«Wer will, ist im August geimpft»
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Regierungsrätin Natalie Rickli:«Grosse Kantone impfen langsamer als kleinere»

Jetzt steigt der Privatsektor ein
Diese Firmen impfen selber

Der Nachschub stockt. Doch bald sollen weitere Dosen kommen. Jetzt ist klar: Auch Schweizer Firmen machen mit – und impfen ihre Angestellten selber.
Publiziert: 19.04.2021 um 09:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.04.2021 um 11:32 Uhr
Immer mehr Firmen wollen ihre Angestellten selber impfen.
Foto: AFP
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Danny Schlumpf

Ein aktives Engagement der Arbeitgeber im Kampf gegen Corona fordert in der Schweiz jeder zweite Angestellte. Und was sagen die Firmen selbst? Sie sagen Ja. Viele von ihnen sind bereit, ihre Mitarbeiter in Eigenregie zu impfen.

«Wir haben einige Interessenten», bestätigt die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (44) im Gespräch mit SonntagsBlick. Und ihr Kanton macht jetzt Nägel mit Köpfen: Sobald genügend Impfdosen vorhanden sind, startet ein Pilotprojekt mit der Zurich Versicherung, die dabei mit Credit Suisse und dem Medienhaus Ringier zusammenarbeitet, dem Verlagshaus, das auch den SonntagsBlick herausgibt.

Das Trio will seinen Angestellten und deren Familienmitgliedern die Möglichkeit geben, sich impfen zu lassen. «Wir sind bereit, die kantonalen und eidgenössischen Behörden voll zu unterstützen», sagt Zurich-Chef Mario Greco (61). CS-CEO Thomas Gottstein (57) betont, die Unternehmen müssten eine wichtige Rolle spielen, um die ambitionierten Impfziele in den nächsten Monaten zu erreichen. Der Einbezug der Wirtschaft soll die Impfkampagne beschleunigen, betont Ringier-CEO Marc Walder (55): «Der private Sektor will und kann helfen, dass die Menschen in der Schweiz schneller Zugang zur Impfung bekommen. Jede Woche zählt.»

Nicht nur in Zürich läuft die Vorbereitung für Betriebsimpfungen auf Hochtouren: «Rund die Hälfte der Kantone befasst sich damit, einige sind bereits mit Hochdruck an der Arbeit», erklärt Lukas Engelberger (45), Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren. Der Westschweizer Kanton Waadt gehört dazu.

Als baselstädtischer Gesundheitsdirektor steht Engelberger selbst in engem Austausch mit den Basler Grossunternehmen.
Werden die Angehörigen solcher Firmen nun bevorzugt behandelt? «In keiner Art und Weise», betont Regierungsrat Engelberger. «Die Betriebsimpfungen starten erst, wenn sämtliche Risikopatienten geimpft sind und die breite Bevölkerung versorgt werden kann.» Dann aber gäben sie der Kampagne zusätzlichen Schub: «Die Betriebsimpfungen können die Hemmschwelle senken und die Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhöhen. So erreichen wir rascher eine ausreichende Immunität.»

Auch Anne Lévy (49), Chefin des Bundesamts für Gesundheit, stellt fest: «Diese Lösung kommt erst infrage, wenn die Impftermine für die ganze Bevölkerung freigegeben werden.» Dann aber sei die Unterstützung durch Firmen umso wichtiger: «Da wir im Mai und Juni mit grossen Lieferungen von Impfdosen rechnen, müssen in wenigen Wochen sehr viele Menschen geimpft werden.» Und: Die grossen Unternehmen könnten nicht nur ihre eigenen Mitarbeiter impfen, sondern diese Möglichkeit auch Quartierbewohnern oder lokalen KMU anbieten, so Lévy.

Für KMU ist aber auch eine andere Lösung möglich, wie der Kanton Bern zeigt: Er eröffnet Anfang Mai ein neues Impfzentrum auf dem Expo-Areal in der Bundesstadt. Dabei denkt man auch an eine spezielle Impfstrasse für Betriebe.

«Wir sprechen alle Firmen an», sagt Gundekar Giebel (60), Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion. Von der Handwerkerbude bis zum Konzern: In Bern sollen alle mitmachen. «So erreichen wir viel Masse mit wenig Bewegung», sagt Giebel. Das Konzept des Kantons stehe. «Sobald wir in die Breite impfen können, geht es mit den Betriebsimpfungen los.»
Ein neuer Schub für die Impfkampagne in der Schweiz – jetzt müssen nur noch die Dosen kommen.

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