Unfallserie auf Zebrastreifen – auch Ajsa B. (15) wurde gerammt
«Ich dachte, dass der Fahrer mich sieht»

Es scheint kein Ende zu nehmen: Schon wieder wird ein Mensch auf einem Fussgängerstreifen von einem Auto angefahren. Diesmal in Oensingen SO, wo es an derselben Stelle diese Woche schon einmal geknallt hat. Fussgängerin Ajsa B. (15) hatte dabei sehr viel Glück.
Publiziert: 19.01.2024 um 23:59 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2024 um 15:42 Uhr
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Ralph DonghiReporter News

Es klöpft und tätscht auf unseren Strassen. An allen Ecken und Enden der Schweiz passieren zurzeit Unfälle zwischen Fahrzeugen und Fussgängern. Allein in dieser Woche gab es etliche Schwerverletzte – und auch Tote. Dies vor allem wegen Regen, Schnee, Eisglätte oder schlechter Sicht am frühen Morgen oder abends beim Eindunkeln. Für viele Einsatzkräfte sind es intensive Tage. Aber natürlich auch für die Menschen, die unschuldig verunglücken oder gar selber einen Unfall verursachen.

Viel Glück hatte am Donnerstagmorgen die 15-jährige Ajsa B.* aus Oensingen SO. Wie so viele Opfer wurde auch sie von einem Auto auf einem Fussgängerstreifen angefahren. Sie kommt mit ihrem Leben davon: «Ich habe lediglich den Oberarm gebrochen und ein paar Prellungen auf der rechten Körperseite», sagt die Neuntklässlerin im Einverständnis ihres Vaters (39) am Telefon zu Blick. Sie stellt auch ein paar Fotos zur Veröffentlichung zur Verfügung. Unter anderem von ihrem eingepackten Oberarm. «Ich bin immer noch im Spital», sagt sie am Freitag.

Ajsa B. war auf dem Weg zur Schule

Passiert ist der Unfall gegen 7 Uhr. «Ich war zu Fuss auf dem Weg zur Schule», sagt Ajsa B. Nicht weit von ihrem Zuhause entfernt muss sie dafür einen Fussgängerstreifen überqueren. «Bevor ich loslief, hielt links ein Wagen an.» Dann habe sie rechts ein Auto gesehen. «Es war sicher noch 20 Meter entfernt. Ich dachte, dass der Fahrer mich sieht.» Später habe sie dann von ihm erfahren, dass er sie «nicht gesehen» habe. Ob er zudem zu schnell fuhr, weiss Ajsa B. nicht.

Hatte viel Glück beim Unfall in Oensingen SO: Ajsa B.
Foto: ZVG
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Sicher ist: Ajsa B. hat auf dem Zebrastreifen keine Chance, noch etwas zu tun. «Das Auto fuhr voll in meine rechte Körperseite», sagt sie. Sie sei zu Boden gefallen, aber nicht ohnmächtig geworden. Sie habe vor allem grosse Schmerzen am Oberarm gehabt. Die Rettungskräfte sind rasch vor Ort. «Der Autofahrer hat sich später bei mir entschuldigt. Deshalb bin ich ihm nicht böse», so Ajsa B.

Am Tag zuvor gab es dort bereits einen Unfall

Ein Mitgrund für den Unfall in Oensingen könnte auch das Wetter gewesen sein. «Es regnete, die Sicht war schlecht», sagt der Vater von Ajsa B. «Vielleicht sollte dieser Fussgängerstreifen besser beleuchtet werden. Am Tag zuvor wurde an der Stelle schon jemand umgefahren!»

Tatsächlich: Am Mittwochabend wurde an derselben Stelle eine Fussgängerin (36) von einem Auto angefahren. Sie kam mit unbekannten Verletzungen in ein Spital. Die Polizei sucht Zeugen.

Etliche Fälle in den letzten Tagen

Dass es immer wieder zu Missverständnissen zwischen Fussgängern und Autofahrern bei Zebrastreifen kommt, zeigt die Tatsache, dass es zu dieser Jahreszeit immer wieder kracht. In Altendorf SZ fuhr ein Auto einen Mann (27) an, der laut Polizei «erheblich verletzt» wurde. In Seon AG wurde ein Fussgänger (36) erfasst und musste mit schweren Verletzungen in ein Spital gebracht werden.

Aber auch auf dem Trottoir kam es zu einem Unfall, am Mittwochmorgen in Zuzwil SG. Dort fuhr ein Auto von einem Parkplatz auf eine Strasse und erfasste einen Fussgänger (69). Auch er musste in Spitalpflege.

Auch Tote sind zu beklagen

Und: Es gab diese Woche wegen Kollisionen zwischen Fahrzeugen und Fussgängern auch Tote. In Tramelan BE etwa wurde am Mittwochabend ein Fussgänger (†75) von einem Auto angefahren – er starb später im Spital. In Thun BE wurde am Donnerstagmorgen eine Frau (†84) von einem Lastwagen erfasst – sie starb noch am selben Tag.

Im Gegensatz dazu hatte Ajsa B. viel Glück: «Ich bin schon froh, dass mir nichts Schlimmeres passiert ist.»

* Name bekannt

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