Täter sprengen Bancomaten in Nussbaumen AG
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«Es gab zwei Explosionen»:Täter sprengen Bancomaten in Nussbaumen AG

Bancomaten-Bande schlägt in Nussbaumen AG zu
«Zwei Männer legten Taschen voll Geld in den Kofferraum»

Unbekannte haben in Nussbaumen AG einen Bancomaten in die Luft gesprengt. Anwohner wurden aus dem Schlaf gerissen. Sie hörten zwei Explosionen.
Publiziert: 04.05.2021 um 08:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2021 um 15:28 Uhr
Ralph Donghi und Johannes Hillig

Um kurz vor 2.30 Uhr gibt es einen lauten Knall in Nussbaumen AG. Die Polizei wird informiert und rückt aus. «Die Patrouille vor Ort stellte dann fest, dass ein Bancomat gesprengt wurde», sagt Kapo-Sprecherin Aline Rey zu Blick. Vor Ort konnte eine grosse Verwüstung festgestellt werden. Der Bankomat der Aargauischen Kantonalbank wurde mittels Sprengstoff in die Luft gejagt.

Der oder die Täter sind auf der Flucht. Als Fluchtfahrzeug dürfte laut Polizei ein Roller benutzt worden sein. Eine sofort grossangelegte Fahndung führte bis anhin nicht zum Erfolg. Bei der Bank sowie in der Einkaufspassage entstand ein grosser Sachschaden – und wie. Einen Tag später wird das Ausmass der Sprengung deutlich. Es entstand ein Sachschaden von über 200'000 Franken. Nach Angaben der Bank kam ein vierstelliger Betrag abhanden.

«Ein Motorrad mit zwei Personen fuhr schnell weg»
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Anwohnerin berichtet:«Ein Motorrad mit zwei Personen fuhr schnell weg»

Anwohner dachten zuerst an Gewitter oder Erdbeben

Anwohner Andreas R.* schreckt auf, als er den ersten Knall hört. Dann folgt die nächste Explosion. «Ich habe gedacht, dass es draussen ein Gewitter gibt und es donnert. Kurz darauf kam die Polizei. Dann habe ich von Nachbarn erfahren, dass der Bancomat gesprengt wurde», sagt R. zu Blick. Die Bancomaten-Gangster habe er nicht gesehen. Aber: «Die Polizei war sehr schnell vor Ort. Die Täter waren da schon weg. Die sind sicher kurz nach der Explosion abgehauen.»

Unbekannte haben in Nussbaumen AG einen Bancomaten gesprengt.
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Auch die Freundin von Dilan wurde in der Nacht aus dem Bett gerissen. Sie habe zuerst an ein Gewitter oder Erdbeben gedacht. «Sie hat so Angst gehabt», so Dilan. Als sie auf den Balkon ging, um nachzusehen, was passiert war, habe sie zwei Männer auf einem Töff davonfahren sehen. Eine weitere Zeugin sagt zu Blick: «Zwei Männer legten Taschen voller Geld in den Kofferraum eines weissen Autos.»

Als in der Nacht kracht, erschrickt auch Ana Urech (73). Sie wohnt direkt über der Bank. Sie öffnet das Fenster und will nachsehen, was passiert ist. Da knallt es ein zweites Mal. «Es hat mächtig gequalmt und gestunken», sagt sie zu Blick. Sie habe niemanden gesehen. Angst hatte sie keine. «Ich wusste nicht, was los ist. An eine Bancomaten-Sprengung habe ich aber gar nicht gedacht.»

Yvonne Echave (46) ist schockiert über die Zerstörung. Die Floristin hat ihren Laden gleich neben der Bank. «Ein riesiges Chaos. Man muss die Leute finden, die das getan haben. Der Schaden scheint gross zu sein», sagt sie zu Blick.

Spreng-Serie im Kanton Aargau

Immer wieder schlagen Bancomaten-Gangster zu. Zuletzt wurde in Buchberg SH ein Geldautomat gesprengt. Zuvor gab es Ende März einen Fall in Aesch BL. Auf Schaffhauser Boden ereignete sich im Februar in Wilchingen eine ähnliche Tat. Damals erbeuteten die Diebe mehrere 10'000 Franken.

Letztes Jahr zog es die Spreng-Verbrecher aber offenbar in den Aargau. Im August 2020 versuchte eine Bande, je einen Automaten in Arni und Beinwil am See zu knacken. Das Vorhaben misslang. Der dritte Versuch im September in Mellingen war allerdings dann erfolgreich. Der Bancomat flog in die Luft und mit ihm das Geld.

Gangster arbeiteten mit einer Gasflasche

Die Kantonspolizei geht davon aus, dass die drei Taten auf das Konto einer Bande gehen. Das zeigten Auswertungen der Überwachungskameras. Und: Die Täter versuchten, jeweils auf die gleiche Art und Weise an das Geld zu kommen.

Mit einer Gasflasche mit Schlauch leiteten die Gangster Gas in den jeweiligen Bancomaten ein. Anschliessend wurde versucht, mittels Entzünden einer Lunte den Bancomaten zu sprengen.

Bereits vor der Spreng-Serie im Kanton Aargau wurden in den Monaten davor mehrere Bancomaten in verschiedenen Schweizer Orten gesprengt, unter anderem in Utzenstorf BE, Büren an der Aare BE und Vicosoprano GR. In anderen Fällen scheiterte das Vorhaben, etwa in Bellach SO oder in Rothrist AG.

* Name geändert


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