Im kleinen Dorf im Aargau hat die Nachricht bereits die Runde gemacht: Olivia K.* (†50) ist verstorben. Sie war die Frau, die im Oktober 2018 bei Euro Millions satte 183,9 Millionen Franken gewonnen hatte und trotzdem weiterhin drei Tage in der Woche als Serviertochter arbeitete.
Ihr Ehemann Bernd K.* (59) bestätigt am Montag vor dem riesigen Haus, das Olivia K. mit ihm nach dem Gewinn bauen liess, den tragischen Tod – und lädt Blick auf einen Kaffee in die gute Stube.
Nach sechs Monaten geheiratet
Doch bevor Bernd K. über seine Gefühle redet, möchte er, wie schon seine Frau im Januar 2020, dass sein Gesicht, sein richtiger Name und sein Wohnort nicht publiziert werden. Ein Bild seiner Frau darf Blick zum Andenken nun veröffentlichen.
Dann erzählt Bernd K. am grossen Küchentisch von Olivia K. Dass er sie in Deutschland als Nachbar eines Restaurants, wo sie arbeitete, kennengelernt habe. «Wir pflegten zuerst eine Freundschaft», erinnert er sich. Damals sei er noch verheiratet gewesen. Erst nach der Scheidung sei er mit Olivia K. zusammengekommen. «Wir haben schon nach etwa sechs Monaten geheiratet, am 7. Juli 2007.» 2014 seien sie in die Schweiz gezogen.
Nach Gewinn prächtiges Haus gebaut
Dann passiert es: Olivia K. gewinnt am 2. Oktober 2018 mit einem Einsatz von 24.50 Franken den Euro-Millions-Jackpot. Ihr Gewinn war der zehntgrösste überhaupt in ganz Europa und der zweitgrösste der Schweizer Euro-Millions-Geschichte.
«Ach, ich lebe ganz normal weiter und arbeite immer noch drei Tage in der Woche», sagte die Serviertochter im Januar 2020 bescheiden zu Blick. Weiter erzählte sie, dass sie mit ihrem Mann «immer noch» in einer Mietwohnung wohne, sie sich aber unter anderem entschlossen hätten, «ein schönes Haus zu bauen».
«Der Krebs war am Ende stärker als sie»
Heute steht das prächtige Haus. Doch Olivia K. ist nicht mehr da. «Sie verstarb am 1. September», sagt der Witwer traurig, aber gefasst. Seine Frau habe wohl schon letzten Herbst Krebs gehabt. «Richtig ausgebrochen ist er im Februar und März dieses Jahres.» Sie habe zuerst in der Schweiz mehrere Chemotherapien gehabt – erfolglos. «Wir haben alles versucht und sind mit ihr auch noch in eine Privatklinik nach Deutschland», so Bernd K., der mehrmals zu seiner Frau reiste. Aber auch in Deutschland konnten die Ärzte ihr nicht helfen. Bernd K.: «Der Krebs war am Ende stärker als sie.»
Letzten Freitag wollte er erneut nach Deutschland reisen. «Doch zwei Tage vorher verstarb sie», sagt Bernd K. Dabei hätten sie doch noch so viel vorgehabt: «Reisen und das Leben geniessen.» Dafür habe er ein paar Monate nach dem Gewinn und Olivia K. im April letzten Jahres gekündigt. «Leider ging es ihr gesundheitlich dann immer schlechter, und es kam nicht mehr dazu», bedauert er. Seine Frau sei so ein hilfsbereiter, guter Mensch und überall beliebt gewesen. «Ich habe sie so geliebt und vermisse sie sehr.»
Letzte Ruhe im kleinen Aargauer Dorf
Bernd K. will im gemeinsamen Haus bleiben. Und: Er will für seine Frau auch weiterhin dafür sorgen, dass jedes Jahr ein gewisser Betrag des Gewinns an gemeinnützige Vereine geht. Die Haupterben seien er und mehrere Geschwister von Olivia K. Wie viel Geld von den 184 Millionen Franken übrig ist, wisse er nicht – darum kümmere sich seine Steuerberaterin. Für Bernd K. ist das nebensächlich – mit gebrochener Stimme sagt er: «Ich hätte lieber meine Frau zurück als das ganze Geld.»
Die Urnenbeisetzung soll auf dem Friedhof des Dorfs stattfinden, wo Olivia K. zuletzt mit ihrem Mann wohnte. Bernd K. hat eine schwierige Zeit vor sich, aber: «Das Leben muss weitergehen. Und ich mache das Beste daraus.»
* Namen geändert
