«Wir müssen aus diesem Teufelskreis herauskommen»
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Edith Zellweger (67):«Wir müssen aus diesem Teufelskreis herauskommen»

Krebserkrankung stürzt Tierschützerin Edith Zellweger (67) in ein Dilemma
Es gibt keine Medikamente ohne Tierversuche

Edith Zellweger (67) setzt sich intensiv für Tierversuchsverbote ein und ist eines der prominenten Gesichter der Initiative, über die am Sonntag abgestimmt wird. Sie selber braucht starke Medikamente, die mit Tierversuchen hergestellt wurden. Wie erklärt sie den Spagat?
Publiziert: 12.02.2022 um 13:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2022 um 15:28 Uhr
Beat Michel und Urs Bucher (Fotos)

Bei der Tierschützerin Edith Zellweger (67) und ihrem Mann Willy Zellweger (69) ist die Stimmung am Boden. Mitten im Abstimmungskampf zu der Initiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot» erhält sie von ihrem Arzt schreckliche Nachrichten. Eine PET-CT-Aufnahme zeigt deutliche Hinweise auf einen Krebsrückfall. Doch vor der Kamera lässt sie sich nichts anmerken.

Bereits in der «Arena» hat sie ETH-Ratspräsident Michael Hengartner die Stirn geboten. Am Sonntag um 14.20 Uhr steht sie auf der Bundesterrasse bei SRF live vor der Kamera, diesmal kreuzt Zellweger mit SP-Nationalrätin Gabriela Suter die Klinge. Zellweger ist eines der prominenten Gesichter der Initiative, über die am Sonntag abgestimmt wird.

Lunge und Wirbelsäule betroffen

Im Hinterkopf hat sie dabei ihre schreckliche Krankheit, die gerade jetzt wieder Zeichen von sich gibt. Dieses Mal sind nicht nur die Lymphknoten im Bauch betroffen, es gibt auch noch undefinierbare Veränderungen auf der Lunge. Auch an der Wirbelsäule gibt es unerklärbare Leuchtpunkte auf dem Scan. Jetzt sollen weitere Untersuchungen Klarheit schaffen. «Ich habe Angst, dass ich eine weitere Chemotherapie durchmachen oder bald sterben muss», sagt sie zu Blick.

Tierschützerin Edith Zellweger (67) mit ihren Hunden Merlin, Zoe, Jaco und Ben. Sie macht sich grosse Sorgen um ihre Tiere, falls sie bald sterben muss. Wer soll dann für sie sorgen?
Foto: ubupix.com
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Weil Edith Zellweger sich bei der Diskussion um das Verbot von Tierversuchen exponiert, erhält sie jetzt auch Vorwürfe – schliesslich wurden Krebsmedikamente mithilfe von Tierversuchen entwickelt. Wie kann sie glaubhaft begründen, nicht auf konventionelle Behandlungen zu verzichten?

Verzicht auf Chemo bringt Tieren nichts

Sie sagt: «Ich rate allen, bestehende Medikamente zu nutzen, wir können ja die ganzen Tierquälereien nicht rückgängig machen. Es hilft keinem Tier, wenn wir jetzt darauf verzichten, wir haben ja gar keine andere Möglichkeit. Aber für die Zukunft müssen wir andere Wege gehen, wie zum Beispiel an Zellkulturen oder künstlichen Organen aus Stammzellen forschen. Tier- und Menschenversuche gehören verboten. Sie richten mehr Schaden an, als sie Nutzen bringen», sagt sie bestimmt.

Für die Tierschützerin mit ihrer Stiftung Zellweger Animal Foundation sind die Vorwürfe trotzdem belastend. Sie ist schliesslich stolz auf ihren konsequenten Kampf für den Schutz der Tiere. «Der Spagat ist nicht einfach», gibt sie zu. Zellweger ist als Sympathisantin der Tierbefreiungsfront auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Wenn andere Organisationen aufgeben, legt sie erst recht los.

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Erfolgreiches Kastrationsprogramm

Aktuell ist Edith Zellweger mit ihrer Stiftung so erfolgreich wie noch nie. Sie hat im Rheintal das schweizweit erste kostenlose Kastrationsprogramm für Hunde und Katzen etabliert. Bisher wurden bereits 500 Tiere kastriert. Mittlerweile muss sie die Gemeinden gar nicht mehr anschreiben, «sie fragen von sich aus an», sagt Zellweger stolz.

Den Freitag verbrachte die Tierschützerin im Spital, eine erste Gewebeprobe einer vergrösserten Lymphdrüse im Bauch wurde entnommen. Nächste Woche muss sie wieder ins Spital, da wird die Lunge genauer untersucht. Bei dem Gedanken kommen Edith Zellweger die Tränen. Nicht weil sie sich um sich selber Sorgen macht, sondern um die Tiere: «Was passiert mit meiner Stiftung, wenn ich sterbe? Es fehlt das Geld, um eine Person einzustellen. Wir brauchen die ganzen Mittel für Tiere, nicht für uns. Es ist fast unmöglich, so jemanden zu finden.»

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