Missionarin Beatrice S. geht trotz Todesdrohungen zurück nach Timbuktu
Die Schweiz hat die dümmsten Geiseln der Welt

Beatrice S. war letztes Jahr in Mali von Islamisten entführt worden. Eine Forderung der Terroristen: Nie mehr dürfe die Schweizer Missionarin nach Timbuktu reisen. Und doch ist sie wieder zurück.
Publiziert: 28.08.2013 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:50 Uhr
Von Adrian Schulthess

Ist die Baslerin Beatrice S.* (52) unglaublich mutig – oder einfach leichtsinnig und dumm? Jedenfalls ist die christliche Missionarin nach Mali zurückgekehrt, in die Oasenstadt Timbuktu.

Obwohl die radikalislamische Kampfgruppe Ansar Dine sie ausdrücklich gewarnt hatte: Bea­trice S. dürfe nie wieder nach Timbuktu zurückkehren. Sonst werde sie sofort exekutiert!

Im April 2012 war Beatrice S. neun Tage lang Geisel der Islamisten. Lösegeld sei nicht geflossen, sagte Ansar Dine damals. Das Timbuktu-Verbot war die einzige Bedingung für ihre Freilassung.

Islamisten entführten Beatrice S. 2012. Nun kehrte die Missionarin zurück nach Mali.
Foto: Keystone
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Auf dem Markt gesehen

Geiselhaft und Todesdrohungen hinterliessen bei Beatrice S. keinen bleibenden Eindruck. Die Nachrichtenagentur AP meldet nun, die Missionarin sei zurück in Timbuktu! «Ich habe sie am Wochenende auf dem Markt angetroffen», sagt Diadie Hamadoun Maiga von der lo­kalen Al-Kaida-Taskforce der Agentur.

«Sie sagte mir, sie wolle nie wieder weggehen.» Auch Tourismusdirektor Alpha Sanechirfi will kürzlich persönlich mit S. gesprochen haben. «Sie wirkte entspannt, schlenderte über den Markt und verkaufte Krimskrams, ganz wie früher.»

Wie früher, das heisst: leben für die christliche Botschaft. Vor rund zehn Jahren kam Beatrice S. als Teil einer Missionarsgruppe nach Timbuktu. Später machte sie sich selbständig. Eine heikle Mission.

Zwar vertrieb die französische Armee Anfang Jahr Ansar Dine aus Timbuktu. Doch viele Islamisten dürften sich noch in der Wüste im Norden verstecken.

Erinnerungen an Polizistenpaar

Der Fall Beatrice S. erinnert an die Blauäugigkeit der beiden Berner Ex-Polizisten David Och (33) und Daniela Widmer (30). Sie kurvten 2011 mit ihrem

VW-Bus durch die pakistanische Provinz Belutschistan: Taliban-Gebiet. Prompt wurde das Paar entführt. Nach 259 Tagen gelang ihnen die Flucht, angeblich. Sie tauchten einfach eines Tages auf einem Armeestützpunkt auf.

Die offizielle Kostenpau­schale des Bundes von 20 000 Franken müssen sie mit Vorträgen abstottern. Den Erlös ihres Erlebnisberichtes in Buchform, der diese Woche bei einem deutschen Grossverlag erschienen ist, dürfen die beiden jedoch behalten.

* Name der Redaktion bekannt

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