Kostenlose statt teurer Lizenz-Schrift
Der Bund spart bei seinem Auftritt im Internet

Auf ihren Internetseiten verwendet die Bundesverwaltung künftig eine Gratis-Typografie. So spart sie die Gebühr für die bisherige, traditionelle Schweizer Schrift.
Publiziert: 19.05.2024 um 10:54 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2024 um 15:03 Uhr
Adrian Frutiger, der Schöpfer der bisher verwendeten Schrift.
Foto: Keystone
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Andreas SchmidInlandredaktor

Seit zehn Jahren bildet die Schrift des Schweizer Designers Adrian Frutiger ein Kernelement der Webauftritte von Departementen und Ämtern des Bundes. Das ist künftig nicht mehr so, alle Internetseiten der Eidgenossenschaft werden in der Schrift Noto Sans gestaltet. Der Grund dafür ist simpel: Mit dem Wechsel lässt sich Geld sparen. Die Lizenz für die Frutiger-Typografie kostet den Bund jährlich einen sechsstelligen Betrag, Noto Sans ist gebührenfrei.

Welche Ausgaben für die Verwendung der vor bald 50 Jahren entworfenen Schrift genau anfallen, gibt die Bundeskanzlei nicht bekannt. Wie Blick aus informierten Kreisen weiss, geht es im Lauf der Jahre um Millionen.

Unterschiedliche Preisvorstellungen

Der Vertrag für Frutiger laufe im Sommer 2028 aus, sagt Michael Wüthrich, Sprecher der Bundeskanzlei. «Bei der Erneuerung der Lizenz gab es unterschiedliche Preisvorstellungen.» Bis Ende 2027 werde die Schrift flächendeckend ersetzt. Die neue Typografie sei nicht nur kostenlos nutzbar, erläutert Wüthrich weiter, sie bringe auch keine Abhängigkeit von einem Rechte-Inhaber mit sich. Zudem erfülle Noto Sans die Datenschutzkriterien des Bundes. Das alles habe die zuständige Generalsekretärenkonferenz der Departemente dazu veranlasst, den Wechsel einzuleiten.

Die neue Schrift – von Google entwickelt – sei der bisherigen sehr ähnlich, decke unterschiedliche Sprachen ab und könne an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Technisch sei Noto Sans auf dem neusten Stand, betont Wüthrich.

Dass die Generalsekretärenkonferenz die Abkehr von der Frutiger-Schrift für den Web-Auftritt beschlossen hat, leiste in Zeiten knapper Finanzen einen Beitrag zu Sparbemühungen des Bundes. Der Schriftwechsel betreffe lediglich die Internetseiten, sagt Wüthrich: «Für Dokumente, Formulare, Drucksachen, Print-Publikationen sowie Videos und Grafiken ändert sich nichts.»

Amerikanische Lizenzgeberin

Adrian Frutiger hatte die einst für das Corporate Design des Bundes gewählte Schrift 1975 erschaffen. Der 2015 verstorbene Schriftgestalter gilt als massgebender Schöpfer der Schweizer Typografie.

Die Rechte für die Frutiger-Schrift gehören Monotype, die Eidgenossenschaft musste Lizenzgebühren an die US-Gesellschaft entrichten. Der für die Schweiz zuständige Ableger des Unternehmens in Berlin wollte den Verlust der Bundeskanzlei als Kundin nicht kommentieren. Monotype sehe keinen Anlass, dazu Fragen zu beantworten.

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