Lesia Nünlist ist freiwillige Helferin in der Ukraine-Krise
«Verstehe nicht, warum jemand gebrauchte Unterwäsche spendet»

Um die Massen an ukrainischen Flüchtlingen zu integrieren, reichen die Massnahmen des Bundes nicht aus. Unzählige Freiwillige haben sich organisiert, um in Eigenregie zu helfen. Blick liefert eine Übersicht.
Publiziert: 31.03.2022 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2022 um 21:56 Uhr

39'523 Menschen stellten 2015 in der Schweiz ein Asylgesuch. Es war das Jahr der grossen Flüchtlingskrise, in dem – ausgelöst durch Kriege im Irak und Syrien – Millionen Menschen aus Eritrea, Afghanistan, Syrien und anderen Ländern nach Europa flüchteten.

Seit der Ukraine-Krieg begann, hat das Bundesamt für Migration bereits über 20'000 Flüchtlinge registriert. Mehr als die Hälfte aller Flüchtlinge des historischen Schicksalsjahres 2015, in einem Zwölftel der Zeit. Und bereits jetzt viel mehr als in gewöhnlichen Jahren.

Ohne Freiwillige geht es nicht

Kein Wunder, dass die Behörden da an den Anschlag kommen. Die Schweiz hat in Rekordzeit Strukturen schaffen müssen, die statt 1000 Flüchtlinge pro Monat 1000 Flüchtlinge pro Tag aufnehmen können. Bisher scheint das zu gelingen, das System funktioniert. Das wäre aber nicht möglich ohne unzählige freiwillige Helfer und Organisationen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern zu helfen. Das geht von Freiwilligen, die am Zürcher Hauptbahnhof Flüchtende empfangen, über Personen, die Übersetzungsdienste anbieten, Firmen, die Gratis-Hotlines einrichten oder Ukrainer anstellen, bis zu Social-Media-Kanälen, auf denen sich Schweizer und Ukrainer die wichtigsten Informationen holen können. Blick stellt einige Angebote vor.

Lesia Nünlist hat auf Social Media diverse Hilfskanäle geschaffen.
Foto: Zvg
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In eigener Sache – Blick TV auf ukrainisch

Seit Kriegsbeginn berichtet Blick TV mehrmals täglich über die tragischen Ereignisse in der Ukraine und ordnet das Geschehen und seine Auswirkungen mit internen, nationalen und internationalen Experten ein.

Dazu gehört auch das tägliche News-Update «Ukraine aktuell» mit den wichtigsten und neuesten Informationen auch auf Ukrainisch. Wir hoffen so einen integrativen Service für die stetig wachsende Community von Ukrainerinnen und Ukrainern in der Schweiz bieten zu können, damit sie eine unabhängige Berichterstattung zur Situation in ihrem Heimatland erhalten – in ihrer Muttersprache.

Seit Kriegsbeginn berichtet Blick TV mehrmals täglich über die tragischen Ereignisse in der Ukraine und ordnet das Geschehen und seine Auswirkungen mit internen, nationalen und internationalen Experten ein.

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Zehntausende Menschen verknüpfen sich in sozialen Medien

Die grösste Schweizer Telegram-Gruppe heisst «Zurich Helps Ukraine», mit über 5000 Nutzern. Die Reichweite schätzt Gründerin Lesia Nünlist (31) auf «25'000 bis 30'000 Personen täglich». Obwohl dort gar nicht gechattet werden kann. Stattdessen liefern die Organisatoren verschiedene News für Flüchtlinge und Helfer. «Wir haben schnell gemerkt, dass diese Art gebündelter Informationen sehr wertvoll ist», sagt Nünlist.

Sie hatte die Idee, als sie zu einer Hilfsgüter-Sammelstelle kam und realisierte, dass zwar viele helfen wollen, aber kaum jemand wusste, wie. Am vierten Kriegstag gründete sie den Kanal und führt ihn mit zwei anderen Personen. Die Gruppe hat vier weitere, themenspezifische Kanäle ins Leben gerufen, für Mütter, für Helfer, für Wohnungen und für psychologische Hilfe.

