Kinder bekommen immer häufiger Lungenentzündungen
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Mysteriöse Fälle in China:Kinder bekommen immer häufiger Lungenentzündungen

Mysteriöse Häufung von Lungenentzündungen nicht nur bei Kindern in China
Kommt das nächste Corona auf uns zu?

In China stecken sich derzeit zahlreiche Kinder mit einer mysteriösen Lungenentzündung an. Die WHO beobachtet die Situation. Auch in der Schweiz gibt es mehr Infektionen. Was dahintersteckt, erklärt ein Infektiologe vom Kinderspital Zürich.
Publiziert: 24.11.2023 um 09:39 Uhr
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Aktualisiert: 24.11.2023 um 09:59 Uhr
Überfüllte Wartesäle in einem Kinderspital in Peking. In China steigen Fälle von Lungenentzündungen bei Kindern sprunghaft an.
Foto: AFP
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Kinder schlafen im Gang und erhalten Infusionen – in China verzeichnet eine mysteriöse Lungenentzündung einen rasanten Anstieg. Die bislang undiagnostizierte Atemwegserkrankung bereitet Eltern derzeit schlaflose Nächte.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beobachtet die Situation und fordert von den Behörden in China Informationen über den Ausbruch.

Inzwischen ist klar: Das Problem gibt es nicht nur in China. Auch in der Schweiz ist eine deutliche Zunahme an Lungenentzündungen zu beobachten. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam unter Schweizer Leitung.

Mykoplasmen im Verdacht

Studienleiter ist der Infektiologe Patrick Meyer Sauteur vom Kinderspital Zürich. «Die Häufung der Fälle in China ist auffällig, aber für uns in der Schweiz nicht alarmierend», sagt der Mediziner zu Blick. Dass sich in China gerade eine ganz neue Form von Lungenentzündung ausbreitet, hält er für unwahrscheinlich. «Es gibt aktuell keine Hinweise für ein neues Virus.»

Was genau hinter der Krankheitswelle in China steckt, ist noch unklar. Nur so viel: «Was teilweise nachgewiesen werden konnte, waren Berichten zufolge Mykoplasmen. Und was die Mykoplasmen angeht, haben wir auch hier in der Schweiz gerade sehr viel mehr Fälle als sonst.»

Immer mehr Fälle in Asien als in Europa

Mykoplasmen (Mycoplasma pneumoniae) gehörten vor der Corona-Pandemie zu den häufigsten bakteriellen Erregern von Lungenentzündungen bei Kindern. Und sind jetzt wieder auf dem Vormarsch.

«Mykoplasmen-Infektionen sind wie in Europa auch in Asien in letzter Zeit vermehrt aufgetreten. Wichtig ist zu sagen, dass es in Asien schon immer deutlich mehr Fälle von Mykoplasmen-Infektionen gab als in Europa. Warum das so ist, wissen wir nicht», sagt der Infektiologe.

Aber das sei kein Grund zur Sorge. Denn: Die Spitäler und Ärzte seien hierzulande gut auf diese Form der Lungenentzündung vorbereitet.

China gibt Lockerungen die Schuld

Ob auch Mykoplasmen in China für die vielen Fälle verantwortlich sind, ist unklar. Es ist daher schwierig zu sagen, ob es schon Fälle wie in China in der Schweiz gibt. «Da die Ursache noch nicht klar ist, ist aktuell keine Aussage dazu möglich, ob solche Fälle hierzulande zu beobachten sind», teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von Blick mit.

Als Grund für den Ausbruch hatte Chinas Nationale Gesundheitskommission erklärt, die Zunahme der Atemwegserkrankungen hange mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen und der Ausbreitung anderer bekannter Krankheitserreger zusammen. Das hält auch Meyer Sauteur für plausibel.

Schliesslich habe sich das ebenfalls in der Schweiz gezeigt. Mit den Massnahmen gab es deutlich weniger Mykoplasmen-Infektionen. Und jetzt, ohne Massnahmen, würden die Zahlen wieder steigen.

Es braucht mehr als einen Huster im Tram

Um sich eine Lungenentzündung durch Mykoplasmen einzufangen, brauche es mehr als ein Husten im Tram, erklärt der Infektiologe. «Wiederkehrende Kontakte sind die Ursache, wie zum Beispiel in der Familie, der Schule oder dem Militär. In engen Kreisen kann es dann schnell zu einem Ausbruch kommen.»

Die Verläufe seien meist mild. «Es gibt zwar schwere Fälle, aber viele können sich zu Hause auskurieren und müssen nicht im Spital bleiben. Aber je mehr Fälle es gibt, desto mehr schwere Fälle kommen auch vor.»

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