Die dreckigen Geschäfte des Anello-Clans
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`Ndrangheta-Pate Rocco Anello:Mordete der Pate mit Schweizer Waffen?

Mafia-Pate Rocco (59) lagerte gestohlenes Gold in Schweizer Bankschliessfächern
Die dreckigen Geschäfte des Anello-Clans

Neben dem Handel mit Waffen, Drogen und mit Geldwäsche liess der `Ndrangheta-Boss Goldschmuck aus Einbrüchen einschmelzen. Die neu gewonnenen Barren wurden in die Schweiz geschmuggelt und dann in Liechtenstein verkauft.
Publiziert: 09.08.2020 um 21:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 10:20 Uhr
Myrte Müller

Seit Jahrzehnten spinnt die `Ndrangheta ihre Fäden in der Schweiz. Unauffällig. Ihre Partner sind «ehrenwerte» Bürger mit eigenen Unternehmen, wohnen in kleinen Gemeinden, sind gut integriert. So merkt niemand, dass beispielsweise im Aargauer 8000-Seelen-Ort Muri im Lauf der Jahre eine Mafiazelle keimt: der Schweizer Sitz des gefürchteten Anello-Clans! Am 21. Juli 2020 fliegt das Mafianest mitten in der Schweiz im Zuge einer internationalen Grossrazzia auf.

Mindestens ein Mal im Monat sei Big Boss Rocco Anello (59) in die Deutschschweiz gereist, wissen die Ermittler heute. Mehr und mehr sickert durch, was für schmutzige und vor allem glänzende Geschäfte am Tresen einer Pizzeria in Muri beschlossen und organisiert wurden. Es geht nicht nur um Waffen und Drogen. Wie «Il Caffè» berichtet, schmuggelte der Clan auch haufenweise Goldbarren ins Land, deponierte sie in Schweizer Bankschliessfächern.

Kronzeugen und Spitzel bringen Mafiajäger auf die Spur

Es sind zwei Kronzeugen, sogenannte «Pentiti» – reuige Ex-Mafiosi –, die die italienischen Mafiajäger und die Schweizer Bundespolizei Fedpol auf die Spur brachten. Ein verdeckter Ermittler, der erfolgreich das Vertrauen der Handlanger der Anello-Paten in Muri gewann, erledigte den Rest. Der Pentito Andrea M.* verriet den Ermittlern laut «Il Caffè»: «Das Gold wird von Junkies bei Einbrüchen geklaut und beim Paten abgegeben. Der lässt den Schmuck in Barren schmelzen und über die Grenze in die Schweiz schaffen.»

Hier wird der gefürchtete Mafiapate Rocco Anello (Mitte) in Italien verhaftet.
Foto: Screenshot
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Auch der Maulwurf der Polizei erfährt vom illegalen Goldhandel, von Finanzgeschäften in Liechtenstein und Geldwäsche im grossen Stil. Doch es gibt noch eine andere heisse Edelware, die Rocco und Bruder Tommaso Anello (56) versilberten: Antiquitäten – eine reine Familiensache. Denn für Einkauf, Schmuggel und Verkauf waren Schwester Maria (54) und deren Ehemann zuständig. Wie andere Mafiosi auch, war das Ehepaar in der Schweiz wohnhaft und ist hierzulande nie aufgefallen.

Erst als ein Sonderkommando in Muri einfällt und zwei Vertraute des Paten verhaftet, wird auch die Schwester in Bern festgenommen. Sie ist aber wieder auf freiem Fuss. Auch diese Dame ist alles andere als «ehrenwert». 2011 landeten sie, der Ehemann (60) und der gemeinsame Sohn (30) wegen Kokainhandels im Knast.

* Name bekannt

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