Heikle Debatte um Islam-Sujets
Was machen die Fasnächtler mit «Charlie»?

Da hört der Spass offenbar auf: Nach den Attentaten von Paris machen Fasnächtler einen Bogen um alles, was irgendwie mit Islam zu tun hat.
Publiziert: 06.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:51 Uhr
Von Walter Hauser und Daniel Riedel

In den deutschen Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf sorgte das Thema Islam für einen Riesen-Eklat. Ein Motivwagen, der den Anschlag auf das Satiremagazin «Charlie Hebdo» zum Thema hatte, wurde aus Sicherheitsgründen vom Kölner Rosenmontagsumzug ausgeschlossen.

Auch beim Nachbarn Düsseldorf findet das heikle Sujet keinen Platz. Umzugs-Chef Hermann Schmitz erklärte gegenüber der Zeitung «Bild»: «Paris fassen wir nicht an. Da ist zu viel Blut geflossen. Das ist nichts für den Karneval.»

Auch vielen Schweizer Organisatoren ist der Islam zu heiss. Christoph Bürgin, Obmann des Basler Fasnachts-Comités, sagt: «Fasnacht und Religion sind ein besonders sensibles Thema. Sowohl im Christen- und Judentum als auch im Islam gilt es, gewisse Grenzen zu respektieren. Im Islam sind Allah und ­Mohammed so gross, dass sie nicht dargestellt werden sollen. Dies sollte auch an der Fasnacht respektiert werden.»

So sollte der Kölner «Charlie Hebdo»- Wagen aussehen.
Foto: DPA

«Satire darf eben doch nicht alles»

Selbst die mit allen Wassern gewaschenen Schnitzelbänkler in Basel nehmen von «Charlie»-Sujets Abstand. Bettina Carpanetti, Präsidentin der Basler Schnitzelbangg Gsellschaft, sagt: «Ich glaube, Satire wird in der Schweiz anders aufgefasst als in Frankreich. Satire darf meiner Meinung nach eben doch nicht alles.»

Für Patrick Buschor (29), Präsident des Fasnachtskomitees in Benken ZH, hat die Narrenfreiheit Grenzen: «Die Fasnacht ist ein christlicher Brauch. Er darf nicht dazu missbraucht werden, andere Glaubensrichtungen zu verunglimpfen.»

Ähnlich sehen es die Innerschweizer. Reto Waldmann (44), oberster Fasnächtler in Siebnen SZ: «Religion ist ­eigentlich tabu. Auf die Schippe nehmen sollte man höchstens die Dorfoberhäupter.»

In Luzern bleibt man gelassen. Die Erfahrung lehrt, dass sich Umzug und Sujets nicht wirklich steuern lassen. Bruno Spörri vom Lozärner Fasnachtskomitee sagt: «Bei uns sind wilde Gruppierungen ja ausdrücklich erwünscht. Da können ganz spontan Sujets entstehen. Auch zu ‹Charlie Hebdo›.»

In Luzern ziehen bis zu 90 unterschiedliche Gruppen durch die Stadt. Grundsätzlich sei alles erlaubt, sagt Spörri: «Es herrscht totale Freiheit – solange kein Straftatbestand besteht. Dann könnte die Polizei eingreifen und das Sujet einziehen.»

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