Ein erstochener junger Mann. Drei verhaftete Teenager unter Verdacht. Und ein unklares Motiv. Das Tötungsdelikt von Wohlen AG lässt einen ratlos zurück.
Ebenfalls ratlos sind eine Mutter und ihre Tochter. Der Grund: Ihr Sohn und Bruder ist einer der Tatverdächtigen. Beim Jugendlichen handelt es sich um den Mazedonier Milan A.* (16). Dies zeigen Blick-Recherchen. Die beiden Frauen bestätigen es dann am Dienstagmorgen. Und sie stellen Blick ein Foto von Milan A. zur Verfügung, das publiziert werden darf.
Die Mutter des Verhafteten sagt zu Blick: «Milan ist doch ein lieber Mensch. Ich glaube, er hat das nicht gemacht. Mir geht es schlecht.» Sie habe am Sonntagmittag davon erfahren. «Und am Montag hat die Polizei meine Wohnung durchsucht.»
«Weiss nicht, was ich fühlen soll»
Auch die Tochter der Frau, die Schwester von Milan A., ist gezeichnet. «Da ich nichts zur ganzen Sache weiss, weiss ich auch nicht, was ich fühlen soll.» Die junge Frau meint: «Ich werde erst erfahren, wie ich mich fühle, wenn ich meinen Bruder sehe.»
Sie erinnert sich an den Sonntag: «Mein Cousin hat mich angerufen.» Der Cousin habe geweint. «Er sagte mir, ich solle mal schauen, wo Milan ist. Er mache sich Sorgen.» Die Schwester von Milan O. ruft ihren Vater an. «Er bestätigte mir, dass Milan von der Polizei mitgenommen wurde.»
Zu diesem Zeitpunkt ist Lukas O.* (†26) schon tot. Er ist das Opfer des Tötungsdelikts von Wohlen. Rückblick: In der Nacht von Samstag auf Sonntag kommt es in einem Wohnquartier zum Streit. Ein Messer ist im Spiel. O. wird erstochen. Die Teenies hauen ab.
Verhaftete Italiener sind Brüder
Polizisten verhaften die drei Tatverdächtigen kurz darauf. Neben Milan A. sind dies zwei Italiener (16 und 18). Gemäss Blick-Informationen handelt es sich um zwei Brüder.
Von der Polizei hätte sich die Schwester von Milan A. mehr Unterstützung erhofft: «Wir wurden nicht informiert und am Ort der Festnahme weggeschickt.» Allgemein meint sie: «Ich hätte mir gewünscht, dass die Polizei uns besser, detaillierter und schneller informiert.»
So sei sie weiterhin im Ungewissen: «Ich verstehe nicht, was da für ein Streit entstehen konnte.» Sie erklärt: «Milan war ein guter Kollege des Opfers. Am Freitag habe ich die beiden noch am Bahnhof gesehen.» Alles schien in Ordnung, meint die Schwester. «Sie hatten die Musikbox dabei.»
«Für Lukas tut es mir leid, was passiert ist»
Zwei Tage später, am Sonntag, ist nichts mehr in Ordnung. Lukas O. ist tot, ihr Bruder als Tatverdächtiger verhaftet. «Für Lukas tut es mir leid, was passiert ist», sagt die junge Frau. «Ich habe ihn flüchtig gekannt.»
Derweil sagt Adrian Schuler von der Aargauer Staatsanwaltschaft auf Blick-Anfrage, dass für den volljährigen Tatverdächtigen U-Haft beantragt worden sei. «Für die Minderjährigen ist die Untersuchungshaft ausgesprochen.» Heisst: Die beiden Jüngeren befinden sich gegenwärtig in U-Haft.
* Namen geändert