Hass im Internet
Diese Cybermobbing-Fälle schockierten die Schweiz

Netflix beleuchtet in einer Mini-Serie den Fall des Mannes, der «Revenge Porn» erfunden hat. Das Thema Cybermobbing wird somit wieder aktuell. Blick zeigt die Fälle von Internet-Prangern, die sich in den letzten Jahren in der Schweiz abgespielt haben.
Publiziert: 06.08.2022 um 01:33 Uhr

Der US-Amerikaner Hunter Moore (36) wurde vor zwölf Jahren berühmt-berüchtigt, weil er auf seinem Internetportal «Is Anyone Up?» Zehntausende Nacktbilder gegen den Willen der Besitzer veröffentlicht hatte. Netflix beleuchtet nun den Fall in der Mini-Serie «Der meistgehasste Mann im Internet».

Denn Moores Opfer wurden im Netz nicht nur blossgestellt, sondern richtig gedemütigt und angeprangert. Weil teilweise ihre Facebook-Profile und Telefonnummern dazu gestellt wurden, nahm das Cybermobbing eine andere Dimension an.

Cybermobbing ist leider auch in der Schweiz ein Thema, wie nachfolgende Fälle zeigen.

Immer wieder wurden in den letzten Jahren Fälle publik über Schülerinnen, die von anderen in der Klasse gemobbt wurden. Auch im Netz hatten sie keine Ruhe vor ihren Peinigern. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
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1. Céline bis zum Suizid gemobbt

Wegen Cybermobbing nahm sich Céline (†13) aus Spreitenbach AG im Jahr 2017 das Leben. Die Bezirksschülerin war von einem damals 14-Jährigen unter Druck gesetzt worden. Sie sollte ihm intime Bilder schicken. Eine Ex-Kollegin verbreitete ein solches Bild auf Social Media weiter und machte sich darüber lustig. Hunderte Jugendliche hatten es gesehen. Céline wurde massiv bedroht und beleidigt, nahm sich wenig später das Leben.

2. Vater setzt 2000 Franken für Mobber-Hinweise aus

Ein jahrelanger Streit zwischen der damals 18-jährigen Milena* aus Niederuzwil SG und ihrer gleichaltrigen Mitschülerin Samira F.* eskalierte 2017 derart, dass sich Milenas Vater Claudio Raschle einschalten musste. Denn sein Kind erhielt Morddrohungen. Auf Milenas Instagram-Account standen Kommentare wie «Ich werde alles tun, damit du stirbst» und «Ich werde deine Familie vernichten». Die Hassbotschaften wurden von einem eigens angelegten Profil gepostet, das über die Mail-Adresse von Samiras jüngerer Schwester Melissa F.* registriert wurde. Zwar kam es zu einem gerichtlichen Prozess. Doch das Verfahren endete in einem Freispruch. Die Begründung: Wer effektiv dahinterstecke, ob Samira, Melissa oder beide Schwestern, habe sich nicht «zweifelsfrei» eruieren lassen. Claudio Raschle hatte darum 2000 Franken für Hinweise zum Cybermobber ausgesetzt. Tochter Milena musste die Schule nach den Drohungen dennoch verlassen.

3. Schüler mobben Lehrer im Netz

Mit gefälschten Social-Media-Profilen haben Schüler an der Kantonsschule Kollegium Schwyz im Jahr 2017 Lehrer diskreditiert. Die Teenager im Alter zwischen 15 und 16 Jahren posteten Fotomontagen auf Instagram und Facebook. Auf einem Foto wurde ein Lehrer in ein Foto mit Anhängern des Ku-Klux-Klans montiert. «Ich mit meinen Kollegen bei Halloween. War langweilig, alle hatten die gleichen Kostüme an, und Süsses gab es auch nicht (...)», stand dazu geschrieben. Ein anderes Bild zeigt ein echtes Foto eines Lehrers beim Stemmen von Gewichten. Ergänzt wurde es mit dem Satz: «Mini Schüeler werded immer schlechter, ich glaub, ich muss dene de Stoff ‹iprügle›.» Andere Schüler haben die Profile daraufhin den Opfern gemeldet. Die Täter wurden abgemahnt.

4. Schulwechsel, um Schikanen zu entkommen

Die damals zwölfjährige Selina wurde an ihrer Schule in Basel aufs Übelste beschimpft. Auch via Whatsapp erhielt die Schülerin beleidigende Nachrichten. Ein neues Mädchen in der Schule hatte die ganze Klasse gegen Selina aufgehetzt. Die Schülerin wurde gemieden. Ihre einzige Freundin wandte sich ab, aus Angst, auch in den Fokus zu geraten. Der Psychoterror sei immer schlimmer geworden. Sie sei wie eine Aussätzige behandelt worden. Auf einem Zettel, der ihr zugesteckt wurde, hiess es: «Hoffentlich bekommst du Krebs.» Erst als ihre Mitschüler das Mädchen verprügelt hatten, erfuhren die Eltern vom Mobbing. Doch Selinas einzige Chance, den Schikanen zu entkommen, war ein Neustart. Das Mädchen musste die Schule wechseln.

5. Mädchen-Gang nach jahrelangem Mobbing verurteilt

Seit Jahren wurde eine 13-jährige Schülerin im Kanton Zürich von einer siebenköpfigen Mädchen-Gang gemobbt. «Fotos und Videos von ihr wurden über Snapchat geteilt, sie wurde blossgestellt und erniedrigt», erzählte ihre Mutter Ende Juni gegenüber «20 Minuten». Die Schulleitung zeigte sich gegenüber den Eltern machtlos. Die Tochter dagegen entwickelte depressive Symptome und musste zur Kinderpsychologin. Die Mobberinnen wurden immer dreister und drohten der 13-Jährigen und ihrer Mutter, sie mit Benzin zu übergiessen und anzuzünden. Die Polizei wurde eingeschaltet. Und dank der Aussage einer anderen Mitschülerin konnten die Täterinnen verurteilt werden. (man)

* Namen geändert

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