«Auch ein Mädchen wurde in Mitleidenschaft gezogen»
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Ein Todesopfer in Wohlen AG:«Auch ein Mädchen wurde in Mitleidenschaft gezogen»

Bluttat in Wohlen AG
Nachbar erschiesst Hauswart (†39) – nach Streit um Lärm

Eine Schussabgabe in Wohlen hat am Sonntagvormittag ein Todesopfer gefordert. Ein 39-jähriger Mann wurde erschossen, seine kleine Tochter durch Schüsse verletzt.
Publiziert: 18.08.2024 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2024 um 10:28 Uhr

Schock am Sonntag, gegen 9 Uhr, an der Villmergerstrasse in Wohlen AG. Erst ist Lärm in einem Mehrfamilienhaus zu hören, dann fallen Schüsse. Eine Person wurde dabei getötet, wie die Kantonspolizei Aargau am Morgen auf Anfrage von Blick bestätigt. Die sofort ausgerückte Patrouille fand die Leiche im Korridor im 1. Stock. Der mutmassliche Täter, ein Schweizer (40), der an derselben Adresse wohnhaft ist, wurde verhaftet. Wie am Montagmorgen bekannt wird, befinde sich der mutmassliche Täter derzeit unter behördlicher Obhut. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gibt Adrian Schuler, Sprecher der Oberanwaltschaft Aargau, an, dass der Mann in der stationären forensischen Psychiatrie in Königsfelden untergebracht sei. 

Bei der Schussabgabe vom Sonntag wurde auch ein Mädchen in Mitleidenschaft gezogen; es weist ebenfalls Schussverletzungen auf. Diese sind jedoch nicht lebensbedrohlich 

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«Die Tochter musste aus nächster Nähe mitansehen, wie ihr Vater erschossen wurde.»
Polizeisprecher Adrian Bieri
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Das Mädchen sei unter anderem am Arm getroffen worden, so die Kantonspolizei Aargau. Es wurde ins Spital gebracht. Tragisch: «Die Tochter musste aus nächster Nähe mitansehen, wie ihr Vater erschossen wurde», so Kapo-Sprecher Adrian Bieri. Die Waffe, eine Pistole, wurde sichergestellt. Bei der getöteten Person handelt es sich laut Kapo-Sprecher um einen Polen. Er war der Hauswart der Liegenschaft. Beim verletzten Mädchen (7) handle es sich um die Tochter des Opfers.

In diesem Mehrfamilienhaus wurde am Sonntagmorgen ein Mann getötet.
Foto: Ralph Donghi
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Hauswart klingelte bei Täter

Blick-Recherchen zeigen: Beim Toten handelt sich um Jan K.* (†39). Der Täter soll der Nachbar des Hauswarts sein. Offenbar machte der Schütze vorher Lärm in seiner Wohnung. Wie ein Hausbewohner berichet, soll der Hauswart daraufhin beim späteren Täter geklingelt und ihn auf den Lärm angesprochen haben. Schliesslich sei Sonntag und er soll mit dem Krach aufhören. Daraufhin habe der Täter eine Pistole geholt. Die Situation sei eskaliert.

Nachbar Sahariar Rivu (40) hört das Geschrei, glaubt an einen Unfall und rennt runter zur Wohnung des Hauswarts. «Da habe ich gesehen, dass unser Hauswart auf dem Boden lag. Seine Tochter war daneben.» Er sei wieder in seine Wohnung gerannt und habe die Polizei angerufen. «Ich habe sofort gesehen, dass er tot ist.»

«Ich habe unseren Hauswart am Boden liegen sehen»
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Nachbar holte die Polizei:«Ich habe unseren Hauswart am Boden liegen sehen»

«Es war furchtbar»

Eine Anwohnerin kannte Jan K. und seine Familie gut. Sie steht unter Schock. «Es gab nie Streit in diesem Haus. Ich kann mir nicht erklären, was da passiert ist», sagt sie zu Blick. Sie habe plötzlich Krach gehört und sich noch gewundert, was das am Sonntag sein könnte. «Auf einmal gab es mehrere Schüsse. Dann nur noch Schreie. Es war furchtbar.» Die Frau des Opfers und der Sohn seien daraufhin aus der Wohnung raus. «Die Frau hat nur geschrien. Der Sohn hat nach seinem Papi gerufen.» Sie sei dann direkt zum Telefon und habe die Polizei gerufen.

Ganz so friedlich ging es im Haus aber offenbar doch nicht zu und her. Andere Anwohner berichten davon, dass es sehr wohl Ärger gab. Es kam öfters zu Streitigkeiten zwischen mehreren Parteien. Mehrmals kam sogar schon die Polizei vorbei.

Untersuchung wegen vorsätzlicher Tötung eröffnet

Ein weiterer Anwohner erlebte die aktuelle Eskalation ebenfalls aus nächster Nähe mit. So habe er den Sohn des Opfers unmittelbar nach der Schussabgabe gesehen. «Er sprang aus dem Haus nach draussen und hat geschrien, sein Vater sei erschossen worden. Dann wurde er von einem Kollegen betreut.»

Shiwa A.** (38), gute Freundin der Opferfamilie, zu Blick: «Ein Kind von Jan K. ist mit meinem Sohn in die Schule gegangen. Ich bin wirklich sehr schockiert.» Sie habe sich auch immer wieder mit seiner Frau unterhalten. Als sie dann von dem Tötungsdelikt erfuhr, hatte sie eine böse Vorahnung. «Ich habe seiner Frau gleich eine Nachricht geschrieben. Aber es kam keine Antwort.»

Die Staatsanwaltschaft eröffnete gegen den 40-jährigen Schweizer eine Strafuntersuchung wegen vorsätzlicher Tötung, wie am Montag weiter bekannt wird. 

* Name geändert 

** Name bekannt 

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