«Ich habe keinerlei Freizeit im Moment», sagt die im Finanzbereich tätige Marketing-Managerin, die nebst Vollzeitjob und Kanalbewirtschaftung mit ihren beiden Kollegen Hilfsgüter sammelt und in die Ukraine sendet. «32 Tonnen kamen bisher zusammen», sagt Nünlist. Gleichzeitig habe man auch mehrere Flüchtlingszentren in Zürich unterstützen können.

Danach gefragt, welche Hilfsgüter die Ukrainer derzeit vor allem brauchen, unterscheidet sie in zwei Gruppen: «In der Ukraine brauchen sie vor allem Medizin und Nahrung. Hier sind es Alltagssachen, beispielsweise Windeln, Hygieneprodukte, neue Socken oder Unterhosen und vor allem Essen. Pasta, Reis, Kartoffeln.» Nicht gebrauchen könne man dagegen beispielsweise gebrauchte Unterwäsche «die ziemlich oft abgegeben wird, was ich nicht verstehe.» Sie ist der Meinung, jeder in der Schweiz müsse in der Lage sein, mit etwas Geld die Flüchtenden zu unterstützen. Ihr Motto: «Wir können nicht allen helfen, aber jeder kann jemandem helfen.»

Social-Media-Kanäle für Ukraine-Flüchtlinge

Telegram:

«Zurich helps: помощь беженцам» – Fragen und Antworten

«Zurich helps: жилье беженцам» – Wohnungsangebote und -Suchen

«Zürich Главный Вокзал помощь» – Hilfe für Flüchtende die am Zürcher HB ankommen

«Zurich Helps Ukraine» – Broadcasting-Kanal mit News für Flüchtlinge zu verschiedenen Themen

Facebook:

«Switzerland with Ukraine» – Gruppe mit über 20'000 Mitgliedern, allerlei Fragen & Antworten

«Zentralschweiz hilft der Ukraine» – Messageboard vom zentralschweizerischen ukrainischen Verband

«Humanitäre Hilfe Ägerital» – vor allem Hilfsgüter

«Soforthilfe Schweiz-Ukraine» – Diverse Themen

Telegram:

«Zurich helps: помощь беженцам» – Fragen und Antworten

«Zurich helps: жилье беженцам» – Wohnungsangebote und -Suchen

«Zürich Главный Вокзал помощь» – Hilfe für Flüchtende die am Zürcher HB ankommen

«Zurich Helps Ukraine» – Broadcasting-Kanal mit News für Flüchtlinge zu verschiedenen Themen

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Klatschen, um Danke zu sagen

Schon länger setzt sich der «Ukrainische Verein Zentral- und Ostschweiz» mit dem Thema Ukraine auseinander. Ursprünglich gegründet, Ukrainer in der Schweiz untereinander und mit Einheimischen zu vernetzen, wird nun auf Hilfsdienstleistungen für Kriegsflüchtlinge fokussiert. «Wir organisieren Info-Veranstaltungen und unterstützen die Flüchtlingsfamilien bei der Suche nach einer Unterkunft, Arbeit oder Ausbildung. Wir übersetzen und begleiten bei Behördengängen, organisieren Kundgebungen und Familien-, Kinder- und Jugend-Treffen, die vom Trauma des Krieges ablenken sollen» sagt Serhiy Kandul, zuständig für den Bereich Ausbildung in der Organisation.

Er lebt seit Jahren in der Schweiz, macht an der Uni Zürich seinen Postdoc und wird am Samstag gemeinsam mit Flüchtlingen und Schweizern auf der Zürcher Rathausbrücke stehen und fünf Minuten lang klatschen, «um sich für die Hilfe aller zu bedanken, welche die Ukraine in dieser schwierigen Zeit unterstützen. Wir sind vereint wie nie zuvor», sagt er im Versuch, dieser Tragödie etwas Positives abzugewinnen.

Nebst all den freiwilligen Helfern gibt es auch unzählige NGOs, die Ukrainer bei der Integration unterstützen. Darunter beispielsweise Campax, die sich mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe für die Unterbringung von Ukrainern in Privathaushalten einsetzt. Auf der Webseite der Organisation «Solidarité sans frontières» gibt es zudem zahlreiche weitere Links zu Anlaufstellen. (vof)

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