Nach dem Selbstmord seines Geschäftspartners bangt Bauer Niklaus Fischli (69) aus Benken SG um seinen Hof
«Man will uns vom Hof jagen!»

Der Klettenseehof wäre ein beschaulicher Bauernhof – läge er nicht direkt neben der Autobahn in Benken SG. Um ihn tobt ein erbitterter Krieg: Seit Jahren versucht die Ortsbürgergemeinde den Pächter zu vertreiben.
Publiziert: 11.04.2017 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:01 Uhr
Marco Latzer

Bauer Niklaus Fischli (69) kämpft um seinen Betrieb – seit er 2010 den Klettenseehof in Benken SG als Pächter übernommen hat. Von Beginn weg versuchte die Ortsbürgergemeinde, die Pacht zu beenden und den Hof zurückzubekommen. «Es ist Terror der übelsten Sorte, wie zu Stalins Zeiten!», sagt Fischli. Hinter seinem Rücken trachte man ihm gar nach dem Leben. «Die wollen uns vom Hof jagen!» 

Einen Bauern in den Selbstmord getrieben

Die Geschichte geht sogar zurück bis in die Mitte der Neunzigerjahre: Damals verpachtet die Ortsbürgergemeinde den Klettenseehof für fünfzig Jahre an Kurt Schnider (†42). Er übernimmt damit die Pacht von seinen Eltern. Und er wehrt sich sogleich juristisch gegen den Pachtzins für das Wiesland. Schnider bekommt durch alle Instanzen Recht. Seither herrscht Krieg.

«Sie haben Kurt systematisch fertiggemacht, ihn verunglimpft und nach Kräften schikaniert!», sagt Fischli. 2010 erschiesst sich Schnider mit einer Pistole. Im Brief, den er hinterlässt, schreibt er: «Nun heisst es schweren Herzens Abschied zu nehmen. Die jahrelange Hetzkampagne gegen mich hat tiefe Spuren hinterlassen.»

Kämpft um seinen Hof: Bauer Niklaus Fischli ist Pächter des Klettenseehofs – und im Knatsch mit der Ortsbürgergemeinde von Benken SG.
Foto: Siggi Bucher
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Niklaus Fischli hat den Streit «geerbt»

Vor seinem Tod überschreibt Kurt Schnider den Pachtvertrag auf seinen Hofpartner Niklaus Fischli – verbunden mit dem Versprechen, dass seine Mutter Ida Schnider (83) bis an ihr Lebensende dort wohnen kann.

Noch heute hilft die Rentnerin auf dem Hof mit, füttert leidenschaftlich gern die Kühe. Verliert Fischli den Hof, müsste sie ausziehen. «Das wäre das Schlimmste, was mir passieren könnte», sagt Ida Schnider. «Eine absolute Katastrophe!»

Die Ungewissheit besteht seit dem Tod des Sohnes 2010. Weil die Witwe das Erbe ausschlägt, landet die Pachtübergabe 2010 beim Konkursamt. Die Ortsbürger schalten sich ein und wollen die Pacht zurückkaufen. Das Geld von Fischli lehnen sie ab.

Seither ist die Sache blockiert. Fischli zahlt 90'000 Franken für die Übernahme des Hofs und den Pachtzins auf ein Sperrkonto ein.

Diesen Mittwoch startet die Ortsbürgergemeinde einen neuen Angriff. An der Jahresversammlung sollen die Ortsbürger die für den Rückkauf der Pacht notwendigen Mittel bewilligen.

Ärger ist vorprogrammiert: Im Vertrag ist ein Pächterwechsel klar geregelt. Auch darf in der Schweiz ein Bauernhof ohnehin nur von einem Selbstbewirtschafter gekauft werden.

Die Ortsbürgergemeinde schweigt

Weshalb der erbitterte Kampf? «Die Bauern unter den Ortsbürgern sind neidisch und gierig. Die wollen sich den wertvollen Boden unter den Nagel reissen», vermutet Ida Schnider. Bei der Ortsbürgergemeinde wolle man erst nach der Abstimmung Stellung nehmen, teilt deren Präsident Albert Glaus BLICK mit. Er findet: «Der Stimmbürger soll entscheiden.»

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