Rauchende Pneus. Ein Quietschen. Ein Knall. Neulenker Tarik B.* (23) hat am Sonntagnachmittag mit einem BMW M6 einen heftigen Unfall in Rupperswil AG gebaut. Der Schweizer und sein Beifahrer blieben zwar unverletzt. Der Sachschaden aber ist beträchtlich, beläuft sich auf rund 100'000 Franken.
Die Meldung über den Crash ging bei der Kantonspolizei Aargau um 14.40 Uhr ein. Demnach hat Tarik B. als er auf der Industriestrasse unterwegs war die Kontrolle über den BMW verloren. Dabei brach ihm das Heck des Firmenwagens aus und er krachte in die Fassade des Fabrikgebäudes.
Tarik B.'s Vater: «Mein Sohn steht unter Schock»
Ein Video zeigt den Moment des Crashs. Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Unfall ereignete, weil der Zuger BMW-Fahrer seinen Kollegen, die filmten, seine Drift-Künste zeigen wollte. Die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen. Auf Anfrage von BLICK ist auch bei der Kantonspolizei Aargau die Rede von einer «Driftspur» am Boden.
Am Tag nach dem Unfall hat BLICK mit Tarik B.'s Vater gesprochen. Er selbst begreift nicht, wie sein Sohn den BMW gegen die Wand setzen konnte, und geht hart mit ihm ins Gericht: «Entweder muss man besoffen oder unter Drogen sein. Einfach so passiert sowas doch nicht», sagt der Vater.
Auch dem BMW-Fahrer sitzt seine waghalsige Boliden-Show noch in den Knochen. «Mein Sohn steht unter Schock. Er konnte deshalb heute nicht arbeiten gehen», so der Vater.
Pneuspur ist über 50 Meter lang
Den Führerschein auf Probe ist Tarik B. los. Er wurde ihm von der Kantonspolizei vorläufig abgenommen. Immerhin: Auf dem Video ist zu sehen, dass das Industriegelände menschenleer war. Tarik B. dürfte somit wohl keine unbeteiligten Passanten gefährdet haben.
Auch am Dienstag, zwei Tage nach dem Boliden-Crash, sind an der Unfallstelle die schwarzen Pneuspuren des BMWs noch deutlich zu sehen. Sie sind, bis zum Einschlag am Firmengebäude, über 50 Meter lang. Die betroffene Firma, bei der der Wagen im Industriegebiet in die Wand donnerte, möchte aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden.
Firma hat ähnliche Fälle schon oft gemeldet
Ein Mitglied (41) der Geschäftsleitung sagt jedoch zu BLICK: «Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier an den Wochenenden Probleme mit jungen Autofahrern hatten. Wir haben ähnliche Vorfälle schon oft der Gemeinde und der Regionalpolizei gemeldet. Doch gebessert hat es nicht.»
Man verurteile solche Aktionen und werde auch Regress beim BMW-Lenker nehmen, der den Schaden am Gebäude verursacht habe. «Der beläuft sich auf zirka 10'000 bis 20'000 Franken», so das Geschäftsleitungsmitglied. Denn: «Es könnte nämlich sein, dass man die ganzen Aluteile am Gebäude ersetzen muss.» Man sei aber «einfach froh, dass es nur bei Sachschaden geblieben ist».
Zweiter BMW-Protzer-Crash in kurzer Zeit
BLICK konfrontiert die Gemeinde Rupperswil mit dem Drift-Crash. «Uns ist bekannt, dass auf dem besagten Streckenabschnitt der Industriestrasse zuweilen zu schnell gefahren wird», sagt Gemeindeschreiber Marco Landert. «Entsprechende Meldungen wurden jeweils an die Regionalpolizei Suret weitergeleitet, welche sporadisch Kontrollen durchgeführt hat.» Aufgrund der begrenzten personellen Ressourcen, so Gemeindeschreiber Landert weiter, «ist es der Regionalpolizei jedoch nicht möglich, diesen Bereich verstärkt zu überwachen».
BMW-Protzer kennen die Strecke. Vor knapp zwei Monaten hat es dort schon mal gekracht. Ein Österreicher (29), der im Bezirk Lenzburg wohnt, setzte seinen 450 PS starken BMW M4 gegen einen Baum. Die Polizei geht davon aus, dass der Fahrer zu schnell unterwegs war und deswegen die Kontrolle über den Boliden verloren hatte. Der 29-Jährige wurde beim Crash leicht verletzt, sein Beifahrer (17), kam mit einem Schock davon. Doch der praktisch neue BMW M4 war nur noch Schrott und der Führerschein weg.
*Name geändert
