«Habe fast aufgegeben»
Zuger verfolgt sein gestohlenes Velo mit dem Zug bis nach Mailand

Bereits vor seinem Laden Phoenix Bike in Baar bemerkte Inhaber Bruno Bättig, dass etwas nicht stimmte. Die Tür war aufgebrochen und es fehlten zahlreiche Velos. Dank eines Kunden und seinem Airtag nimmt die Geschichte eine glückliche Wendung.
Publiziert: 21.08.2024 um 20:31 Uhr
|
Aktualisiert: 21.08.2024 um 22:09 Uhr
Angela_Rosser_Journalistin NewsDesk_Ringier AG_2-Bearbeitet.jpg
Angela RosserJournalistin News

Dass etwas nicht stimme, habe er am letzten Donnerstag gleich gemerkt, erklärt Geschäftsführer Bruno Bättig. «Die Türe wurde aufgebrochen und es haben viele Velos gefehlt», so der Inhaber des Bikeshops in Baar im Kanton Zug. Sie hätten den Laden gar nicht erst betreten, meint er. «Wir haben gleich die Polizei angerufen. Die waren aber schon unterwegs», erzählt er und erklärt auch, warum die Polizei schon ausgerückt war.

«Ein Passant hat gesehen, dass ein Velo mit einer Reparatur-Nummer von uns im Gebüsch lag und hat die Polizei gerufen», so Bättig. Aufgrund des Anrufes habe die Polizei sogleich eine Runde gemacht und den passionierten Velomech vor seinem Laden angetroffen. Insgesamt wurden 18 Velos geklaut, wie «Pilatus Today» berichtete. «Darunter waren auch einige Kundenvelos, das schmerzt fast am meisten», meint Bruno Bättig auf Anfrage von Blick. 

Velos im Wert von 150'000 Franken geklaut

Die Velos stammten von der italienischen Topmarke Pinarello und bewegen sich preislich um die 10'000 Franken. «Die Velos unserer Kunden sind teils noch etwas teurer. Der Verkaufswert aller Velos liegt etwa bei 150'000 Franken», so Bättig. Er und Tobias Schlotter, ebenfalls Geschäftsführer des Shops, mussten darauf auch die Kunden informieren. Diese haben aber durchwegs positiv reagiert, erklärt Bättig. Sauer auf sie seien sie nicht gewesen.

Im Laden von Bruno Bättig in Baar wurde vergangenen Mittwoch eingebrochen.
Foto: Phoenix Bike
1/12

Die Velos sind glücklicherweise auch wieder aufgetaucht, auch wenn sie noch nicht wieder zurück bei ihren Besitzern seien. «Einer unserer Kunden hat uns daran erinnert, dass er einen GPS-Tracker an seinem Bike hat», erklärt der Geschäftsführer. Zusammen haben sie diesen geortet – in Mailand. All die Informationen haben sie der Polizei weitergeleitet und diese habe sich darauf mit der Polizei in Chiasso und Mailand kurzgeschlossen.

Polizei hat Einbruchswerkzeug gefunden

Es war das erste Mal, dass bei ihnen eingebrochen wurde, erklärt Bättig. «Die Diebe müssen sehr leise gewesen sein. Der Shop liegt in einem Wohnquartier und wären sie mit einem Laster vorgefahren, hätte das ziemlich sicher jemand bemerkt», mutmasst er. Die Polizei habe in der Nähe auch noch Werkzeug, darunter eine Trennscheibe, gefunden. Dass eines der Velos im Gebüsch landete, erklärt er sich damit, dass die Diebe wohl überrascht wurden.

Dass die Velos ihren Weg wieder zurückfinden werden, verdanken die Kunden und der Shop Alex Mapondera (41). Der leidenschaftliche Velofahrer ist schon lange Kunde bei Bättig und Schlotter. «Ich wollte am Donnerstag mein Velo abholen, als Tobias mich ganz geschockt ansah und meinte, dass mein Velo gestohlen wurde», erklärt der 41-Jährige.

Kunde dachte an einen Scherz

Erst dachte er an einen schlechten Scherz und dass sie einfach vergessen hätten, sein Velo zu reparieren. «Dann sah ich, dass der Shop halb leer geräumt war», erklärt Mapondera. Erst da habe er realisiert, dass sein Freund und Velomech das bitterernst meinte.

Mit dem GPS-Tracker konnten sie sein Velo und wohl auch die anderen irgendwo in Mailand ausmachen. Abwarten, bis das Velo zurückgebracht wird, konnte er aber nicht. «Das Velo war noch fast neu und ich wollte es einfach unbedingt wiederhaben», erklärt Mapondera auf Anfrage von Blick. 

Auf eigene Faust ab nach Mailand

Er entschied sich also am Freitagmorgen kurzerhand, selber nach Mailand zu fahren, und stieg um 6.30 Uhr in den Zug. Der Tracker führte ihn zu einem Industriegelände. Dort sei ein Mann zu ihm gekommen und fragte, was er hier suche. Als Mapondera ihm die Situation schilderte, riet ihm der Mann, nicht auf eigene Faust dort herumzustöbern und fuhr darum mit ihm direkt zur Polizei.

«Gemeinsam mit zwei Polizisten sind wir dann zurück und haben in den Lagerhallen nach den Bikes gesucht, leider erfolglos, zuerst», so Mapondera. Sein GPS-Tracker könne ein Geräusch abgeben, wenn man sich in der Nähe befindet. Zu seinem Pech blieb das «Piep» aber lange Zeit aus. «Ich war so müde, weil ich nicht wirklich geschlafen hatte. Ausserdem hatte ich Hunger, es war heiss und ich war kurz davor aufzugeben», schildert Mapondera die Odyssee.

Neues Schloss und Überwachungskamera

Der Polizist liess jedoch nicht locker und meinte, man könnte noch einen letzten Versuch wagen. Der Suchtrupp lief umher und stiess auf ein Gebüsch. In dem Gebüsch lagen die gesuchten Velos. Weil er seins nicht gleich sehen konnte, versuchte Mapondera noch einmal sein Glück. «Und endlich war das Piep da!», freut sich der Velo-Fan.

Die Polizei und er luden alle Velos auf und fuhren sie zum Polizeiposten. Leider durfte er sein geliebtes Velo noch nicht mit nach Hause nehmen und musste am Freitag noch einmal den Weg nach Mailand auf sich nehmen. Mittlerweile sind er und sein Velo jedoch vereint. 

Auch die anderen Velos dürfen bald ihre Rückreise in die Schweiz antreten, wie Bruno Bättig bestätigt. Für ihn ist klar, was seine nächsten Schritte sein werden. Ein neues Schloss muss her, ebenso wie ein Alarm und eine Überwachungskamera.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?