Nach Skandal um Spielgruppe in Lenzburg AG
Kiss-in gegen Schwulenhass

Aktivisten küssen sich für die Rechte von Homosexuellen. Dies nachdem zwei Buben eines schwulen Pärchens nicht in eine Spielgruppe durften.
Publiziert: 02.11.2019 um 23:28 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2020 um 16:12 Uhr
Ihr Fall sorgte diese Woche für Wirbel: Das schwule Pärchen mit den beiden Söhnen.
Foto: CH Media
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Rachel Hämmerli

Ihr Fall sorgte diese Wochen für Schlagzeilen: Die dreijährigen Zwillinge Rafael und Rahul wurden von einer Lenzburger Spielgruppe abgelehnt, weil ihre Eltern Marcel und Rohan schwul sind. Die Begründung der Spielgruppenleiterin: Dass zwei Männer Kinder hätten, sei weder normal noch natürlich.

Um dagegen zu protestieren, veranstaltete die Juso Aargau gestern Samstag ein «Kiss-in» am Bahnhof in Lenzburg AG. 15 Aktivisten setzten ein Zeichen gegen Schwulenhass, indem sie sich in der Öffentlichkeit küssten.

Homophobie gibt es immer noch

Mia Jenni (24) aus Obersiggenthal AG hat die Protestaktion organisiert. Sie sagt: «Wir wollen den Hass mit dem Ausdruck der Liebe bekämpfen.» Das Verhalten der Spielgruppenleiterin zeige, dass Homophobie noch immer existiere.

Antonia Iten (49) aus Baden AG berichtet von denselben Erfahrungen. Auch sie setzt sich für gleichgeschlechtliche Liebe ein: «Es kann nicht sein, dass Kinder nicht lernen dürfen und Vätern das Leben schwer gemacht wird, weil sie ­einander lieben.»

SonntagsBlick rief bei der Spielgruppenleiterin an. Ihre Reaktion: Sie denke nicht daran, sich zu entschuldigen. Als Besitzerin einer privaten Spielgruppe habe sie das Recht, selbst zu entscheiden, welche Kinder sie betreuen wolle, sagt die 56-Jährige. Durch Ihre Ausbildung kenne sie einzig das Familienmodell mit Frau und Mann als ­Eltern. Sie sieht sich als Opfer ­einer Hexenjagd.

Ist das Thema der Politik nicht wichtig genug?

Auf ihrer Internetseite wirbt die Frau mit einem Diplom des ehemaligen Alfred-Adler-Instituts, das heute Kompetenzzentrum für Individualpsychologie heisst.

Eva Roth, Präsidentin des Schweizerischen Spielgruppen-LeiterInnen-Verbands (SSLV), antwortet auf den Fall, indem sie einen Vorschlag macht: «Mit einer Bewilligungspflicht für Spielgruppen wäre eine Ablehnung von Kindern aufgrund der sexuellen Vorlieben der Eltern unmöglich.» – «Aber die Politik scheut sich hartnäckig und seit Jahren vor einer Bewilligungspflicht.» Da die Kinder in Spielgruppen nur halbtags betreut werden, sei der Politik das Thema offenbar zu unwichtig.

Auch Mia Jenni gehen die bestehenden Gesetze zu wenig weit. «Die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Sexualität muss verboten werden», sagt Jenni und kämpft für ein Ja am 9. Februar 2020. An diesem Tag stimmen Herr und Frau Schweizer über eine Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm ab. «Vorfälle wie in Lenzburg wären mit dem neuen Gesetz endlich strafbar», sagt Mia Jenni.

Gestern hat die SVP Schweiz an ihrer Delegiertenversammlung in Niederglatt ZH die Nein-Parole für die Ausweitung der Anti-Rassismus-Strafnorm beschlossen. Der Entscheid fiel einstimmig aus.

Das Referendum zu Anti-Rassismus-Strafnorm erklärt

Die Anti-Rassismus-Strafnorm soll künftig auch Hass und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung unter Strafe stellen. Dagegen hat ein Komitee das Referendum ergriffen und über 70‘000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht. Das müssen Sie über das Referendum gegen «Zensur von Schwulen-Witzen» wissen.

Die Anti-Rassismus-Strafnorm soll künftig auch Hass und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung unter Strafe stellen. Dagegen hat ein Komitee das Referendum ergriffen und über 70‘000 Unterschriften bei der Bundeskanzlei eingereicht. Das müssen Sie über das Referendum gegen «Zensur von Schwulen-Witzen» wissen.

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Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.

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