«Lieber ein kalter Winter und ein Frühling, der bleibt»
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Obstbauer Hans Geier (66):«Lieber ein kalter Winter und ein Frühling, der bleibt»

Obstbauer Hans Geier (66) aus Küttigen AG ist in Sorge wegen der Kälte
«Bei den Aprikosen könnte es heikel werden»

Regen. Kälte. Frost. Die Obstbauern in der Schweiz haben es zurzeit nicht leicht. Und: Es kann noch kälter werden, was grosse Schäden beim Obst verursachen könnte. Ein Aargauer Bauer ist deshalb in Sorge. Doch der Schweizer Obstverband sieht noch kein Problem.
Publiziert: 20.04.2024 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2024 um 10:39 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Seit Dienstag ist es in der Schweiz wieder massiv kälter geworden. Die Temperaturen lagen in der Nacht zwar meist noch im positiven Bereich. Doch in den kommenden Tagen soll kalte Polarluft ins Land kommen und vermehrt für Bodenfrost sowie teils für Luftfrost sorgen. Dies ist vor allem für Obst gefährlich. Denn wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt sinkt, kann es Frostschäden geben.

Für die zirka 1800 Obstbauern in der Schweiz sind das keine guten Aussichten. «Solche Kälterückschläge sind immer schlecht. Bei den Aprikosen könnte es heikel werden, wenn es unter null Grad geht», sagt Obstbauer Hans Geier (66) aus Küttigen AG zu Blick. «Die Blüten mögen nicht viel mehr Kälte ertragen als jetzt.»

«Solche Kälterückschläge sind immer schlecht. Bei den Aprikosen könnte es heikel werden, wenn es unter null Grad wird», sagt Obstbauer Hans Geier (66) aus Küttigen AG zu Blick.
Foto: Ralph Donghi
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Äpfel könnten zu Kochobst werden

Geier ist Landwirt, seit er 17 ist. Den Betrieb mit über 1,7 Hektaren Land für Aprikosen und Äpfel führt er seit 1982. «Äpfel mögen es kälter», erklärt er. Die Sorte würde eine Rolle spielen, ob sie Schäden bekommt. «Golden Gala etwa sind relativ frosthart, die mögen mehr ertragen.» Wenn Äpfel wegen des Frosts optische Schäden bekommen, dann schlage sich dies im Verkaufspreis nieder. «Sie sind dann Kochobst.»

Es spiele auch die Lage eine Rolle, so Geier. «Meine Anlage ist an einem Hang. Da kann die Kälte abfliessen.» Deshalb habe er eine relativ gute Frostlage. Schlecht seien Anlagen in «Kältemulden». Dort könne die Kälte nicht abfliessen. Betroffen seien vor allem Obstbauern in höheren Lagen, die Kirschen hätten, die erst jetzt blühen würden.

Frostkerzen könnten in den Einsatz kommen

Wichtig sei, dass das Gras in den Anlagen kurz gehalten werde, sagt Geier weiter. «Denn bei höherem Gras ist dann Reife drauf und die bringt die Kälte auf die Bäume beziehungsweise aufs Obst.»

Für die kommenden Tage plant Geier keine Vorkehrungen. «Wenn es ganz schlimm würde, könnte ich Frostkerzen in die Aprikosen-Anlagen stellen», sagt er. Die würden die nötige Wärme nach oben erzeugen. Seine momentane Angst ist, dass die kleinen Früchtchen «nur etwa ein halbes Grad unter null aushalten. Dann werden sie schwarz und gehen kaputt.»

Obstbauer Geier hofft auf wärmeres Wetter

Gegen Frost ist Geier nicht versichert. Für ihn bedeuten 100 Kilo kaputte Aprikosen zirka 800 Franken Verlust. «Ich bin aber kein grosser Obstbauer», hält er fest. Er hofft, dass das kühle Wetter schnell vorbeigeht «und alles wieder normal weiter wächst».

Beim Schweizer Obstverband in Zug sieht man die Wetterlage hingegen nicht so düster. «Tiefe Temperaturen im April sind keine Seltenheit», sagt Fachmitarbeiterin und Verbands-Sprecherin Rea Furrer zu Blick. «Die Obstproduzentinnen und Obstproduzenten haben viel Erfahrung mit solchen Situationen und können entsprechend reagieren.» Dies sei natürlich mit mehr Aufwand verbunden. Aber bis jetzt seien dem Verband keine Regionen bekannt, «in denen die Temperaturen in den kritischen Minusbereich gesunken sind».

«Keine aussergewöhnliche Situation»

Falls es dennoch unter null Grad gehen würde, könnten beispielsweise Erdbeeren im Freiland mit zusätzlichem Vlies bedeckt werden, sagt Furrer vom Obstverband weiter. Sie spricht, wie Obstbauer Geier, auch von Frostkerzen. Oder von Pelletöfen, die aufgestellt werden könnten.

Von besonders stark betroffenen Früchten könne derzeit auch nicht gesprochen werden. «Die Nächte waren zwar kalt, jedoch kam es, wenn, dann nur lokal zu Frost.» Deshalb könne man zurzeit auch keine Einschätzungen zu möglichen finanziellen Schäden machen. Rea Furrer betont: «Es handelt sich derzeit um keine aussergewöhnliche Situation. Die Schweizerinnen und Schweizer können sich weiterhin auf feine Schweizer Früchte freuen.»

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