Jonas Projer leitet «Blick TV»
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Projer wechselt zu Blick:Jonas Projer leitet «Blick TV»

Jonas Projer über seinen Abgang bei SRF
«Der ‹Arena› tut ein Wechsel gut»

Es ist der Mediencoup des Jahres: Jonas Projer wechselt zu Ringier. Der TV-Star sagt, warum er SRF verlässt, was er mit «Blick TV» vorhat – und was die «Arena» jetzt braucht.
Publiziert: 17.02.2019 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 17.02.2019 um 09:25 Uhr
Dompteur unter Alphatieren: Projer am Freitag in der SRF-«Arena».
Foto: zVg
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Interview: Reza Rafi

Sie sind ein Aushängeschild von SRF, mit sicherem Job und ­sicherer Rente. Jetzt wechseln Sie zum Projekt «Blick TV». Welcher Teufel hat Sie geritten?
Jonas Projer: Geritten hat mich ein Angebot, das zu gut war, um es abzulehnen. Ihre Frage deutet ja an, dass ich Mut für diesen Schritt brauche. Aber Mut beweisen viel eher die, die ein solches Projekt lancieren die in heutigen Zeiten in den Journalismus, in Inhalte, in das Bewegtbild im Internet investieren. Bei diesem Projekt einzusteigen mit den Leuten, die schon lange daran arbeiten, ­einem Videoteam, einem Projektteam; und es leiten zu dürfen, war einfach ein zu verlockendes Angebot.

Im Leutschenbach gehören Sie zur journalistischen Prominenz, neben Kollegen wie Sandro Brotz, Susanne Wille oder ­Arthur Honegger. Das geben Sie auf.
Ich verdanke SRF, wo ich 13 Jahre war, unglaublich viel. Ich durfte von der Grundausbildung über die Stellen als Inlands- und ­Auslandskorrespondent bis zur ­«Arena» viel Spannendes ausprobieren. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem man etwas Neues wagen muss. Während meiner ganzen Karriere beim selben Haus zu arbeiten, hätte ich mir nicht vorstellen können.

Sie reden eloquent und sind telegen
Es geht!

Jetzt kokettieren Sie! Wird man Sie bei «Blick TV» auch vor der Kamera sehen?
Mir hat der ARD-Moderator Frank Plasberg einmal gesagt: Sie haben auch kein Fernsehgesicht! Das empfand ich eher als Kompliment. Ich habe mich nie vor der Kamera gesehen, ich hatte nie das Gefühl, ich müsse eine Karriere als Moderator einschlagen. Die Bildschirmpräsenz ist nicht die Antriebsfeder für meinen Job. Sie würde mir nicht fehlen. Sollte es aber im Sinn des Produkts sein, dass ich auch vor der Kamera stehe, werde ich das selbstverständlich machen.

Das Wahljahr reizt Sie als Inlandsjournalist nicht?
In dieser Hinsicht durfte ich journalistisch ja schon viel erleben. Was mich nun reizt, ist zu verstehen, wie ein voll integrierter Newsroom funktioniert, der das Digitale schon bisher mehr vorangestellt hat als jeder andere. Ich habe die Chance, bei etwas früh mit dabei zu sein und etwas aufzubauen. Für diesen Mut, Neues zu wagen, bewundere ich Ringier.

Was ist der Unterschied zwischen analogem Fernsehen und Web-TV?
Wenn ich das so genau wüsste! Ich glaube, dass die Aufmerksamkeitsspanne online generell viel kürzer ist. Die Erzählbögen müssen ganz anders sein, weil der Einstieg noch viel rascher packen muss. Im Fernsehen zappt man rein, und wenns halbwegs interessant ist, bleibt man kurz. Im Internet ist diese Gnadenfrist viel kürzer. Info und Unterhaltung müssen online sicher noch näher beieinander sein. Aber was das konkret bedeutet, werden wir im Projekt dann erst zusammen herausfinden.

