Knall in E-Scooter-Branche
E-Trotti-Anbieter Bird übernimmt Circ

Der E-Scooter-Anbieter Bird übernimmt seinen Konkurrenten Circ. Dies teilt das Unternehmen am Montagabend mit. Beide Marken sind in Schweizer Städten präsent.
Publiziert: 27.01.2020 um 19:17 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 11:09 Uhr
Ist verboten: Zu zweit auf dem E-Trottinett fahren ist gefährlich.
Foto: Leserfoto
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Auf dem umkämpften E-Scooter-Markt kommt es zu einer grossen Veränderung. Bird gab am Montagabend bekannt, seinen Konkurrenten Circ übernehmen zu wollen. Das Unternehmen schreibt, dass davon auch mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien. Der Kaufpreis wurde nicht bekannt gegeben.

«Gemeinsam mit Bird können wir unsere Mission in ganz Europa schneller voranbringen, um Millionen von Menschen sichere, zuverlässige, günstige, praktische und nachhaltige Mobilität zu ermöglichen», wird Circ-Gründer Lukasz Gadowski in der Mitteilung zitiert.

Tage zuvor wurden bereits Gerüchte laut, dass es zu dieser Übernahme kommen könnte. Mit dieser Übernahme wird Bird in vielen europäischen Städten zum Platzhirsch im Scooter-Verleihgeschäft. Bird war zuletzt mit 2,5 Milliarden Dollar bewertet worden.

Zeichen der E-Trotti-Blase?

Hinter den aktuell in der Schweiz herumkurvenden Modellen wie Bird, Circ, Tier und Voi stehen US-Start-ups, in deren Kassen innert kurzer Zeit Millionensummen von Investoren geflossen sind. Die Euphorie ist gross: Die Unternehmensberatung McKinsey glaubt, dass sich mit E-Trottinetten und E-Bikes in den nächsten zehn Jahren in Europa 150 Milliarden Franken umsetzen lässt.

«Aktuell sehen wir einen Wettlauf verschiedenster Player», sagte Mobilitätsexperte Philip James Douglas (44) letztes Jahr zu BLICK. Doch die Frage sei nicht mehr, ob die Blase platze – sondern nur noch wann. Wegen einer Unfallserie aufgrund von Softwareproblemen hat E-Trotti-Anbieter Lime Anfang Jahr seine Flitzer in Zürich und Basel umgehend wieder aus dem Verkehr gezogen. (pma)

Auf eigene Rechnung

Damit die E-Trottis immer einsatzbereit sind, kümmern sich sogenannte Juicer um das Laden der Akkus. Sie sammeln die Elektroroller mit leerem Akku ein, laden sie wieder auf und verdienen sich so etwas Geld. Dieses Geschäftsmodell nennt sich Gig Economy oder Plattformökonomie. Dabei stellen die Unternehmen lediglich die digitale Plattform, die App auf dem Smartphone, zur Verfügung. Für alles andere muss der Juicer aufkommen: Auto, Strom oder Versicherungen. Die Folge: prekäre Arbeitsbedingungen. Das sorgte bereits für harsche Kritik vonseiten der Gewerkschaften: Sie werfen solchen Unternehmen – auch Uber gehört dazu – vor, sich der sozialen Verantwortung zu entziehen. Auch der Pionier des Sharing-Models in der Schweiz, Mobility, beurteilt die Strategie der E-Trotti-Verleiher kritisch. «Ob sich solche Geschäftsmodelle langfristig durchsetzen werden, ist zurzeit unklar», wiegelt eine Sprecherin ab. Zudem sei eine künftige Rentabilität noch schwer abzuschätzen. Sven Zaugg

Damit die E-Trottis immer einsatzbereit sind, kümmern sich sogenannte Juicer um das Laden der Akkus. Sie sammeln die Elektroroller mit leerem Akku ein, laden sie wieder auf und verdienen sich so etwas Geld. Dieses Geschäftsmodell nennt sich Gig Economy oder Plattformökonomie. Dabei stellen die Unternehmen lediglich die digitale Plattform, die App auf dem Smartphone, zur Verfügung. Für alles andere muss der Juicer aufkommen: Auto, Strom oder Versicherungen. Die Folge: prekäre Arbeitsbedingungen. Das sorgte bereits für harsche Kritik vonseiten der Gewerkschaften: Sie werfen solchen Unternehmen – auch Uber gehört dazu – vor, sich der sozialen Verantwortung zu entziehen. Auch der Pionier des Sharing-Models in der Schweiz, Mobility, beurteilt die Strategie der E-Trotti-Verleiher kritisch. «Ob sich solche Geschäftsmodelle langfristig durchsetzen werden, ist zurzeit unklar», wiegelt eine Sprecherin ab. Zudem sei eine künftige Rentabilität noch schwer abzuschätzen. Sven Zaugg

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