«Umstände nicht klar und viele Fragen offen»
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Cerny zu Corona-Säugling (†):«Umstände nicht klar und viele Fragen offen»

Infektiologe Andreas Cerny zum Aargauer Corona-Säugling (†)
«Umstände nicht klar und viele Fragen offen»

Horror-Meldung für alle Eltern: Laut dem BAG ist erstmals ist in der Schweiz ein Säugling an Corona gestorben. Oder ist doch die schwere neurologischen Vorerkrankung des Kindes die Ursache? BLICK hat bei Infektiologe Andreas Cerny nachgefragt.
Publiziert: 30.05.2020 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2020 um 17:13 Uhr
Schwere neurologische Vorerkrankung: Es ist nicht klar, ob der Säugling an Corona gestorben ist (Archivbild).
Foto: Dukas
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Johannes Hillig

Ein Säugling aus dem Kanton Aargau ist tot. Offenbar gestorben an Corona. Ein Novum in der Schweiz. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe sich das Baby im Ausland angesteckt. Den SRF-Informationen nach in Mazedonien. Daraufhin sei es direkt ins Kinderspital Zürich geflogen worden und dort verstorben.

Beim Kanton Aargau heisst es auf Anfrage, das Baby sei an einer «schweren neurologischen Erkrankung verstorben.» Diese könne durch viele Arten von Viren verursacht werden. Der Säugling wurde zwar positiv getestet. Ob Corona aber auch die Ursache für den Tod ist, sei noch unklar und werde nun untersucht.

Noch vor wenigen Tagen stellte der Bund weitere Lockerungen in Aussicht. Darunter die Möglichkeit, dass Grosseltern ihre Enkel nicht nur umarmen, sondern auch schon bald wieder hüten dürfen. Und jetzt? Ist das Virus vielleicht doch gefährlicher für Kinder als angenommen?

«Der Fall ist tragisch, aber nicht repräsentativ»

Koch-Nachfolger Stefan Kuster relativierte: «Wir wissen, dass sich Kinder anstecken können.» Das habe es auch vorher schon gegeben. Die Schulen werden daher nicht wieder geschlossen.

Die richtige Entscheidung findet Infektiologe Andreas Cerny. Jetzt in Panik zu verfallen, sei die falsche Reaktion. «Der Fall ist tragisch, aber nicht repräsentativ. Zudem sind die Umstände nicht klar und viele Fragen offen», sagt der Tessiner zu BLICK. Zum Beispiel sei unklar, wie genau sich der Säugling mit dem Virus infizierte und ob es Vorerkrankungen gab. Cerny weiter: «Die Schulen und Kitas nun zu schliessen, wäre überstürzt.»

Seit Beginn der Corona-Krise wird kontrovers diskutiert, inwiefern Kinder ansteckend sind. Bislang sehe es aber danach aus, dass «Kinder bis neun Jahre nicht die Treiber der Epidemie sind», erklärt Cerny. Das betonte nicht zuletzt «Mr. Corona» Daniel Koch, ehemaliger Chef der Abteilung übertragbare Krankheiten beim BAG. Seine Empfehlung, dass Grosseltern ihre Enkel in den Arm nehmen können, ging um die Welt und wurde kritisiert. Doch Koch blieb stark.

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