Die «Arena» ist ein Traditionsgefäss im dritten Jahrzehnt. Glauben Sie noch an die Zukunft der Sendung?
Selbstverständlich! Die «Arena» ist ein Format, das sich immer ­wieder neu erfinden muss. Eine politische Debattensendung läuft stets Gefahr, zum Ritual zu erstarren: Jede Partei, jeder Politiker will seine Positionen platzieren. Darum braucht es bei der ‹Arena› immer wieder frische, freche ­Ideen. Und darum tut der Sendung auch ein Wechsel bei der Moderation sicher gut.

Sie hatten «Arena/Reporter» mit Christa Rigozzi ins Leben gerufen. Jetzt wird das Format eingestellt. Ist auch das ein Grund für Ihren Abgang bei SRF?
Auf keinen Fall. Ich war selber mit­entscheidend bei dem Schritt, «Arena/Reporter» nicht weiterzuführen und bei der «Arena» nun ganz aufs Wahljahr zu setzen.

Zum Mut, Neues zu wagen, gehört die Option zu scheitern.
Wenn man das Scheitern nicht in Kauf nimmt, hat man nichts gewagt. Das ist doch bei allen Entscheiden so, auch den grössten und schönsten. Wenn ich mich in eine Frau verliebe und sie heirate, und mit ihr seit 17 Jahren zusammen bin, dann ist es ja auch immer möglich zu scheitern! Wenn man Kinder hat und 
versucht, sie selbstbestimmt, aber anständig zu erziehen, auch dann kann man scheitern. Alles Wichtige in meinem Leben hat immer auch die Möglichkeit des Scheiterns beinhaltet. Mir würde eher eine Situation Angst machen, in der es nichts mehr zu wagen und nichts mehr zu scheitern gibt.

Sie sind fünffacher Vater. Wie bleibt Ihnen mit der neuen Aufgabe noch Zeit für die Familie?
Ich hatte auch bisher keinen ­Nine-to-five-job. Wir organisieren uns halt irgendwie, mit vielen Kompromissen, denn meine Frau ist ebenfalls berufstätig. Man macht bei anderen Dingen spürbar Abstriche, zum Beispiel bei Hobbys oder beim Sport. Aber wer eine ­Familie hat und spannende Auf­gaben im Job, der kann sich da nicht beklagen.

Was werden Sie beim Schweizer Fernsehen vermissen?
Ich durfte bei SRF viele liebe ­Menschen und ein Team kennenlernen, wie ich es zuvor noch nie hatte. Da werde ich einige sehr vermissen. Aber ich freue mich auch riesig auf das Eintauchen in den Blick-Newsroom und das ­Kennenlernen der neuen Kolleginnen und Kollegen.

Persönlich

Jonas Projer (37) arbeitet seit 13 Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), zuletzt als Leiter der Talk-Redaktion und Moderator der Sendung «Arena». Zuvor war er unter anderem EU-Korrespondent von SRF in Brüssel. Er studierte Anglistik an der Universität Zürich und hat einen Abschluss im Studiengang «Film» der Zürcher Hochschule der Künste. Seine journalistische Laufbahn begann er als Filmkritiker. Er wird 2019 die Leitung des Projekts «Blick TV» übernehmen, das wie der SonntagsBlick zum Haus Ringier 
gehört. 

Jonas Projer (37) arbeitet seit 13 Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), zuletzt als Leiter der Talk-Redaktion und Moderator der Sendung «Arena». Zuvor war er unter anderem EU-Korrespondent von SRF in Brüssel. Er studierte Anglistik an der Universität Zürich und hat einen Abschluss im Studiengang «Film» der Zürcher Hochschule der Künste. Seine journalistische Laufbahn begann er als Filmkritiker. Er wird 2019 die Leitung des Projekts «Blick TV» übernehmen, das wie der SonntagsBlick zum Haus Ringier 
gehört. 

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