Jahr verkauft.

40 bis 45 Prozent der Weihnachtsbäume stammen aus der Schweiz, ausländische vor allem aus Deutschland und Dänemark.

145'000 kg CO₂ bindet eine Hektare Weihnachtsbaumkultur und produziert bis zu 105 Tonnen Sauerstoff während zehn Jahren.

#1 unter den Weihnachtsbäumen ist die Nordmanntanne (Marktanteil: 65 Prozent).

1,2 Millionen Weihnachtsbäume werden in der Schweiz pro Jahr verkauft.

40 bis 45 Prozent der Weihnachtsbäume stammen aus der Schweiz, ausländische vor allem aus Deutschland und Dänemark.

145'000 kg CO₂ bindet eine Hektare Weihnachtsbaumkultur und produziert bis zu 105 Tonnen Sauerstoff während zehn Jahren.

#1 unter den Weihnachtsbäumen ist die Nordmanntanne (Marktanteil: 65 Prozent).

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?