Unwetter sorgt für Felssturz bei Ascona
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Klimawandel mitschuldig:Unwetter sorgt für Felssturz bei Ascona

Klimawandel mit schuld am Felssturz von Ascona TI
Regenmassen lassen die Hänge am Lago Maggiore bröckeln

Die Unwetter vom Sommer zeigen ihre Nachwirkungen. Am 14. August 2021 stürzen Felsen auf die Uferstrasse zwischen Ascona TI und Porto Ronco TI – zur Hauptverkehrszeit! Dass kein Auto getroffen wurde, grenzt an ein Wunder.
Publiziert: 31.10.2021 um 15:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2021 um 10:08 Uhr
Myrte Müller

Es ist 17 Uhr. Die Seeuferstrasse in Ascona ist stark befahren. Da passiert es plötzlich: Hinter dem Ortsteil Moscia lösen sich fünf Kubikmeter Fels vom Hang, krachen teils auf die Fahrbahn, teils in einen Garten. Dass an jenem 14. August niemand zu Schaden kam, grenzt an ein Wunder.

Sofort wird eine Strecke von 1,2 Kilometern gesperrt, der Verkehr umgeleitet. Am Wochenende bilden sich kilometerlange Staus. Eine ganze Woche herrscht Verkehrschaos am Lago Maggiore, bis die Strasse wieder frei ist.

Weitere zehn Kubikmeter Fels drohten herunterzustürzen

Die Männer an der Abbruchstelle sind im Stress. Es gilt, nicht nur die Fahrbahn zu räumen. Oberhalb liegen noch zehn Kubikmeter Fels. Sie drohen herabzustürzen. «Wir kamen mit grossem Gerät nicht ran», sagt Kantonsgeologe Andrea Pedrazzini (38), «die Männer am Hang mussten mit Presslufthämmern die Brocken spalten.»

Diese Felsstücke landeten am 14. August 2021 zur Hauptverkehrszeit um 17 Uhr auf der Fahrbahn der Kantonsstrasse zwischen Ascona und Porto Ronco. Das sie kein Auto trafen, grenzt an ein Wunder.
Foto: Rescue Media
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Immer wieder zwingen Erdrutsche und Felsstürze den Grenzverkehr am Westufer des Sees in die Knie. 8000 Pendler benutzen die Riviera täglich. Hinzu kommen Tausende von Touristen. Neunmal in den vergangenen zwölf Jahren wurde die Seeuferstrasse auf der italienischen Seite von Ghiffa bis Brissago TI verschüttet. An 14 Stellen droht Felsschlag. Sechsmal rutschte der Berg auf der Schweizer Seite. Pendler und Touristen wurden mitunter nur noch per Schiff transportiert.

Rekordregen gleich zweimal in einer Woche

Dass die Hänge bröckeln, hat mit dem Klimawandel zu tun. «Die Felsen sind rissig. Wasser dringt in die Spalten und der Stein kann bersten», erklärt Andrea Pedrazzini, «so heftige Niederschläge wie bei den Unwettern im Sommer kommen eigentlich nur alle 50 Jahre vor. Doch wir hatten gleich zwei davon in nur einer Woche.»

Auch die wilde Vegetation destabilisiert den Hang. «Da wachsen exotische Bäume hoch, die eigentlich nicht in unsere Flora gehören. Bei Sturm schwingen ihre Kronen und heben die Wurzeln aus dem Boden. Sie reissen dann das Lockergestein mit sich.» Der Pikettdienst ist auf der Hut und gut vernetzt. Man müsse auch die Wartung der Hänge verstärken, so Pedrazzini. Das Tessin plant nun den Bau eines Tunnels, der den Ortsteil Moscia umfährt.


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